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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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mangelnder Selbstkontrolle bezeichnen. Doch frag dich selbst, liebe Marie, würde etwas mehr Selbstdisziplin, dir nicht auch zu Gute kommen? Siehst du, wir alle können etwas aus der Sache lernen.“
    „Ist das alles? OK. Ich fasse zusammen. Ich dressiere den Hund, bringe ihm bei, wie man richtig jagt.“
    „So ist es, meine Gute“, sagte er gelassen.
    „Aber wenn er unkontrollierbar wird, darf ich ihn in den Zwinger stecken?“
    „Bevor er das Projekt gefährdet, darfst du ihn in den Zwinger stecken. Ja. Ich verlasse mich da voll und ganz auf dein Gespür. Enttäusche mich nicht.“
    „OK … und trotzdem, wieso nicht gleich?“
    „Ach Marie, er ist dein Bruder. Vergiss das nicht. Lass ihm seine Würde.“
    „Sie haben leicht reden, sie müssen ja nicht auf ihn aufpassen.“
    „Genau, das muss ich nicht. Dafür habe ich ja dich.“
    „Ich melde mich, wenn's was Neues gibt.“
    „Tu das“, sagte er und legte auf.
    Marie ließ sich auf das Bett fallen. Das würden harte Monate werden. Jahre vielleicht. Nein, so lange würde es nicht dauern. Bloß noch ein paar Monate. Wenn der Alte es nur nicht so genießen würde! Sie atmete tief durch und machte sich auf den Weg nach unten.
    Dennis war mittlerweile eingetroffen und saß neben Caspar. Sie konnte seine Unterstützung jetzt wirklich gebrauchen. Zusammen konnten sie Caspar kontrollieren. Dennis sah sie erwartungsvoll an.
    „Hat er dir erzählt, was passiert ist?“
    „Klar habe ich das. Ich sehe kein Problem bei der Sache. Und Dennis auch nicht“, sagte er und wartete auf dessen Bestätigung.
    Beide sahen ihn an, bis Dennis mit den Achseln zuckte.
    „Que sera, sera“, lautete seine Antwort.
    Caspar fasste es als Bestätigung auf, klatschte in die Hände und sagte: „I've got work to do. Wo kann man hier ungestört arbeiten?“
    ***
    Marie zeigte Caspar das Verlies, die schalldichte Kelleranlage unter einem der Nebengebäude. Es kam schon vor, dass sie Gäste von Auswärts hatten, Menschen, die man verschwinden lassen musste oder Menschen, die Informationen hatten, die man ihnen entlocken musste. Steinmetz war ihr letzter Gast gewesen. Das Verlies war ein Arbeitsraum und es wurmte Marie, Caspar den Raum zu überlassen. Er entweihte ihn sozusagen.
    „Wow, das nenne ich mal einen Hobbykeller!“, rief er begeistert.
    „Es ist kein Hobbykeller. Das ist ein Arbeitszimmer. Mach unsere Arbeit nicht schlecht.“
    „Arbeit? Weißt du, ich hasse das Wort. Arbeit ist was für Sklaven, ist was für Menschen.“
    „Tolle Sichtweise hast du da.“
    „Marie, nimm die Dinge mal locker. Komm mal aus dem Ei.“
    „Ach, leck mich. Ewig wird das nicht mehr weitergehen“ erwiderte sie.
    „Du meinst, irgendwann werde ich so wie du?“
    „Ja, das heißt, wenn du Glück hast.“
    „Das sehe ich anders.“
    „Ist aber so. Sag mal, fühlt sich das überhaupt richtig an, was du da machst?“, fragte sie.
    „Ehm, ja. Mir geht's glänzend. Wieso?“
    „Ist da nicht vielleicht eine Stimme in dir, die dir Druck macht, dich zwingen will, dein Leben in die Hand zu nehmen und was vernünftiges aus dem Geschenk zu machen, das dir zu Teil wurde?“
    „Du willst wissen, ob ich ein schlechtes Gewissen habe? Marie, ich kann dich beruhigen. Ich höre auf meine innere Stimme. Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben. Tut mir Leid, dass du mich nicht verstehen kannst. Ich dachte, du würdest mich unterstützen“, sagte er.
    „Sieh dich um, Caspar. Ich lasse dich hier deinen Scheiß machen. Wenn das keine Unterstützung ist, dann weiß ich auch nicht. Vielleicht verstehst du mich nicht. Also, ich bin schon lange im Geschäft und in der ganzen Zeit ist mir noch nie jemand, wie du einer bist, unter die Augen gekommen.“
    „Was bin ich denn für einer?“, fragte er herausfordernd.
    „Du bist ein verdammter Nichtsnutz, das bist du. Während wir malochen und Dinge tun, die uns ankotzen, läufst du herum und amüsierst dich.“
    „Woher willst du wissen, dass ich nichts mache?“
    „Weil du mir ständig erzählst, was du machst. Du bist sogar stolz drauf“, schrie sie ihn an.
    „Musst nicht schreien.“
    „Pah, du bist so ein Typ, der es toll findet, einem Kind den Lutscher wegzunehmen!“, stellte sie fest.
    „So nennst du's, 'ne Nutte abzuschlachten?“
    „Jaaaa!“
    „Marie, ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber was machst du denn für tolle Sachen? Die Hälfte der Zeit guckst du fern, ansonsten treibst du dich in irgendwelchen Spielhallen und Restaurants

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