Totes Meer
clever sind sie nicht. So funktionieren sie nicht. Ein Mensch hat das getan.«
»Wie«, Tony schluckte schwer, »wie haben sie die da raufgekriegt? Wenn die Körper bereits tot und infiziert waren, hätten sie sich in Zombies verwandelt, bevor sie die Kreuzigung beendet hatten.«
»Und wenn sie noch lebten, als sie gekreuzigt wurden«, überlegte Runkle weiter, »wie wurden sie dann Zombies? Wie konnten sie da oben mit Hamelns Rache in Berührung kommen?«
»Vielleicht wurden sie infiziert und an die Kreuze genagelt, bevor sie starben«, meinte Mitch keuchend. »Aber das verrät uns immer noch nicht, warum.«
»Es war Gottes Wille.«
Die Stimme erklang hinter uns. Hooper schrie auf. Wir wirbelten geschlossen herum, die Waffen im Anschlag. Langsam trat ein Mann aus dem Wald. Er war klein und dünn und schien Ende vierzig zu sein. An den Seiten seines Kopfes wuchsen ein paar weiße Haarsträhnen. Der Rest seines Schädels war kahl und glänzte. Er trug eine schwarze Hose, ein weißes, kurzärmeliges Hemd und einen schmutzigen Priesterkragen. Am Kragen steckte ein kleines Silberkreuz. Sein Hemd war mit Schweißflecken übersät, und an seiner Hose klebte Matsch. Seine gelblichen Fingernägel waren lang und zersplittert.
Mitch trat vor und richtete seine Waffe auf den Kopf des Mannes.
»Keine Bewegung.«
Der Mann hob die Hände und lächelte traurig. »Es gibt keinen Grund, mich zu fürchten, mein Sohn. Ich bin ein Mann Gottes.« Er sprach mit spanischem Akzent.
»Was zur Hölle ist hier passiert?« Runkle klopfte den Mann ab und suchte sorgfältig nach versteckten Waffen. »Wer hat das getan?«
Das Lächeln des Mannes blieb. »Ich habe es Ihnen gesagt. Es war der Wille Gottes. Dies ist eine Tat des Herrn. Er allein kann ein Leben nach dem Tode gewähren.«
»Der ist völlig verrückt«, murmelte Hooper. »Erschieß ihn einfach und fertig, Runkle. Zur Hölle mit diesem Scheiß.«
»Bitte«, sagte der Mann. »Wie ich Ihrem Freund bereits erklärt habe, will ich Ihnen nichts Böses.«
»Unserem Freund?« Runkle trat zurück und steckte seine Waffe weg. »Wovon reden Sie? Reden Sie Klartext.«
»Der Mann in dem Boot. Er war doch Ihr Freund, oder? Er sagte, sein Name sei Tum. Er hat mir alles von Ihren Prüfungen berichtet, wie Sie aus Baltimore entkommen und hierhergereist sind, auf der Suche nach einem sicheren Hafen. Ich habe mit ihm gesprochen, während der Rest von Ihnen hier im Wald war. Ich habe ihm erklärt, was tatsächlich geschehen ist – habe ihm alles über die Wiederauferstehung und
das Leben gesagt. Er ist jetzt in der Kapelle. Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihm.«
Mitchs Finger am Abzug spannte sich an. »Haben Sie Tum etwas getan?«
»Nein«, sagte der Mann, als würde er mit einem Kind sprechen. »Warum sollte ich das tun? Ich bin ein Mann des Friedens. Ich habe ihm lediglich von der Herrlichkeit Gottes berichtet.«
»Jetzt sag ich euch was«, meinte Hooper. »Wir sollten diesen irren alten Scheißer erschießen, und zwar sofort.«
»Halt die Schnauze«, fauchte Mitch, ohne den Blick von dem Priester abzuwenden.
Mit einem frustrierten Fluch trat Hooper gegen den Fuß des nächststehenden Kreuzes. Der Boden darunter muss weich gewesen sein, denn der Pfahl schwankte, und der daran festgenagelte Zombie verrutschte in seinen Fesseln. Bevor wir eine Warnung schreien konnten, durchschnitt der Kupferdraht, mit dem die Leiche am Balken befestigt war, das faulige Fleisch. Der Zombie kippte nach vorn, nunmehr in Einzelteile zertrennt. Füße und Hände blieben durch die Nägel fixiert am Kreuz hängen. Alles andere löste sich und explodierte, fiel auf Hooper herab und überzog ihn mit Schleim. Es erinnerte mich an eine platzende Wasserbombe. Schreiend begann Hooper, Arme und Beine zu schütteln. Blut und halb verflüssigtes Fleisch tropften von seiner Nase, seinem Kinn, seinen Fingerspitzen. Verrotteter Matsch lief ihm in Mund und Augen.
»Oh, Scheiße«, kreischte er. »Es hat mich erwischt,
ihr Arschlöcher. Hat mich erwischt, hat mich erwischt, hat mich erwischt ...«
Der Kopf des Zombies war durch halb verweste Muskeln und Sehnen noch mit den Schultern verbunden. Der aufgerissene Mund der Kreatur bewegte sich lautlos. Hooper sprang herum, schlug sich auf den schleimbedeckten Körper und zertrat die Leichenteile zu Brei. Der Schädel der Kreatur brach auf, und ihr von Maden zerfressenes Gehirn quoll hervor.
»Scheiße.« Tony keuchte und starrte Hooper an. »Fuck! Jemand muss etwas tun.
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