Totes Zebra zugelaufen
nicht verstand, warum der Griff seiner Hände plötzlich eisenhart geworden war.
Er drehte Ellen um und sah dem großen Mann ins Gesicht. »Ja?« fragte er.
Einen Moment schöpfte er Hoffnung, als er keine Waffe an ihm sah. Gleichzeitig hörte er, wie Ellen erschreckt den Atem anhielt. Da war ihm klar, daß auch sie Bescheid wußte.
Im Mondlicht sah er, wie der Mann, den er für einen Mörder hielt, die dunklen Lippen öffnete. Weiße, zusammengebissene Zähne blitzten. Alle Hoffnung erlosch, als der Mann die Arme hob und näher kam.
Blitzartig schoß George die Frage durch den Kopf, ob er Zeit hatte, sein Jackett auszuziehen. Sogleich wußte er, daß das tödlich sein würde; und so winkelte er statt dessen ebenfalls die Unterarme an und nahm die Haltung eines Boxers ein. Er war kein besonders guter Boxer, doch seine plötzliche rücksichtslose Entschlossenheit verlieh ihm Mut. Beim ersten Angriff wollte er mit der Linken abwehren und mit der Rechten zuschlagen — auf die Kinnspitze, wenn er durchkam.
Der schwere Mann sprang ihn an, umklammerte mit seiner Pranke Georges linkes Handgelenk und fuhr ihm mit der anderen an die Kehle.
Mit aller Kraft stieß George dem Mann die rechte Faust in die Rippen. Er schlug so hart zu, daß er glaubte, seine Knöchel müßten splittern. Doch die Wirkung war gleich null. Der linke Daumen des Angreifers preßte sich in das Dreieck unter Georges Kehlkopf. Der Schmerz war lähmend.
Da hörte George Ellen schreien und sah, wie sie sich auf den massiven Mann stürzte. Sie hielt einen Schuh in der Hand und versuchte vergeblich, mit dem spitzen Absatz den Kopf des Angreifers zu treffen.
Der Mann lockerte die Umklammerung, in der sich George wand, und fegte das Mädchen mit dem freien Arm zur Seite. Er traf sie über der Brust, daß sie taumelte und auf dem Schotter des Parkplatzes zusammenbrach.
George fiel ein Trick ein, von dem er einmal gehört hatte. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und stieß mit dem Knie nach dem Unterleib seines Gegners. Fast hatte er sein Ziel erreicht, als die muskulösen Schenkel des Mannes sich zusammendrückten und sich wie ein Schraubstock um Georges Bein schlossen.
Zwei Hände packten Georges Hals, Finger verschränkten sich in seinem Nacken. Sein Bein war jetzt frei, doch sein Kopf wurde mit unwiderstehlicher Gewalt nach unten gedrückt. Er sah das Knie vor seinem Gesicht noch, dann traf ihn der Stoß, und er ging bewußtlos zu Boden.
Scheinwerfer erhellten den Hang gegenüber dem Parkplatz. Der Motor eines näher kommenden Wagens brummte in der Stille der Nacht.
Der Angreifer — ein drohender, unförmiger Schatten vor dem helleren Himmel — landete noch einen raschen, wuchtigen Schlag in Georges Rippen. Dann warf er sich neben Ellen zu Boden, preßte ihr seine riesigen Hände auf Mund und Gesicht.
Sie hatte gehofft, mit ihm reden zu können, ihn um Erbarmen anzuflehen, wenn nichts anderes mehr übrigblieb; doch jetzt mußte sie um jeden Atemzug kämpfen. Vor sich sah sie verschwommen Georges hilflose Gestalt liegen, und zugleich kam ihr die Erkenntnis, daß sie dem Angreifer völlig ausgeliefert war. Sie stieß mit den Füßen um sich und versuchte, sich seiner Umklammerung zu entwinden, doch die starken Hände auf ihrem Gesicht verstärkten erbarmungslos den Druck.
Das Auto kam näher, keuchte die Steigung herauf. Seine Scheinwerfer beleuchteten die Anhöhe, fegten seitwärts über den Parkplatz und tauchten die drei Menschen auf dem Boden in gleißendes Licht. Der Wagen raste auf sie zu, als wollte er sie unter seinen Rädern zermalmen. Dann wurde er herumgerissen, und der beißende Geruch heißen Gummis füllte die Luft.
Mit einem Sprung war der Angreifer auf den Beinen. Er stürzte auf den Wagen zu und griff mit seinen muskulösen Armen durch das offene Fenster, um den Mann hinter dem Steuerrad zu packen.
Als der Angriff kam, rollte sich Tibbs seitlich über den Sitz ab, riß die rechte Tür auf und sprang hinaus.
Sobald sie einigermaßen wieder zu Atem gekommen war, schrie Ellen: »Vorsicht!« Tibbs brauchte die Warnung nicht, doch sie verriet ihm, daß dem Mädchen nicht allzuviel geschehen sein konnte — daß er doch noch rechtzeitig gekommen war. Er streifte George mit einem raschen Blick. Der junge Mann lag reglos auf dem Gesicht. Selbst im schwachen Licht des Mondes konnte Tibbs erkennen, daß er bewußtlos oder tot war. Das gab ihm die Rechtfertigung für das, was er jetzt zu tun hatte.
Dann blieb keine Zeit mehr zum
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