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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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die Tasha das T-Shirt geliehen hatte, setzte sich zu uns an den Tisch. Dann erzählte sie uns ihre Geschichte. Sie war die letzten zwei Wochen in ihrem Badezimmer eingesperrt gewesen. Zwei Zombies hatten sie dort hineingejagt, und als sie endlich das Interesse verloren hatten und verschwanden, war die Tür blockiert. Die Kreaturen hatten so lange auf den Türknauf eingeschlagen, bis er nicht mehr funk tionierte. Das Bad hatte weder Fenster noch Ausgänge. Sie hatte Wasser aus der Toilettenschüssel getrunken und überlebt, indem sie Hustenbonbons und Toilettenpapier aß. Sie hatte überlegt, ob sie auch die Flasche mit Ibuprofen essen sollte, sich dann aber entschieden, sie aufzuheben, falls sie Selbstmord begehen müsste. Zum Glück musste sie das nicht. Drei Überlebende hatten sie gefunden, als sie das Haus plünderten, und sie aus dem Badezimmer befreit. Zwei von ihnen wurden später getötet – einer von einem Zombie und der andere von einem Heckenschützen. Der Dritte war während des Schusswechsels abgehauen,
und sie wusste nicht, was aus ihm geworden war. Falls er in Baltimore geblieben war, war er inzwischen wahrscheinlich tot.
    Wir redeten nicht viel, nachdem sie uns ihre Geschichte erzählt hatte. Essen war wichtiger. Joan war völlig ausgehungert, und dem Rest von uns ging es ähnlich. Ich hatte nichts mehr gegessen seit dem Fruchtcocktail in meinem Haus, am Abend zuvor. Es kam mir vor, als läge das schon lange Zeit zurück, doch in Wirklichkeit war es nicht einmal zwölf Stunden her. Malik fragte mich, ob er noch einen Nachschlag kriegen könnte, und ich sagte ihm, dass ich da kein Problem sähe. Als er den Tisch verlassen hatte, nahm Mitch einen Schluck Kaffee und rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
    »Was ist los?«
    »Mir ist nur gerade etwas eingefallen.«Er stellte den Kaffeebecher ab. Er rutschte ein paar Zentimeter über den Tisch, als das Schiff sich bewegte. Mitch wurde blass.
    »Seekrank?«, fragte ich und versuchte zu verbergen, dass es mir ebenso ging.
    »Vielleicht ein bisschen«, gab er zu. »Aber daran habe ich nicht gedacht. Ich hab mich gefragt, wie viele Lebensmittel wir an Bord haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Zeug hier auf dem Schiff gelagert wurde. Es muss nach Hamelns Rache herangeschafft worden sein.«
    »Ich bin einfach nur froh, wenn es irgendwas gibt«, meinte Joan.

    »Ich auch«, stimmte Mitch ihr zu. »Gibt es denn jemanden, der dafür zuständig ist, über die Sachen Buch zu führen und sie zu rationieren?«
    Bevor Joan oder ich antworten konnten, ertönte plötzlich das schrille Pfeifen einer elektronischen Rückkoppelung, und die Schiffslautsprecher rauschten.
    »Guten Morgen, meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän. Mein Name ist Chief Maxey. Sie können mich Wade nennen oder Chiefoder Captainwie Sie wollen. Ich erwarte alle Mann zum Appell auf dem Achterlandedeck, um null-neunhundert. Falls Ihre Begleiter noch in den Kojen liegen, wecken Sie sie bitte, damit sie ebenfalls erscheinen können. Ich dachte, eine kurze Einführung wäre angebracht, da wir alle so unvermittelt zusammengekommen sind.«
    Wieder ein Rauschen, dann wurde der Lautsprecher abgeschaltet.
    »Was meint er mit Appell?«, fragte Joan.
    Tasha zuckte mit den Schultern. »Und wo ist das Achterlandedeck?«
    »Welche Uhrzeit hat er genannt?«, rief ein Mann quer durch den Raum. »Null-neun was?«
    »Verzeihung, wenn ich kurz...«Ein alter Mann erhob sich. Er war klein und sein dünnes weißes Haar zerzaust. Er trug einen schmutzigen Anzug, und seine dicke Brille rutschte ihm immer wieder von der Nase. Er schob sie hoch und sagte: »Hallo.«
    »Hallo«, rief irgendjemand zurück. Dann grüßten auch andere.

    Der alte Mann blinzelte und grinste verlegen. Offenbar war ihm das peinlich. Dann räusperte er sich und fuhr fort:
    »Mein Name ist Professor Williams. Na ja, eigentlich heiße ich Steven Williams, aber meine Familie und meine Freunde haben mich immer Professor genannt, weil ich eben einer bin. War, meine ich. Vor meiner Pensionierung und vor – na ja, eben bevor das alles mit uns passiert ist. Aber egal, nur um zu klären, was der Captain gesagt hat: Achtern ist das hintere Ende des Schiffes. Ich glaube, wenn man durch diese Luke dort, die Sie eine Tür nennen würden, und über den Steg auf dieser Seite des Schiffes geht, erreicht man das Achterdeck. Man kann es gar nicht verfehlen – große, schwarze freie Fläche. Die gewünschte Uhrzeit war neun Uhr, also in

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