Totes Zebra zugelaufen
Worten, man wollte erreichen, daß die Zeitungen darüber berichteten. Das war zwar nur eine Vermutung, doch eine andere Erklärung, die mit dem Tatbestand in Einklang zu bringen gewesen wäre, fanden wir nicht.«
»Und traf das wirklich zu?« fragte Forrest.
»Nur zum Teil. Von Anfang an standen wir vor einem Problem, das uns lange aufhielt. Gerade in dieser Gegend wäre es viel praktischer gewesen, den Toten in eine Schlucht zu werfen, wenn man die Identifizierung verzögern wollte. Die Tatsache, daß man ihn statt dessen hierher brachte, wo er gefunden werden mußte, mußte also einen Grund haben. Und wo waren überhaupt seine Kleider und die übrigen persönlichen Habseligkeiten?«
»Ich wüßte eine Erklärung«, meinte Emily. »Auch Linda hat davon gesprochen. Sie wissen sicher, Virgil, daß es noch viele Menschen gibt, denen die Nudistenbewegung ein Dorn im Auge ist. Vielleicht wollte uns jemand eins auswischen und verstieg sich zu dieser gräßlichen Methode.«
»Nein«, versetzte Tibbs. »Ihre Erklärung ist zwar logisch, doch kann man die Sache von zwei Seiten betrachten, während Sie nur die eine berücksichtigen.«
»Und die andere?« fragte Linda.
Tibbs schwieg einen Moment. »Sie wollten sich doch als weiblicher Sherlock Holmes betätigen und haben ganz gut angefangen«, erwiderte er. »Überlegen Sie jetzt mal. Vielleicht kommen Sie dahinter. Sie haben ein paar Minuten Zeit, ehe wir zu diesem Punkt kommen.«
Er trank einen Schluck Tee.
»Der nächste wichtige Hinweis«, fuhr er fort, »ergab sich aus einer wohlbekannten Quelle — Shakespeare.«
»William Shakespeare?« fragte George lächelnd.
Tibbs nickte. »Kennen Sie die Szene in Macbeth, wo die Nachricht vom Tod des Königs überbracht wird? Anstatt von Kummer und Entsetzen übermannt zu sein, sagt Lady Macbeth, >Was, in unserm Haus?<, und verrät sich damit. Nun, im Zuge der Ermittlungen mußte ich auch Mrs. Pratt aufsuchen, und zwar zu einem Zeitpunkt, als die Nachricht von Dr. Roussels Tod noch nicht allgemein bekannt war. Ich meine, das Ergebnis der offiziellen Identifizierung war noch nicht publik. Als ich Mrs. Pratt mitteilte, daß ihr langjähriger Freund und angeblicher Bräutigam tot war, sagte sie: >Doch nicht der Tote im Nudistencamp!< Da fiel mir Lady Macbeth ein. Die Tatsache, daß sie auf Anhieb das Nudistencamp nannte, daß sie die Zeitungsmeldungen von dem unbekannten Toten so prompt mit Dr. Roussel in Verbindung brachte, erschien mir äußerst ungewöhnlich, besonders, da Dr. Roussel seine Ankunft in den Vereinigten Staaten nicht angemeldet hatte. Daraufhin widmete ich mich dieser Dame etwas eingehender. Sie ist viel zu zierlich, als daß sie den Mord hätte selbst verüben können. Doch ich war überzeugt, daß sie etwas wußte und es mir verschwieg.«
»Sie kamen ihr also schon bei Ihrem ersten Besuch auf die Sprünge?« fragte Holt-Rymers.
»Nun, ich hatte einen Verdacht, aber das ist längst kein Beweis. Ich glaubte offen gestanden auch nicht an ihre Behauptung, daß sie und Dr. Roussel vorgehabt hätten, in Kürze zu heiraten. Sie sprach meiner Ansicht nach viel zu kühl und unbeteiligt von ihm.«
Ellen schauderte, doch sie sagte nichts.
»Dann half mir ein glücklicher Zufall weiter. Ich führte nämlich eine kurze Unterhaltung mit Mr. McCormacks Chauffeur — Walter Brown. Als ich Mr. McCormack aufsuchen wollte, wußte ich noch nicht, daß Brown überhaupt existierte. Er wusch gerade den Wagen, und wir sprachen miteinander. Im Laufe dieses Gesprächs verriet er mir, daß sein Arbeitgeber ganz außer sich wäre, weil ein guter Freund von ihm in einem Nudistencamp ermordet worden sei. Und damit war Brown in die eigene Grube gefallen. Er konnte von dem Mord an Dr. Roussel nämlich gar nichts wissen, wenn nicht Mr. McCormack selbst die Hände im Spiel und ihn ins Vertrauen gezogen hatte. Und auch das hätte McCormack meiner Meinung nach nur getan, wenn Brown mitschuldig war. Ich vergewisserte mich mit aller Sorgfalt, daß zum Zeitpunkt meiner Unterhaltung mit Brown noch nichts von der Ermordung Dr. Roussels bekannt war.« Tibbs wandte sich an Holt-Rymers. »Sie werden sich vielleicht erinnern, daß Sie mir, als ich bei Ihnen erschien, berichteten, Sie hätten die traurige Nachricht gerade im Radio gehört. Ich überprüfte auch Ihre Aussage ebenso wie Ihre Behauptung, daß die Morgenzeitung nichts davon berichtet hätte, und überzeugte mich davon, daß Sie nicht Versucht hatten, mich hinters Licht zu
Weitere Kostenlose Bücher