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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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wird trotzdem geil. Am Ende zählt, dass sie sterben, nicht, wie sie sterben.“
    „Jaaaa, hast recht.“ Sie machte eine Pause. „Nein. Der Weg ist das Ziel, nicht das Ziel ist das Ziel. Wenn es nach mir ginge, dann … egal, gucken wir jetzt den Film, oder nicht?“, fragte sie gereizt. „Gehst du den Film suchen? Keine Ahnung, wo der steckt. Hab jetzt keine Lust zu suchen“, schmollte sie.
    „Alles klar“, sagte Dennis und stand auf. Er begann die DVD Sammlung zu durchstöbern. „Marie?“, fragte er kurze Zeit später.
    „Ja?“
    „Machst du das Popcorn, bitte?“
    „Klar.“
    „Danke. Du machst das verkackt nochmal beste Popcorn auf der ganzen verschissenen Welt.“
    ***
    „Du siehst mitgenommen aus“, bemerkte Marie.
    „Ach, weißt du, bin nur fast gestorben“, sagte Sebastian.
    „Nicht gleich so feindselig“, sagte sie.
    „Tut mir leid, fühle mich immer noch komisch“, meinte er.
    „Hey, Kopf hoch, ich habe da was für dich“, sagte sie und griff in die Ablage.
    Sie nahm eine Dose Cola hervor, eisgekühlt, frisch aus dem Kühlregal. Wasserperlen hingen am bunten Blech. Eigentlich hatte sie die Cola für sich selbst gekauft. In dem Moment als sie vor dem Kühlschrank der Tankstelle gestanden hatte, hatte sie keinen Gedanken an ihn verschwendet. Aber sie musste ihn aufheitern, ansonsten würde er sie die ganze Heimfahrt über volljammern.
    „Na, das ist doch was“, sagte sie und reichte ihm die Cola.
    „Oh Mann, genau das Richtige für so einen Tag“, antwortete er und nahm sie entgegen.
    Er hielt die Dose gegen seine Stirn, genoss die Kühle für einen Moment. Erst ein Klicken, dann ein Zischen und Marie hörte das Sprudeln der Kohlensäure. Das Gluggern verriet ihr, dass er große Schlücke nahm. Sie wurde neidisch.
    „Ahh“, kam es aus ihm heraus und er wischte seinen Mund mit dem Handgelenk ab. „Oh Mann, ist das gut“, sagte er und drehte sich zu ihr um. „Danke, Tina. Willst du auch einen Schluck?“
    „Gib her, ja“, sagte sie und trank. „Gott, ist das gut! Besser als Sex.“
    „Nichts geht über das Original“, sagte er.
    „Ja“, stimmte sie ihm zu.
    „So genieße ich Cola am Liebsten“, erklärte er.
    Sie fuhren weiter, teilten die letzten Schlücke und schwiegen. Die Sonne schien, kaum Verkehr auf den Straßen, grüne Welle — Himmel auf Erden.
    „Wo kommen auf einmal die ganzen Autos her?“, fragte er nach einer Weile.
    „Rush-Hour“, meinte Marie.
    Der Alltag, die grausame Wirklichkeit des modernen Lebens, hatte sie wieder. Gute Gelegenheit ihn auszufragen, entschied sie.
    „Was ist los? Irgendetwas belastet dich doch, oder irre ich mich?“
    „Die Klinik war voll merkwürdig. Musste eine Samenprobe abgeben“, sagte Sebastian und sah sie bekümmert an.
    Sie sah kurz zu ihm rüber, runzelte die Stirn und sah dann wieder auf die Straße.
    „Eine Samenprobe“, wiederholte sie nachdenklich. Das war ein Anhaltspunkt, oder?
    „Voll die Scheiße. Ich meine, was jucken die meine Spermien?“, meinte er.
    „Die werden schon ihre Gründe gehabt haben. Es sind Ärzte, wir nicht … scheiß drauf.“
    „Klar, aber das ist echt merkwürdig. Ich habe noch nie im Leben, so eine Probe abgeben müssen. Ich will doch keine Kinder oder so. Hey, der Laden war eh komplett merkwürdig. Ich meine, da war nur ich … sonst keiner. Keine Patienten, meine ich“, sagte er.
    „Hab's verstanden, Mann. Und weiter? Warst du noch nie in einer Privatpraxis?“, fragte Marie mit fester Stimme. Dumm gelaufen, er hatte mehr mitbekommen als erhofft.
    „Nein, war ich nicht“, sagte er, aber er schien nicht zufrieden zu sein. „Das war voll teuer, oder?“
    „Teuer?“ Sie sah wieder zu ihm herüber. „Das geht aufs Haus.“
    „Danke, Tina.“
    „Ist schon OK“, meinte sie irritiert.
    „Nein, ich meine es ernst. Danke.“
    Er sah sie grausam lange an.
    „Hey, jetzt werd' nicht gleich sentimental. Wollte nur nicht, dass du verreckst.“
    „Keine Ahnung, wie ich dir das jemals zurückzahlen kann“, sagte er und blickte aus dem Fenster.
    „Hauptsache, du lebst“, sagte sie und machte eine kleine Pause. Es kostete sie einiges an Überwindung, aber sie sagte es trotzdem: „Keine Ahnung, was ich ohne dich machen würde.“
    Er blickte zu ihr hinüber, nahm ihre Hand und drückte sie. Er hielt sie einfach fest. Am Liebsten hätte sie geschrien! Erst als sie den Gang wechselte, unnötigerweise, konnte sie ihn dazu bringen seine Hand wegzunehmen. Ihr war nach Lachen zumute —

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