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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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beraten hatte. Seine Stimme wurde sachlicher und eindrucksvoller. »Es handelt sich um ein sehr vorteilhaftes Angebot, und ich habe empfohlen, es anzunehmen. Besonders jetzt, da der Mann tot ist, auf dessen Genie unser Erfolg beruhte. Früher oder später wird irgendwo ein heller Kopf eine Neuentdeckung machen, und dann werden unsere Patente über Nacht überholt sein. Im Investitionsgeschäft kann es ein arger Fehler sein, zu lange an ein und derselben Sache festzuhalten. Sobald man einen lohnenden Gewinn zu verzeichnen hat, sollte man die Anteile abstoßen und nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten.«
    »Das klingt einleuchtend«, gestand Tibbs. »Teilte Dr. Roussel Ihre Ansicht? War er Ihrem Rat zugänglich?«
    Die indirekte Schmeichelei verfehlte ihre Wirkung nicht. »Wir haben nicht darüber gesprochen. Ich bin nicht einmal sicher, daß das Angebot damals schon vorlag. Es war mehr ein gesellschaftliches Zusammentreffen.«
    Tibbs' nächste Frage überraschte Peterson, genau wie Tibbs es bezweckt hatte. »Mr. Peterson, wie lange ist Ihre Sekretärin schon bei Ihnen?«
    Der schwere Körper des Finanzberaters erstarrte. Der Mann umklammerte die Armlehnen seines Sessels. »Darf ich vielleicht den Grund dieser Frage erfahren?« Er bemühte sich um einen gelassenen Tonfall.
    Tibbs gab eine ausweichende Antwort. »Ich hatte den Eindruck, sie wäre neu«, erwiderte er. »Wenn sie allerdings schon längere Zeit hier angestellt ist, hätte ich sie gern gesprochen.«
    Ein Schatten der Erleichterung huschte über Petersons Gesicht. Er entspannte sich. »Sie haben recht, sie ist neu. Ich habe sie vor zwei Monaten engagiert. Doch sie hat überhaupt nichts mit meinen persönlichen Geschäften zu tun.«
    Tibbs nickte zum Zeichen, daß er mit der Auskunft zufrieden war, und stand auf. »Besten Dank für Ihre Geduld«, sagte er und drehte sich so abrupt um, daß Peterson es sich sparen konnte, aufzustehen und ihm die Hand zu reichen.
    Auf der Rückfahrt ins Büro ließ sich Tibbs die Ereignisse des Tages noch einmal durch den Kopf gehen, sonderte die ehrlichen Auskünfte von den Lügen, die man ihm aufgetischt hatte. Während er bremste, um vorsichtig in die Schnellstraße nach Pasadena einzubiegen, konzentrierte er sich auf drei bedeutungsvolle Tatsachen, die die Befragten ihm mitgeteilt hatten, ohne es zu beabsichtigen. Zum erstenmal gelang es ihm, ein bruchstückhaftes Bild zusammenzusetzen. Doch noch gab es zu viele Lücken, um eine Theorie aufzubauen.
    In den nächsten zwei Tagen würde er keine Zeit finden, sich mit dem Fall zu befassen. Er war als Zeuge vor Gericht geladen. Es handelte sich um einen Prozeß wegen schweren Raubes, der sich wahrscheinlich in die Länge ziehen würde. Anstatt dem Menschenfeind Walter McCormack die Würmer aus der Nase zu ziehen, würde er seine ganze Aufmerksamkeit darauf verwenden müssen, einen Verteidiger schachmatt zu setzen, der alles daransetzte, ihm einen Fehler nachzuweisen.
    Zum Glück war Bob Nakamura im Büro, als Tibbs ankam. »Ich brauche wieder mal Hilfe«, teilte Tibbs ihm mit.
    Bob griff nach Block und Bleistift.
    »In Beverly Hills hat ein Finanzberater sein Büro, der mich interessiert — Oswald Peterson.«
    »Der Rugby-Star?«
    »Genau. Ich brauche einen eingehenden Bericht über ihn, seine Vermögenslage und sein Privatleben. Wenn er Familie hat, dann möchte ich wissen, wie er mit Frau und Kindern auskommt. Falls es zu machen ist, sollte auch festgestellt werden, weshalb er sich nach seiner Rückkehr aus Europa vor zehn Wochen plötzlich eine neue Sekretärin nahm. Du wirst wahrscheinlich nicht erfahren können, warum er nach Europa fuhr, aber versuch es immerhin.«
    »Was ist er für ein Mensch?« fragte Bob.
    »Auf jeden Fall ein schlechter Lügner. Wahrscheinlich hatte er bisher nicht genug Übung. Er wollte mich für dumm verkaufen, und das paßt mir gar nicht.«
    »Kann ich verstehen. Na, ich werd' mein Bestes tun. Du bist morgen bei Gericht, nicht?«
    Tibbs nickte. »Morgen auf jeden Fall. Vielleicht auch übermorgen.«
    Im allgemeinen machte es Tibbs nichts aus, als Zeuge zu erscheinen. Das gehörte zu seinem Beruf, und er besaß hinreichend Erfahrung. Diesmal jedoch tat er seine Pflicht mit Widerwillen, weil er wußte, wie sich die Sache abspielen würde. Der Angeklagte war schuldig, sein Verteidiger mußte das wissen. Er hatte gebeten, vor einem Schwurgericht zu verhandeln, wie es das Gesetz ihm gestattete. Unter den zwölf Bürgern, die das Urteil zu fällen

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