Totes Meer
holte sein Taschenmesser raus und schnitt einen auf. Er war voller Batterien. Im nächsten waren ebenfalls Batterien, diesmal kleinere. Wir durchsuchten weitere Kartons und fanden mehr Batterien, Leuchtraketen, tragbare Funkgeräte, Verlängerungskabel, Seile, Eisenketten, Schaufeln, Hacken, Besen und andere Werkzeuge. Außerdem gab es Schachteln mit Zündkerzen, Maschinenöl und Fettschmiere, des Weiteren mehrere Batterien für kleine Bootsmotoren.
»Tragt die Batterien raus und stellt sie auf den Weg«, befahl Runkle. »Die Leuchtraketen, Walkie-Talkies und das Öl auch. Wir werden abwarten und prüfen, was sich in den anderen Gebäuden befindet, bevor wir irgendwas von dem anderen Zeug mitnehmen.«
Wir brachten die Kartons nach draußen und stapelten sie an der Mauer. Neben dem Eingangstresen lagen ein paar Zeitschriften – alte Ausgaben von Time Magazine, Newsweek und Outdoor Life. Ich blätterte sie durch und seufzte.
»Was ist los?«, fragte Tony.
»Die habe ich früher immer gelesen. Ich war ein Nachrichtenjunkie.«
»Ich nicht. Ich bin nie auf die Blömedia reingefallen.«
»Blö-was?«
»Blömedia. Medien, die dich immer blöder machen, je länger du sie nutzt. Alle reden darüber, wie parteiisch die Medien sind. Entweder für die Linken oder für die Rechten. Was ihnen aber nicht klar ist, ist die Tatsache, dass es alles aus derselben Quelle stammt. Sie wollten uns einschläfern, und jetzt sieh dir an, was passiert ist.«
Er machte sich wieder an die Arbeit. Ich warf die Zeitschrift zurück auf den Stapel. Dann entdeckte ich in dem Haufen ein paar Comics – Die Rächer, Spiderman, Die Simpsons und Die Lebenden Toten. Ich stopfte mir die ersten drei in die Tasche, weil ich dachte, dass Tasha und Malik sich darüber freuen würden. Das letzte ließ ich liegen. Die Kinder würden wohl kaum auch noch was über Zombies lesen wollen. Aber dann überlegte ich es mir anders. Wenn man bedachte, wie gern Malik sie in die Luft jagte, war ein Comic, in dem es darum ging, Zombies zu zerstören, vielleicht genau das Richtige für ihn. Es war ja nicht so, als würde er davon Albträume bekommen. Das schaffte das wirkliche Leben ebenso gut.
Dann gingen wir weiter ins nächste Gebäude, wo wir einen verdammten Jackpot knackten. Es war eine Wohn- und Schlafbaracke mit kleiner Küche und Speisekammer. Auf den Metallregalen stapelten sich Dosen und Trockennahrung, säckeweise Mehl und Nudeln, Snacks, Limonadendosen und Wasserflaschen.
»Heilige Scheiße!« Fassungslos starrte Tony auf die endlosen Dosenreihen. »Grüne Bohnen, Erbsen, Mais, Erdnussbutter, Kidney-Bohnen, Bohneneintopf, Fruchtcocktail – okay, wir können gehen.«
»Ich kann nicht glauben, dass sie dieses ganze Zeug einfach zurückgelassen haben«, sagte Runkle. »Das ergibt keinen Sinn.«
Mitch nickte. »Das habe ich auch schon gedacht. Wenn du wüsstest, dass es hier all diese Sachen gibt, und die Zombies wären los, würdest du dich nicht hier verstecken? Wäre doch logisch, oder? Aber alles scheint verlassen zu sein. Keine Menschen und ganz sicher keine Toten. Man kann sie nicht einmal irgendwo in der Nähe riechen. Es gibt kein Blut, keine Kampfspuren.«
Runkle nahm ein Marmeladenglas in die Hand. »Vielleicht ist die Mannschaft der Station zu einem Seerettungseinsatz rausgefahren und hat es dann nicht mehr zurückgeschafft?«
»Möglich«, nickte Mitch. »Pech für sie. Glück für uns.«
»Lassen Sie uns den Rest der Anlage überprüfen«, sagte Runkle. »Um sicherzugehen, dass wirklich die Luft rein ist. Danach fangen wir an, die Sachen aufs Boot zu schaffen.«
Das nächste Gebäude war eine kleine Krankenstation, in der wir einen großen Vorrat an Medikamenten fanden. Da keiner von uns Arzt war, konnten wir vieles nicht identifizieren, also schnappten wir uns die Medikamente, die wir kannten, und verlagerten
sie an die Tür. Das Lagerhaus war voller Maschinen und Ausrüstungsgegenstände: Rasenmäher, ein Gabelstapler, ein Traktor, einige alte Pick-ups und ein Schnellboot auf einem Anhänger. Ein weiteres Boot stand auf einem Gestell. Offenbar hatte irgendwann jemand etwas am Rumpf repariert. Jetzt würde es wahrscheinlich bis ans Ende aller Zeiten hier stehen. Hinter dem Lagerhaus stießen wir auf Paletten mit Zweihundert-Liter-Fässern voller Motoröl, Benzin, Diesel und Kerosin, außerdem Propangasflaschen, eine Pumpe und einige leere Plastikkanister.
»Der Chief wird ausflippen, wenn wir das alles anschleppen«, sagte Runkle.
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