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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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den Dummen gemimt hatte. Marie hatte nicht nachgegeben, bis sie ihm ein Versprechen abgerungen hatte. Und nun stand sein Wagen nicht in der Einfahrt, das hieß, er war immer noch fort und tat, was hormonelle Zeitbomben eben machten.
    Caspar war anders als der Rest von ihnen und zwar nicht auf positive Art und Weise. Er wollte einfach nicht begreifen, dass sein Leben auf wackeligen Beinen stand und seine Existenz von den schützenden Händen anderer abhing. Sobald sich der Doktor abwenden würde und das Projekt als Fehlschlag eingestuft wurde, würde sie sich auch abwenden. Der Kerl war viel zu verschroben, so wenig einer von ihnen, so viel einer von denen! Ihre Faust schlug gegen die Wagendecke. Es tat gut. Sie sah sich das Haus an, drinnen brannte Licht.
    „Wenigstens ein Normaler. Also dann“, sagte sie und stieg aus.
    Ein seltsamer Geruch lag in der Luft.
    Sie ging zur Haustür, wobei der Geruch sich intensivierte. Essen, wieso? Dennis kochte nie. Sie sperrte auf und trat ein. Irgendwie roch es exotisch, sie konnte den Geruch jedoch nicht einordnen. Paprika? Marie trat ins Wohnzimmer. Dennis stand in der Ecke beim CD Player und schnupperte an einer geöffneten Weinflasche.
    „Ahhh, schön, du bist zurück, Marie. Wir haben schon auf dich gewartet.“
    „Hallo Dennis, was geht ab? Wieso wir?“
    „Überraschung!“, rief Caspar und kam aus der Küche gesprungen, ein dickes, fettes Grinsen auf den Lippen.
    „Boah, Caspar. Ich dachte du wärst im Puff.“
    „Ja“, rief er enthusiastisch, „das solltest du auch, sonst wäre es doch keine Überraschung!“
    „Na, die ist dir wirklich gelungen. Hey, ehm, was zum Teufel kochst du da?“
    „Gulasch, meine Liebe. Und, riecht es gut?“
    „Ja, seltsamerweise, ja.“
    „Ist mit Liebe gemacht, weißt du.“
    „Haha, du Spinner“, lachte Dennis. „Unser kleiner Bruder hat den ganzen Tag mit dem Scheiß verbracht. War auf dem Wochenmarkt und so.“
    „Den ganzen Tag? Mann, die ganze kack Woche, Alter!“, berichtigte Caspar ihn.
    „Wie kann man eine ganze Woche damit verbringen?“, fragte Marie und lachte erleichtert.
    „Ganz einfach, wegen dem Fleisch, das musste abhängen. Hat alles gedauert, ehm, der Vogel hat das natürlich für mich gemacht. Danke, dass du mich ihm vorgestellt hast … und außerdem kann ich nicht kochen, musste das erst lernen. Ach, kommt schon, wir reden beim Essen weiter.“
    ***
    „Und, wie findet ihr, schmeckt eine rumänische Straßennutte?“, fragte Caspar in die Runde.
    „Einfach köstlich“, rief Marie aus.
    „Hast das richtig gut hinbekommen, Junge. Hätte nicht gedacht, dass die so gut schmecken. Bio-Fleisch kann man das ja nicht nennen.“
    Die drei lachten lauthals.
    „Die war quasi geräuchert von den Abgasen, die sie am Straßenrand abbekommen hat“, heizte Marie die Stimmung weiter auf.
    „Zum Glück war das eine junge“, meinte Dennis.
    „Gell, war schön zart, das Ding“, sagte Caspar und trank einen Schluck Wein.
    „Gulasch zu machen war eine gute Idee. Das Fleisch kocht lange und wird schön zart“, sagte Dennis.
    „Ja, ich dachte, Gulasch passt zu der. Rumänien, Gulasch“, sagte Caspar.
    „Wie jetzt, Rumänien und Gulasch? Ungarn passt zu Gulasch“, sagte Marie.
    „Echt? Essen die kein Gulasch in Rumänien?“, fragte Caspar erschrocken.
    „Hm, keine Ahnung. Jedenfalls ist Gulasch typisch für Ungarn. Rumänien ist für, keine Ahnung, Straßenhunde berühmt“, witzelte Dennis.
    „Ach verdammt, das ist wirklich gut, Caspar. Wie hast du das gemacht?“, fragte Marie mit vollem Mund.
    „Rezept ist aus dem Internet. Habe das Rezept mit der besten Bewertung ausgesucht. Also da kommen rein: Fleisch, Zwiebeln, Knoblauchzehen, Tomatenmark, zwei Teelöffel Brühe, da habe ich Instantbrühe genommen, Paprikapulver, edelsüß und rosenscharf, Pfeffer, eine Prise Majoran und Kümmel, den musste ich noch mahlen, dann das Ganze mit Salz abschmecken und das war es. Halt, ich hätte fast den Zitronensirup vergessen. Auf dem Markt war ich nur für die Gewürze. Ehm, da musste ich eh hin wegen dem Wein und der Deko. Et voilà, meine Damen und Herren, so macht man Gulasch.“
    „Gulasch ist geil, da kommt nicht so viel kack Gemüse rein“, schwärmte Dennis.
    „Hast recht, Dennis. Vitamine töten den Geschmack. Hier wird das kack Zeug nur Teil von der Sauce“, sagte Marie.
    „Scheiße, was ist denn das?“, fragte Dennis. „Sieht aus wie ein —“
    „Ohr!“, fuhr Caspar aufgeregt dazwischen. „Das Ohr

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