Totes Meer
das Blut Christi.«
Runkle und Mitch kamen aus der Kapelle, Tum hing zwischen ihnen. Er sah blass und geschwächt aus.
»Irgendwas stimmt nicht mit Tum«, sagte Mitch besorgt. »Er ist krank.«
Ich schleuderte Ortega zu Boden, stellte mich über ihn und richtete meine Pistole auf sein Gesicht.
»Woher haben Sie das Blut ?«
»Welches Blut?«, fragte Runkle. »Wovon redet er?«
Turn stöhnte. Mitch verlagerte sein Gewicht komplett auf Runkles Schulter und kam zu mir.
»Was ist hier los, Lamar?«
»Sagen Sie es uns, Ortega, oder ich schwöre bei Gott, ich werde Ihnen den Schädel wegpusten. Woher haben Sie das Blut?«
»Von den Toten«, wimmerte Ortega. »Ich habe den Leib und das Blut Christi von denen genommen, die bereits berührt worden waren. Dann habe ich es Ihrem Freund gegeben. Habe es ihnen allen gegeben, einem nach dem anderen. Ich verrichte das Werk des Herrn, genau wie die Bibel es sagt.«
»Sie verdammter...«
Ich biss mir auf die Lippe und schloss die Augen. Mein Finger legte sich auf den Abzug. Die Waffe wog schwer in meiner Hand. Mein Atem kam mir sehr laut vor. Doch dann entspannte ich den Finger. Ich konnte es nicht tun. Selbst jetzt nicht, wo ich wusste, was er getan hatte. Ich konnte ihn nicht kaltblütig umbringen.
Es war einfach nicht in mir. Das nervte mich unendlich – diese innere Zerrissenheit. Als diese Schlampe sich in Alan verbissen hatte, hatte ich kein Problem damit gehabt, ihn zu erschießen. Ich war noch nie zurückgeschreckt, wenn es darum ging, einen Zombie kaltzumachen. Und Ortega war genauso schlimm
wie die, wenn nicht schlimmer, aber ich konnte es nicht tun. Als diese Frau direkt vor meinem Haus abgeschlachtet worden war, hatte ich keine Reue empfunden, weil ich ihr nicht geholfen hatte. Aber jetzt empfand ich etwas. Ich empfand Mitleid mit diesem wahnsinnigen alten Mann, der im Namen eines verrückten, mörderischen Gottes Menschen umgebracht hatte.
»Die Toten sind auferstanden«, brabbelte Ortega und kratzte mit den Fingern im Staub. »Ihr sollt wiedergeboren werden. Die Toten sind Gottes Kinder – die Auserwählten. Ihnen soll die Erde gehören. Das ist nicht das Ende. Es gibt viele Tore. Der Tod ist nur ein weiteres Tor, das wir alle durchschreiten müssen. Dies ist mein Blut, das für euch vergossen wurde. Dies ist mein Fleisch. Esst davon und ihr erlangt das ewige Leben.«
Ich wich vor ihm zurück. »Ich kann es nicht tun. Er verdient den Tod, Jungs, aber ich kann es nicht tun.«
»Das ist keine Schande«, meinte Mitch.
Dann erschoss er ihn. Er zuckte nicht zusammen, zögerte nicht. Er tat es mechanisch und gefühllos, genau wie er es bei Hooper getan hatte. Der erste Schuss traf Ortega im Genick. Der zweite zerriss sein Herz. Mitch warf das Magazin aus und schob ein neues in die Pistole.
Tony flüsterte: »Fuck...«
»Als ich noch Bibeln verkauft habe«, erzählte Mitch, »haben Arschlöcher wie er mir das Leben schwergemacht. Niemand will die Dinger kaufen, wenn
alle meinen, dass jeder, der darin liest, vollkommen durchgedreht ist.«
»Ist er bei Bewusstsein?«, fragte ich Runkle mit Blick auf Tum.
»Immer mal wieder. Er ist schwer krank. Erzählt ihr uns jetzt endlich, was zur Hölle hier los ist?«
»Er ist infiziert«, erklärte Tony ihnen. »Der Priester hat Tum mit infiziertem Blut und Fleisch gefüttert, das von den Zombies stammte.«
Runkle sah aus, als sei ihm übel. »Oh, mein Gott...«
Seufzend starrte Mitch in die Ferne.
Runkle lehnte den halb bewusstlosen Tum an die Mauer und trat hastig von ihm zurück. Dann drehte er sich zu uns.
»Vielleicht könnten wir Erbrechen auslösen? Um es aus seinem Körper zu kriegen.«
»Das wird nicht funktionieren«, sagte Mitch leise. »Es hätte Hooper nicht geholfen, und es wird ihm auch nicht helfen.«
»Jungs«, wimmerte Tum. »Ich fühle mich beschissen. Was ist mit mir los?«
Mitch schaute auf ihn herunter. »Geht schon vor und beladet das Boot. Ich bleibe bei Tum. Diese Infektion breitet sich blitzschnell aus. Es wird nicht mehr lange dauern.«
Niemand von uns sprach. Falls Tum verstanden hatte, was mit ihm passierte, zeigte er es nicht.
»Mein Magen fühlt sich an, als würde er brennen.« Tum lief der Schweiß übers Gesicht. Seine Finger öffneten und schlossen sich krampfhaft, seine Knie
zitterten. »Und mir tun die Muskeln und Gelenke weh. Und ich habe mörderische Kopfschmerzen. Was zur Hölle ist mit mir los? Hat der Priester mich vergiftet?«
»Dir geht’s bald wieder gut,
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