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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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Seife oder Rasierschaum. Bei jedem trockenen Kratzen der Rasierklinge zuckte er zusammen. Auf seiner großen Nase sah man die roten Äderchen eines Alkoholikers. Nachdem er sich vorgestellt hatte, gab er uns eine Flasche Wasser, damit wir uns wenigstens die Zähne putzen konnten. Mitch hatte eine Tube Zahnpasta in seinem Rucksack. Tasha, Malik und ich benutzten die Finger als Zahnbürsten. Wir hatten keine saubere Kleidung. Meine Hose war verkrustet und steif. Wenn ich sie in eine Ecke gestellt hätte, wäre sie von allein stehen geblieben. Eine weiße Frau im mittleren
Alter, die in der Kabine neben uns wohnte und sich als Joan Barnett vorstellte, lieh Tasha ein T-Shirt, doch Malik und ich hatten kein Glück. Mitch hatte eine saubere Unterhose in seinem Rucksack, aber das war auch alles. Ich bemerkte, dass er eine Pistole in sein Holster schob, nachdem er sich gewaschen und angezogen hatte. Die anderen Waffen waren immer noch in unserer Kabine verstaut.
    Die meisten Leute an Bord hatten sich in der Schiffsküche versammelt. Ein Typ namens Cleveland Hooper und ein Asiate namens Tran verteilten Frühstück-kleine Schachteln mit Cornflakes, Dosenananas, Müsliriegel und Götterspeise. Kein Speck, keine Eier oder Pfannkuchen oder frisches Obst. Das wäre inzwischen alles verdorben. Es gab Kaffee, aber keine Milch, nur abgepackten Zucker und Kaffeeweißer. Aber sie hatten jede Menge Trinkwasser und Orangensaftkonzentrat, das besser schmeckte als alles, was ich je in meinem Leben getrunken hatte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal Orangensaft getrunken hatte.
    »Schön, dich zu sehen, Bruder«, sagte Hooper, als er mir ein paar Ananasstücke aufs Tablett legte.
    »Warum?«, fragte ich.
    »Weil wir die einzigen Nigga auf diesem Schiff sind, Mann. Alle anderen sind weiß, bis auf Tran hier, und der spricht kein Englisch. Also bleiben nur du und ich, Sportsfreund. Wir können uns die Frauen teilen. Ihnen zeigen, was ein richtiger Schwanz ist.«
    »Ach ja?« Ich machte einen aufHetero und versuchte,
interessiert zu klingen, aber eigentlich wollte ich nur essen. Je schneller ich aus diesem Gespräch rauskam, desto besser.
    »Ja, klar, Mann. Das hier ist die Muschizentrale, Bruder. Es gibt ein paar echte Leckerbissen an Bord. Hoffe nur, dass nicht die Hälfte davon Kampflesben sind. Weißt Bescheid?«
    Mein Gesicht fror ein. »Nein, weiß ich nicht. Und ich bin nicht dein Bruder. Nenn mich nicht so.«
    Hooper ließ die Schöpfkelle sinken. »Was hast du für ein Problem, Mann?«
    »Dich. Du bist mein verdammtes Problem.«
    Ich ging, da ich es nicht auf einen Kampf anlegen wollte. Ich hörte noch, wie er mich leise einen Onkel Tom nannte. Ich setzte mich neben Mitch. Tasha und Malik saßen uns gegenüber. Meine Schulter war angespannt, mein Kiefer verkrampft.
    »So wenige überleben, und einer davon muss ausgerechnet dieses homophobe Arschloch sein. Wir hätten ihn zurücklassen sollen.«
    Malik hörte auf zu kauen und sah mich an. »Was bedeutet dieses Wort, das er benutzt hat? Kampflesbe . Was ist das?«
    »Ein schlimmes Wort«, erklärte ich. »Die Leute benutzen es, um Frauen zu bezeichnen, die homosexuell sind. Aber es ist nicht sehr nett.«
    »Homosexuell?« Malik knabberte an seinem Müsliriegel. »Also ist eine Kampflesbe so etwas wie eine weibliche Schwuchtel?«
    »So was sagt man nicht, Malik.«

    »Was?«
    »Schwuchtel. Das ist ein hässliches Wort. Weißt du, was es bedeutet?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Klar. Das ist, wenn zwei Typen sich küssen und umarmen.«
    »So kann man das sagen.« Ich schüttelte den Kopf. »Jedenfalls solltest du es nicht benutzen.«
    »Warum nicht? Meine Freunde benutzen es auch alle.«
    Ich seufzte. »Weißt du noch, als wir gestern Abend bei euch in der Wohnung waren?«
    Für einen Moment wurden die Gesichter der Kinder ernst. Sofort fühlte ich mich schuldig, weil ich böse Erinnerungen geweckt hatte.
    »Ja«, sagte Malik dann. »Ich erinnere mich.«
    »Weißt du noch, wie du Nigga gesagt hast und ich es dir verboten habe? Und dir gesagt habe, was es wirklich bedeutet?«
    »Mh-hm. Danach habe ich mich mies gefühlt. Du bist nicht dumm, und das heißt es ja. Ich werde es nicht wieder sagen.«
    »Ich wette, deine Freunde haben dich Nigga genannt, oder? Sie wussten wahrscheinlich auch nicht, was es bedeutet. Aber hat dich jemals jemand Nigger genannt?«
    »Mit ›r‹ am Ende?«
    Ich nickte.
    Seine Züge verhärteten sich. »Einmal, ist schon lange her. Da

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