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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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Entsetzten. Wo waren seine Wut und Kraft hin?
    Sie liebte es, wenn sie Angst hatten. Da, ein Flehen!
    Der Mann war nicht hart. Er war grausam, aber nicht stark. Er hatte noch nie kämpfen müssen. Seine Zeit im Militär war ein Witz gewesen. Ein kleiner Junge hatte Soldat gegen imaginäre Feinde gespielt. Manöver, Hirngespinste. Die Opfer, die er in seiner Praxis gequält hatte, hatten nie eine Chance gehabt. Jemand anderes hatte sie eingefangen und unschädlich gemacht. Fritz war sich ein Leben lang wie ein Herr vorgekommen, ohne etwas dafür getan zu haben. Geburtsrecht, Blutrecht, Arier. Nein. Erbsünde, Hochmut, Wurmfraß.
    Sie ging in die Hocke. Sein Glied hing schlaff zur Seite ab. Rechtsträger. Die orange Farbe war verlaufen. Der Hoden schimmerte blau. Sie nahm auf ihm Platz, worauf er zusammenschrak und wimmerte.
    „Stimmt, deine Eier tun ja weh. Ganz vergessen.“
    Sie rutschte langsam auf und ab, das Wimmern wurde lauter. Der Reißverschluss ihres Kostüms stand noch offen, es machte sie an.
    „Da regt sich gar nichts. Du bist auf einmal so lustlos. Was mache ich falsch?“ Sie wackelte hin und her. „Immer noch nichts. Hast du Probleme, Fritz? Du kannst dich mir anvertrauen. Bei Männern deines Alters kann das schon mal passieren, weißt du. Kein Grund sich zu schämen. Man ist ja keine Achtzehn mehr.“
    Seine Augen waren feucht, er flehte sie an. Eine Träne kugelte hinunter. Er wollte sprechen, jedoch kam nur ein „mmmmh“ hervor.
    Marie sah ihn schockiert an: „Ich habe doch gesagt, du sollst die Klappe halten! Schlampe!“
    Sie schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht.
    „Nicht reden! Böser Doktor! Was machen wir denn jetzt? Du bringst es nicht mehr. Keiner will dich mehr haben — auch dein Chef nicht.“
    Die Worte standen im Raum, der Mensch verstand nicht.
    „Ach so, ich dachte du hättest mir zugehört. Ich habe mit deinem Chef gesprochen … dem Mann … in dessen Fußstapfen du treten wolltest. Der hat dich gar nicht lieb, Fritz. Keiner hat dich lieb. Komisch, gell?“
    Er schloss die Augen.
    „Mach die Augen auf, wenn ich mit dir rede, du blöde Fickkuh!“
    Sie schlug ihn ans Kinn. Es tat wohl schrecklich weh, denn er riss die Augen weit auseinander.
    „Der Kinnhaken hat gesessen. Tut weh.“
    Sie griff nach seinem Mund, riss den Knebel heraus und hob mahnend den Zeigefinger. Sie drückte seine Lippen fest zusammen.
    „Siehst aus wie ein Fisch … Fische brauchen Wasser.“
    Ein langer Faden aus Spucke verließ Maries Lippen, sie saugte ihn wieder ein Stück weit auf. Der Faden ging nun auf und ab, zurück in ihren Mund und wieder raus. Dann ergoss sie sich in dessen Mund.
    „Schluck, du Fotze!“
    Sie verrieb die wenige Spucke, die die Mundöffnung verfehlt hatte in seinem Gesicht. Danach steckte sie den Knebel zurück zwischen seine Zähne und presste dann ihren Handballen fest gegen dessen Kinn. Es tat weh.
    „Du hast keine Ahnung, auf wen du dich da eingelassen hast. Ich verrate dir ein Geheimnis.“
    Sie lehnte sich vor, streckte ihren Kopf neben sein rechtes Ohr und flüsterte: „Wir sind gar keine Nazis.“
    Sie kicherte.
    „Willst du wissen, was wir sind?“
    Sie machte eine Pause, der Dramatik wegen.
    „Wir sind nämlich — KOMMUNISTEN!“
    Schnell lehnte sie sich zurück, um die Reaktion aus seinem Gesicht ablesen zu können.
    „Was, du glaubst mir nicht?“
    Sie lachte und tätschelte seine Wange. Dann setzte sie sich mit Schwung nach hinten, zurück auf seine Weichteile. Wieder zuckte sein Körper vor Schmerzen.
    „Irgendwie … ist es so … ungemütlich auf dir. Kannst du nicht mal still halten, wie soll ich denn da in Ruhe nachdenken?“
    ***
    Marie zog sich aus, verstaute das Hasenkostüm und all die anderen Kostüme, die sie getragen hatte, in Plastiktüten. Dann ließ sie die Wanne volllaufen und zerrte Steinmetz ins Badezimmer.
    „Du willst doch nicht alleine sein, Häschen. Du weißt nicht, was du denken sollst, oder? Das Schlimme ist, dass du ahnungslos sterben wirst. Vorsicht Spoiler. Ich werde schlimme Dinge mir dir anstellen und wenn du ohnmächtig wirst, hören wir auf, bis du wieder zur Besinnung kommst. Wir haben Zeit, denn da wo ich dich hinbringe, wird uns niemand stören. Aber du wirst niemals wissen wieso. Klar, du warst ungezogen, aber du warst auch immer ein guter Assistent, nicht wahr? Ein guter Volksgenosse. Ein einziger Fehler und das war es. Fritz, ich versichere dir, es ist nicht deine Schuld.“
    Sie sah ihn gelassen an, spielte

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