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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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von dieser miefigen Hülle umkleidet, war Fraß für die Würmer. Wieso machten seine Geschwister nicht endlich Schluss mit dem Schmierentheater? Worauf warteten sie? Ihr Dasein auf der Erde, dem blauen Ball im Nichts, war genauso wenig gerechtfertigt.
    Die Hure hatte bestimmt schon einen neuen Freier gefunden und war im nächsten Auto verschwunden. So würde sie es tun, bis sie nicht mehr krabbeln konnte und man sie zu den anderen Senilen steckte. So würden die Menschen es ohne Unterlass tun, bis ans Ende der Zeit, denn die Welt bewegte sich in Kreisen, hin und her, spuckte Menschen aus und fraß sie wieder. Ihm wurde schwindelig.
    „Ja Vater. Jaaa!“
    Die Hure hatte Glück gehabt. Er lachte. Glück?! Hätte er sie in seine Hände gekriegt, dann hätte er — Ja, was dann?
    Was hätte er mit ihr gemacht? Er dachte nach. Bilder schossen durch seinen Kopf, erfüllten ihn, wie er es noch nie erlebt hatte. Blut, Schmerzen, Geschrei, Geheule, er würde sie … nein, nicht sie! Irgendeine, es machte doch keinen Unterschied.
    Er machte sich auf den Nachhauseweg. Er brauchte Ruhe, wollte ungestört seinen Gedanken nachgehen und der Stimme seines Vaters lauschen, die leise Worte der Vernunft flüsterte. Die Stimme war die ganze Zeit dagewesen, merkte er. Er hatte sie nur nicht verstanden, weil sie im lauten Rauschen untergegangen war. Er musste unbedingt zurück in die Wohnung und es sich auf seiner Liege gemütlich machen.
    ***
    Er nahm auf dem schwarzen Leder Platz und schloss die Augen. Wie stellte man so etwas eigentlich an? Ihm fehlte jegliche Erfahrung. Das hieß, er brauchte die Hilfe von Marie — pfff, Marie. Sie war mit sich selbst beschäftigt, würde ihn vertrösten oder fortjagen. Seit er in der Stadt lebte war sie nicht gut auf ihn zu sprechen. Er musste sie überzeugen, dass es keinen anderen Weg gab. Nur wie?
    Dennis durfte schließlich auch seinen Spaß haben, damals mit dem Künstler. Wo war da der Mehrwert gewesen? Zugegeben, Dennis hatte sein persönliches Vergnügen mit dem Familiengeschäft verbunden. Erst hatte er ihn ausgequetscht, bis nichts mehr zu holen gewesen war und dann, als er anfing Probleme zu machen, hatte er ihn kaltgestellt. Der finanzielle Teil war sein Alibi gewesen, in Wahrheit war es ihm nur um den Spaß gegangen. Er selbst war ehrlich genug, auf das Alibi zu verzichten. Es ging allein um den Spaß, ein Leben kaputt zu machen. Er mochte bloß ein Junge mit einem Brennglas sein, aber dieser Junge würde helfen die Welt in Brand zu stecken!
    Hatte Dennis den Künstler auch zum Metzger gebracht? Landete all ihr Müll bei dem Mann? Nein, es musste ein Netzwerk geben. Wie viele Menschen halfen ihnen und wie hatte man sie dazu gebracht mitzumachen? Wie blieben sie unentdeckt? Wie gefährlich war es einen Menschen zu töten? Was war mit der Polizei? Er wusste nicht weiter … es hatte keinen Zweck, er musste zurück zur Familie, zurück zum Hof.
    Während er sich die Jacke überzog, kam ihm die Idee. Sollte er zusammen mit einem Fleischklumpen zurückkehren, blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihn zu unterstützen. Er war doch ihr Bruder.

XVIII
    Caspar fuhr vor und hupte zweimal. Erst nachdem er zum fünften Mal gehupt hatte, ragte ihr Kopf aus der Tür. Langsam schlenderte sie ihm entgegen. Sie trug ihren roten Morgenmantel, darunter schwarzen Slip und Top. Sie winkte und setzte dann ihr strahlendes Willkommenslächeln auf. Wie war er jemals darauf reingefallen? Naja, nun wusste er es ja besser. Er stieg aus dem Wagen aus und ging schnellen Schritts auf sie zu. Sie umarmten sich.
    „Und alles klar bei dir, Schwesterchen?“
    „Kennst mich doch, immer die rosarote Brille auf.“
    „Das wollt ich hören. Na, willst du nicht fragen, wie es mir geht?“
    „Huh? Puh, hör mit dem Hippie Scheiß auf … in Ordnung, also wie geht's dir?“, fragte sie.
    „Kann nicht klagen.“
    „Wenn das so ist … wir haben dich nicht erwartet.“
    „Ich weiß, sollte eine Überraschung werden“, sagte er.
    „Komm rein, Kaffee ist gemacht.“
    Sie machten sich auf den Weg in die Küche.
    „Ach ja, Kaffee, das höre ich gerne. War schließlich eine lange Autofahrt“, überspielte er das Schweigen.
    „Autofahren ist geil, beschwer dich nicht.“
    „Nee, mach ich nicht. Verdammt, hatte ganz vergessen, wie Scheiße das Dorf ist. Habe keine einzige schöne Frau gesehen.“
    „Dafür gibt's hier Kühe“, entgegnete sie.
    „Du sagst es.“
    „Also, was treibt dich her? Kohle hast du

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