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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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für die späte Störung, stelle mich vor und frage dann:
    «Sagen Sie, haben Sie in Ihrem Repertoire, das Sie mit Klaus Drossmann gespielt haben, auch ‹Lass uns fummeln, Pummel› mit dabeigehabt?»
    «Nein, nie», antwortet Jürgen Tinnig und lacht verächtlich. «Wir spielen zwar viel Scheiße, aber so tief sind selbst wir nicht gesunken.»
    Ich muss auch lachen.
    «Also nie?», hake ich nach. «Auch nicht geprobt?»
    «Nein.»
    «Mit welchen Keyboards hat er …»
    «Scheiße!», unterbricht er mich. «2:1 für Arsenal!»
    Ich freue mich und nehme den Faden wieder auf.
    «Was ich noch fragen wollte – mit welchen Keyboards hat Drossmann in Ihrer Band gespielt?»
    «Mir gar keinem. Er hat E-Piano gespielt. Keyboard hat der Günni gespielt.»
    Günni! Warum eigentlich müssen Feierabendmusiker immer solche Namen haben? Feierabendmusiker und Lastkraftfahrer!
    «Kein Keyboard? Auch nicht so ein uraltes Yamaha-Ding?», bohre ich.
    «Nein. Er hat immer nur Piano gespielt.»
    «Herzlichen Dank, Herr Tinnig. Dann entschuldigen Sie noch einmal die späte Störung, und dann wollen wir doch mal hoffen, dass die Bayern das Ding noch drehen», heuchle ich und lege auf.
    Mit einer mir sonst eher fremden Zielstrebigkeit, ja nahezu Verbissenheit gehe ich nun im Stechschritt zum Lager. Bei der Durchsuchung von Klaus Drossmanns Video- und Audiomaterial fehlte eine einzige Tonkassette. Dies fiel uns auf, da ja alle Bänder durchnummeriert waren. Eine Kassette aus dem Jahre 1988 mit der Nummer 167 war nicht aufzufinden. Ich suche mir die Kassetten 166 und 168 heraus, kehre zum Büro zurück und lege Nr. 166 in den Recorder der Belegschaftsküche. Roland Kaiser. Ich spule vor und höre einen Song, den ich bisher zum Glück nicht kannte. Ich spule weiter vor. «Rockin’ All Over The World» von Status Quo. Enttäuscht nehme ich Kassette 166 heraus und lege Nr. 168 hinein. Wieder spule ich stichprobenartig herum. Dann höre ich das, was ich hören will. Es folgen offensichtlich selbst eingespielte Keyboard-Demos. Die Sounds erinnern eindeutig an die des Klaus-Drossmann-Keyboards. Ich spule wieder vor. Nun singt er auch. So wie es klingt, sind es eigene Songs.
    Ich kann es nicht beweisen, aber ich bin sicher, dass es so ist. Wie es aussieht, habe ich die Verbindung zwischen Klaus Drossmann und Herr Bärt gefunden.
     
    Ich versuche Markus Meirich zu erreichen. Sein Handy ist aber ausgeschaltet. Auf Festnetz zu Hause möchte ich ihn lieber nicht anrufen. Bei Miriam habe ich mehr Glück.
    «Miriam, ich bin gerade im Büro und meine, etwas Wichtiges herausgefunden zu haben», verkünde ich ihr.
    «Oha.»
    «Hast du kurz Zeit für ein Gespräch?»
    «Ja, habe ich, Herr Chef. Dann komm doch vorbei, ich bin zu Hause. Habe mir eh gerade eine Flasche Wein aufgemacht.»
    Du liebe Güte, denke ich, wie das enden kann, weiß man ja. Egal.
    «Wo wohnst du?», frage ich.
    «In der Maurergasse 9», antwortet sie.
    «Bin gleich da.»
    Dann rufe ich zu Hause bei Melina an. Es ist fast halb elf. Ich erkläre ihr, dass ich wohl erst spät in der Nacht zurückkommen werde, und bitte sie, jetzt ins Bett zu gehen, da morgen Schule sei.
    «Ja ja», sagt sie, obwohl sie natürlich «nein, nein» meint.
     
    Eine Viertelstunde später stehe ich vor Miriam Meislers Wohnungstür.
    «Meisler/Groß» steht auf dem Klingelschild. Aha. Ich klingle. Eine großgewachsene Frau um die dreißig mit grünem Brillengestell öffnet mir die Tür. Vermutlich Frau Groß. Du liebe Güte, fährt es mir durch das Hirn, diese Dame wird doch hoffentlich nicht eine von Monogamie überzeugte Lebensabschnittsgefährtin von Miriam sein. Nicht, dass ich jetzt noch zu allem Überfluss von einer militant übermotivierten lesbischen Feministin aus Eifersucht erschossen werde. Ich habe überhaupt gar nichts gegen lesbische Feministinnen, nur erschossen werden, das finde ich doof.
    Doch da kommt mir schon Miriam in Jogginghose und Kapuzenpullover zu Hilfe. Wir gehen in die sogenannte Wohnküche.
    Ich erzähle ihr vom Herr-Bärt-Gepummel in Klaus Drossmanns Keyboard und von meinem Gespräch mit dem Mannheimer Musiker.
    «Und was schließt du daraus?», fragt sie und gießt mir Weißwein in ein Ikeaglas.
    «Mein Verdacht ist, dass Klaus Drossmann den Song ‹Lass uns fummeln, Pummel› vor über zwanzig Jahren geschrieben hat, zumindest beteiligt war. Warum sonst soll er auf diesem Keyboard sein?»
    Miriam schaut skeptisch. Eine Geschirrspülmaschine der vermutlich ersten Generation

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