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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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rudert.«
    Ich beugte mich vor und tippte Runkle auf die Schulter. Langsam hob er den Kopf, drehte sich um und starrte mich mit leeren Augen an. Sein Mantel war durchnässt, und er umklammerte immer noch seine Pistole. Als ich auf die Waffe blickte, bemerkte ich den dunklen Fleck auf dem Mantel – ein roter Fleck auf Bauchhöhe, in der Dunkelheit kaum erkennbar. Ich riss die Augen auf.
    »Hey, Mann, sind Sie verletzt?«
    »Lassen Sie mich... in Ruhe«, lallte Runkle und ließ den Kopf hängen. »Rudern Sie... einfach... das verdammte... Boot.«
    »Mann«, hakte ich nach, »Sie sind verletzt. Das Blut da auf Ihrem Mantel – was zur Hölle ist passiert?«
    »Verletzt?« Chief Maxey zog sein Ruder ein und schob sich zu uns rüber. »Zeigen Sie her, Runkle. Wie schlimm ist es?«
    »Das ist nicht mein Blut«, sagte Runkle und zog den Mantel enger. »Es ist von... Murphy. Ich habe es... abgekriegt, als ich... ihn erschossen habe.«
    »Blödsinn.« Ich ließ mich nicht abwimmeln. »Ich habe Sie danach doch gesehen, und da hatten Sie kein Blut an sich. Und jetzt lassen Sie sich helfen.«

    Runkle riss den Kopf hoch, in seinen Augen stand plötzlich Wachsamkeit. Er hielt mir die Pistole vors Gesicht.
    »Setzen Sie sich... auf Ihren verfickten Hintern... und lassen Sie mich... in Ruhe. Ich sagte doch... es ist nichts. «
    Plötzlich verstand ich. Er war schon die ganze Zeit komisch gewesen, seit ich ihm auf dem Schiff begegnet war und wir den Professor gejagt hatten. Er hatte wegen des Mantels gelogen. Hatte gesagt, er würde ihn wegen des Sturms tragen. In Wahrheit hatte er ihn angezogen, um seine Wunde zu verstecken.
    »Sie sind gebissen worden, stimmt’s, Runkle? Murphy hat Sie gebissen, bevor Sie ihn erschossen haben, und das haben Sie die ganze Zeit vor uns versteckt.«
    Er grinste mich höhnisch an. »Sie sind ja... verrückt, Lamar. Wenn ich... gebissen worden wäre... wäre ich doch inzwischen tot, oder?«
    »Sie sehen nicht gerade gesund aus. Jetzt, wo Sie es sagen, sind alle Anzeichen da. Sie lallen. Sie sind schwach. Geben Sie es zu, Runkle. Sie sind gebissen worden und haben versucht, es vor uns zu verbergen.«
    Chief Maxey legte Runkle eine Hand auf die Schulter. »Alles wird gut werden, Runkle. Lassen Sie sich helfen.«
    Obwohl er geschwächt war, verfügte Runkle noch über einige Kräfte. Er bewegte sich blitzschnell, holte aus und schlug dem Chief mit der Pistole ins Gesicht. Etwas krachte, und Chief Maxey taumelte zurück.
Aus seiner Nase und seinem Mund quoll Blut. Das Boot neigte sich gefährlich zur Seite, und mehr Wasser drang ein. Ich stürzte mich auf Runkle, um ihm die Waffe zu entreißen, aber er war zu schnell. Wieder wirbelte er herum, und plötzlich spürte ich den Lauf der Pistole an meinem Bauch. Grinsend schob er mich zurück auf meinen Platz.
    »Keine... verdammte... Bewegung... oder ich werde mich... um diese Kinder... kümmern... Rudern Sie... einfach... weiter.«
    »Sie verdammtes Arschloch. Sie sind ein Cop. Was ist mit Ihrem Eid – Schützen und Bewahren?«
    Er lachte. »Der ist... mit dem Rest der Welt... gestorben.«
    »Sie sind ein echter Dreckskerl.«
    Sein Lachen verwandelte sich in ein Husten. »Maul halten... und... rudern... Schwuchtel.«
    Zähneknirschend folgte ich seinem Befehl. Grinsend schwenkte Runkle seine Waffe vor meiner Nase. Ich griff nach den Rudern und senkte sie wieder ins Wasser. Chief Maxey rollte sich auf den Rücken, stöhnte und lag dann still. Regentropfen fielen auf sein Gesicht und wuschen das Blut ab, das aus seiner Nase strömte.
    »Carol«, rief Runkle, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Sie und die... Kinder... gehen rüber... zu Lamar.«
    »Officer Runkle«, bat sie flehend. »Sie sind krank. Sie wissen ja nicht -«
    »Maul halten. Sie tun jetzt... was ich Ihnen... sage,
oder ich... erschieße... Lamar als Ersten. Und jetzt... rüber...«
    Wütend umklammerte ich die Ruder. Chief Maxey war immer noch bewusstlos. Wenn ich eine falsche Bewegung machte, würde Runkle mich erschießen, bevor ich zwei Schritte gemacht hätte. Wir waren hilflos. Ich beschloss, es noch einmal mit Vernunft zu versuchen.
    »Sie werden sterben, Runkle. Das wissen Sie doch, oder? Wenn Murphy Sie gebissen hat, ist Hamelns Rache bereits in Ihrem Blutkreislauf.«
    Er schüttelte den Kopf. »Werde... nicht... sterben. Ich... werde... leben.«
    »Einen Scheißdreck werden Sie. Es wird passieren, ob Sie dagegen ankämpfen oder nicht. Sie können es nicht besiegen. Also, was soll das

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