Totgeburt
das.“
„Glaubst du, du bist die einzige, die weiß, dass man Handys orten kann?“
„Ja.“
„Was ist mit ihr?“, fragte er.
„Die hat es doch gemütlich … oder willst du sie zum Kaffeetrinken einladen?“
„Lässt du mich meinen Spaß mit der haben?“
Sie ging wortlos an ihm vorüber, der lose gebundene Bademantel öffnete sich, er starrte auf ihr Fleisch.
Er war schon immer ein Idiot gewesen, dachte sie, aber das er so dumm sein würde — nein, sie hätte es ahnen müssen. Ab jetzt würde sie bestimmt wieder den Babysitter spielen müssen. Erwachsen sei er, hatte er gesagt. Klar, für den Arsch.
„Was nun?“, fragte er.
„Das ist eine gute Frage, Mann. Zuerst setzt du dich hin und machst gar nichts. Ich rede mit ein paar Leuten.“
„Unter vier Augen?“, erkundigte er sich.
„Natürlich unter vier Augen“, sagte sie.
„Es gefällt mir nicht, wenn Leute hinter meinen Rücken reden“, stellte er fest.
„Und mir gefällt es nicht, wenn jemand Scheiße baut hinter meinem Rücken. Komm damit klar, Mann. So läuft die Sache eben. Setz dich, mach den Fernseher an“, sagte sie und zeigte auf die Sitzgruppe.
„Alles klar.“
***
Marie musste den Doktor informieren, dass sein Projekt dabei war, Amok zu laufen und sie die Kontrolle verloren hatten. Der Doktor war zwar kein Psychiater und wusste überhaupt nicht, wie man mit Leuten umzugehen hatte, aber er war es gewesen, der den Geist aus der Flasche gelassen hatte. Falls etwas schief ging, sollte es seine Schuld sein. Sie nahm ihr Handy. Als sie die Kurzwahltaste des Doktors wählen wollte, warf sie einen letzten Blick ins Wohnzimmer. Caspar saß auf dem Sofa und der Fernseher lief auch, wie sie es gesagt hatte, doch schenkte er dem Gerät keinerlei Beachtung, stattdessen blickte er sie an und wollte mithören. Sie stampfte fluchend die Treppe rauf und rief den Doktor erst an, nachdem sie die Tür hinter sich zugezogen hatte.
„Geh schon ran, Mann.“
„Hallo, Marie“, meldete er sich.
„Guten Morgen, Doktor. Wir haben ein Problem“, schnaufte sie.
„Ich höre.“
„Ihr Projekt, Caspar, der ist dumm. Das ist das Problem.“
„Ist das so?“, fragte er gelangweilt.
„Wir haben ihm seine Ruhe gelassen, so wie sie es wollten. Es hat auch mehr oder weniger geklappt. Er hat zwar nichts produktives gemacht, aber —“
„Komm zur Sache, Marie. Du hast mich nach jedem deiner Besuche über dessen Aktivitäten und Zustand in Kenntnis gesetzt. Daher sollte ich doch im Bilde sein.“
„Er hat so eine Hure abgeschleppt. Sie liegt im Kofferraum seines Autos.“
„Ein Unfall?“, fragte der Alte.
„Nein. Ihr Projekt ist dumm, vergessen? Er hat sie extra mitgebracht. Er ist dabei, keine Ahnung, Menschen zu killen und dazu fehlt im einfach die Begabung!“
„Das ist wirklich ein Problem. Aber weißt du, Caspar ist nicht so dumm, wie er tut. Sein Problem ist, dass er völlig Hormongetrieben ist. Er kann sich nicht dagegen wehren. Das war abzusehen. Die Therapie zielt ja mehr oder weniger darauf ab.“
„Sie wollten einen verkackten Dummkopf?“
„Oh nein, das ist nur eine unbeabsichtigte Begleiterscheinung. Er ist eine hormonelle Bombe.“
„Ja und die Bombe ist dabei hochzugehen.“
„Die Hure, ist sie eine Illegale?“
„Wie der Zufall will, scheint sie das zu sein.“
„Sehr gut.“
„Aber er hat sie da aufgegabelt, wo er sich jeden Tag die Eier drückt.“
„Das ist wirklich dumm.“
„Sag ich doch. Soll er total überwacht werden?“, fragte sie.
„Er würde es merken.“
„Ich dachte, er ist dumm.“
„Ist er nicht, verdreh meine Worte nicht! Er ist mehr wie so ein scharfer Hund, der Blut geleckt hat. Er macht dumme Dinge, aber sein Kopf ist mehr oder weniger in Ordnung. Er ist halt triebgesteuert.“
„Soll ich ihn unter Hausarrest stellen?“
„Nein! Noch nicht.“
„Scheiße. Was dann?“
„Nimm ihn unter deine Fittiche, zeig ihm, wie man Leute verschwinden lässt, wie man sich sein Spielzeug aussucht. Gegen seinen Trieb zu kämpfen ist keine Option. Wir müssen ihn auch nicht all zu lange hinhalten. Bald schon können wir das Projekt zu Ende bringen.“
„Sagen sie mir vielleicht irgendwann, was wir mit ihm vorhaben?“
„Vielleicht.“
„Sie haben es versprochen“, sagte Marie und biss sich im selben Augenblick auf die Lippe. Aber da war es schon zu spät, die Worte hatten ihren Mund verlassen. Sie hatte Schwäche gezeigt.
„Caspars Problem könnte man als ein Problem
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