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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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Kaliforniens strahlte golden vom Himmel und schenkte dem Land einen Tag wie selten zuvor. Das Wetter war so herrlich, daß Mrs. Mary Agnew die gewohnte Abgeschiedenheit ihres Wohnzimmers verließ und sich auf dem Rasen vor dem Haus niederließ, wo ihr nichts entgehen konnte.
    Als ein Streifenwagen der Polizei vorüberfuhr, machte ihr Herz einen Sprung. Endlich würde man das Nudistencamp nebenan ausräuchern. Es wunderte sie, daß es nur ein Wagen war, doch sie machten wenigstens einen Anfang. Voller Inbrunst hoffte sie, daß man dieses blonde Mädchen in die Stadt schaffen würde, um sie öffentlich anzuprangern.
    Mrs. Agnew war der Prototyp der Schlüssellochguckerin. Seit Jahren bestand ihr ganzer Lebensinhalt darin, jeden, der sich in ihr Blickfeld wagte, scharf unter die Lupe zu nehmen. Es war ihr streng gewahrtes Geheimnis, daß sie nie geheiratet und trotzdem mit achtzehn Jahren einem Kind das Leben geschenkt hatte. Von diesem Moment an hatte sie ihre einzige Aufgabe darin gesehen, alle Fehler und Laster der restlichen Menschheit zu erfahren. Das Nudistencamp in unmittelbarer Nähe ihres Hauses peinigte sie nahezu unerträglich. Sie lebte nur jenem glorreichen Tag, da eine Kavalkade Streifenwagen in diese Brutstätte des Bösen eindringen würde, um ihr jenes Schicksal zu bereiten, das schon Sodom getroffen hatte. Das Auftauchen der Polizei entflammte jetzt ihre Hoffnung von neuem, und sie beugte sich vor, um zu lauschen, ob das Fahrzeug abbiegen würde.
    Es wärmte ihr das Herz, als ihre Hoffnung bestätigt wurde.
    Mrs. Agnew hatte jedoch nicht gesehen, wer am Steuer des Wagens saß, sonst hätten sich in ihrer Vorstellung unglaubliche Spekulationen über die Anwesenheit dieser Person im Nudistencamp zusammengebraut. Mrs. Agnew hustete. Ihr fiel ein, daß sie vergessen hatte, ihren Hustensaft zu nehmen.
    Virgil Tibbs zog den Wagen ruhig durch die S-Kurve und stellte ihn auf dem großen Parkplatz ab. Er stieg aus und blieb einen Moment in Gedanken versunken stehen. Er hörte das Gezwitscher der Vögel, das Planschen und Lachen der Kinder.
    Als er auf das umgebaute Bauernhaus zuging, rannte ihm Carole entgegen. Fast hätte er sie nicht erkannt. Sie trug ein Kleid.
    »Tag, Virgil«, begrüßte sie ihn.
    »Tag, Carole.« Er streckte die Hand aus. Der Druck ihrer kleinen Finger ließ den brennenden Schmerz in seinen Handgelenken und Fingerknöcheln ruhen. Ein Gefühl des Friedens und des Geborgenseins bemächtigte sich seiner.
    »Linda mußte mir versprechen, daß ich Ihnen entgegenkommen darf«, berichtete Carole. Neben ihm schritt sie zum Haus.
    Forrest Nunn erwartete sie an der Treppe und begrüßte Tibbs mit Wärme. »Ich danke Ihnen«, sagte er schlicht, »für alles, was Sie für meinen Sohn getan haben.«
    »Ich bin froh, daß ich rechtzeitig kam«, antwortete Tibbs.
    Mehr brauchten die beiden Männer nicht zu sagen.
    Emily war in der Küche, in ihren Augen standen Tränen. Sie nahm seine geschundenen Hände in die ihren. »Virgil, was soll ich Ihnen nur sagen?« fragte sie.
    »George hat sich tapfer gehalten«, erwiderte er unbefangen. »Ich bin gerade im rechten Moment gekommen, um seine Arbeit zu vollenden.«
    Emily schüttelte den Kopf und preßte die Lippen aufeinander. »Kommen Sie herein«, murmelte sie. Mehr konnte sie nicht sagen.
    In der Küche hatte sich eine ganze Gruppe von Menschen versammelt. Ellen Boardman saß neben George am Tisch. Der junge Mann hatte zwar ein breites Pflaster auf der Stirn, doch er schien sich prächtig erholt zu haben.
    William Holt-Rymer saß, nur mit einer kurzen Badehose bekleidet, in einem Sessel, auf den Knien einen vollen Aschenbecher, in der Hand eine Tasse Kaffee.
    Nur Linda fehlte, doch in gewissem Sinn war auch sie anwesend. In einer Ecke des großen Raumes stand auf einer Staffelei ein Ölgemälde von so glühender und intensiver Farbkraft, daß es zu strahlen schien. Im Grün, Gelb und Braun der Bäume lag heitere Anmut, doch sie waren nur der Hintergrund, von dem sich Lindas Gesicht abhob. Sie wirkte wie die Verkörperung junger Fraulichkeit, von den klaren blauen Augen, in denen keine Furcht stand, bis zu den straffen, wunderbar geformten Brüsten. Es war ein herrliches Bild.
    Virgil Tibbs wandte sich Holt-Rymers zu. »Es ist wunderbar geworden«, bemerkte er.
    Der Maler zuckte die Schultern. »Sie fangen Mörder«, meinte er, »und ich male eben.«
    »Linda ist unten am Schwimmbecken und gibt Stunden«, erklärte Carole. »Sie wird gleich

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