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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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Ganze, Mann? Warum tun Sie uns das an? Was wollen Sie damit erreichen?«
    Er antwortete nicht. Mit der freien Hand griff er sich an die Seite und schützte die Wunde unter seinem Mantel. Sein Gesicht war nass von Regen und Schweiß. Ich fragte mich, warum es bei ihm so lange dauerte, bis er sich verwandelte. Mitch war wesentlich schneller gestorben. Vielleicht war Runkles Konstitution besser. Vielleicht hing die Geschwindigkeit, mit der die Infektion wirkte, davon ab, wie gesund der Betroffene vorher gewesen war.
    Carol, Tasha und Malik kamen vorsichtig auf meine Seite des Bootes. Einer nach dem anderen setzten sie sich neben mich auf die Bank. Runkle behielt sie
wachsam im Auge. Ich rutschte zur Seite, damit sie mehr Platz hatten. Als Malik sich umdrehte, um sich hinzusetzen, packte Runkle ihn am Arm.
    »Hey«, rief Malik empört. »Was machen Sie? Lassen Sie mich los!«
    »Halt’s... Maul... du kleiner... Hosenscheißer... Als der Chief... die Kiste aufgemacht hat... habe ich... ein paar Seil... gesehen.... Ich will... dass du... die Seile nimms... und Chief Maxey... fesselst...«
    »Einen Scheißdreck werde ich.«
    Ich richtete mich auf und spannte alle Muskeln an, bereit zum Sprung. »Lassen Sie ihn los, Arschloch.«
    Runkle drehte seinen Arm, und Malik schrie auf. Ich wollte aufstehen, aber Runkle richtete wieder die Pistole auf mich.
    »Hinsetzen... Schwuchtel... oder ich reiße ihm... den Arm aus.«
    »Arschloch.« Gehorsam setzte ich mich hin. »Sie krankes, verficktes Arschloch. Lassen Sie ihn los!«
    Wieder verdrehte er Malik den Arm. »Mach schon...«
    »Okay, Mann.« Malik riss sich los. »Verdammte Scheiße. Ich kann überhaupt nichts machen, wenn Sie mir den Arm ausreißen. Arsch.«
    Wütend rieb sich Malik den Oberarm und stakste durch das Boot. Runkle drehte sich nicht um, um ihn im Auge zu behalten. Stattdessen beobachtete er mich, Carol und Tasha. Ich fragte mich, warum er nicht einfach aufstand und sich ans andere Ende des
Bootes setzte, von wo aus er uns alle gleichzeitig im Blick behalten konnte. Vielleicht war er schon wahnsinniger, als es den Anschein hatte – kein klarer Gedanke mehr, einen Tod vor Augen, der nicht anhalten würde, dachte er vielleicht schon mehr wie ein Zombie und weniger wie ein Mensch.
    Eine große Welle ließ das Rettungsboot schwanken. Lose Gegenstände rollten über den Boden. Eiskaltes Meerwasser drang in meine Stiefel. Malik hielt sich fest, öffnete die Kiste und kramte darin herum, bis er das Seil gefunden hatte. Er zog es hervor und ließ den Deckel fallen.
    »Hast du es?« Runkle hustete wieder.
    »Ja«, sagte Malik. »Hab’s gefunden.«
    »Beeil... dich...«
    »Ja, ja, eine Sekunde noch. Drängeln Sie nicht so. Sie sind ja schlimmer als meine Schwester.«
    Tasha starrte ihn böse an, verkniff sich aber einen Kommentar. Ich wandte den Blick nicht von der Pistole. Ein schöner Held war ich geworden. Professor Williams hatte voll danebengelegen, und ich wünschte mir, er wäre bei uns, damit ich es ihm zeigen könnte.
    Runkle drehte sich nicht um. Seine Augenlider schlossen sich langsam. Der Fleck auf seinem Mantel wurde größer. Ein dünnes, hellrotes Rinnsal drang aus seinem Ärmel und lief seine Hand hinunter, um dann von seinem Zeigefinger zu tropfen. Das Wasser im Boot färbte sich rosa. Runkles andere Hand schloss sich fester um die Pistole. Ich beobachtete ihn,
während ich ruderte, und wünschte mir, er würde sterben. Ich leckte mir das Salzwasser von den Lippen und hoffte, dass der nächste Atemzug sein letzter sein würde. War er aber nicht.
    Anstatt den Chief zu fesseln, griff Malik leise nach seinem Speer. Ganz langsam schlich er zu Runkle, der ihm noch immer den Rücken zudrehte. Ich schaute absichtlich in eine andere Richtung, um Runkle nicht zu alarmieren, und versuchte allein durch Willenskraft, Carol und Tasha dazu zu bringen, es ebenso zu machen. Malik hob den Speer über den Kopf und schob sich näher heran.
    »Spar... noch etwas... Seil... auf«, keuchte Runkle. »Du... musst... auch noch... die... anderen... fesseln.«
    »Wie Sie wollen«, sagte Malik und kam noch näher. »Sie sind der Boss.«
    »Ganz... genau... ich bin...«
    Plötzlich krümmte sich Runkle, drückte eine Hand an seine Seite und keuchte vor Schmerzen. Er schloss krampfhaft die Augen, und sein Griff um die Pistole wurde schlaff. Die Waffe war jetzt auf den Boden gerichtet. Mit einem Schrei sprang Malik vor und rammte den Speer in Runkles Rücken. Der Junge kämpfte mit

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