Totgeglaubt
Mutter, einer Stiefschwester, die die Wahrheit niemals erfahren darf, und einer Polizistin, die meinetwegen gefeuert wurde.”
“Ja, bis jetzt.”
Er reckte seinen Hals. “Eine ziemlich gute Mannschaft.”
“Sie ist besser, als du denkst. Allie auf unserer Seite zu haben, ist ein Riesengewinn.”
“Umso ärgerlicher, dass du sie wieder wegschicken musst.”
Grace fuhr sich mit dem Finger über ihre Unterlippe. “Ich weiß, dass es riskant ist, sie einzubeziehen, aber …”
Er lehnte sich vor. “Riskant? Es ist idiotisch! Willst du gegen die Anklage vorgehen oder mich hier verschimmeln lassen?” Natürlich hatte Clay noch andere Gründe, Allie rauszuhalten – aber er wollte nicht, dass Grace merkte, wie sehr sie ihm am Herzen lag.
“Clay, sie wird ohnehin weiter in dem Fall herumschnüffeln, ob wir nun mit ihr zusammenarbeiten oder nicht. Nachdem Mom und Madeline gestern Abend gegangen waren, hat sie mir von der Nachricht erzählt, die ihr jemand auf den Tisch in der Hütte gelegt hat. Und sie hat mir auch gesagt, dass sie Jeds Baseballkappe in der Nähe der Hütte gefunden hat.”
“
Jeds?
Das muss eine Verwechslung sein.”
“Nein, ist es nicht.”
“Aber Jed würde nie auf mich schießen. Und er hätte auch keinen Grund, Allie so eine Nachricht zu hinterlassen.”
“Allie vermutet, dass es sich um ein Komplott handelt.”
“Was hätte irgendwer dadurch gewonnen, Jed mit in die Sache hineinzuziehen?”
“Es ist eine Möglichkeit, die Wahrheit zu vernebeln. Ein Mittel, jeden, der den tatsächlichen Schützen zu ermitteln versucht, in die Irre zu führen. Und die Leute, die dich nicht mögen, mögen Jed vermutlich auch nicht. Die hätten ihn also eh gerne aus dem Weg geräumt. Letztlich hat dich ja Jeds starre Behauptung, dass unser Mistkerl von Stiefvater in der Nacht nicht nach Hause gekommen ist, die ganzen Jahre vor der Verhaftung gerettet.”
“Jeds Behauptung und die Tatsache, dass verwertbare Beweise fehlen”, bemerkte Clay trocken.
“Aber jetzt geht es längst nicht mehr um Beweise. Es geht um jahrelangen Groll und ewige Rachsucht.”
Ernüchtert rückte Clay dichter an den Tisch heran. Er würde seinen Verstand verlieren, wenn er im Gefängnis bleiben müsste. Fast alles konnte er ertragen, aber nicht, eingesperrt zu sein. “Ich weiß.”
“Allie glaubt, und ich stimme ihr da zu, dass unsere Gegner versuchen werden, Druck auf Jed auszuüben. Sie werden ihn erpressen, werden ihm sagen, dass sie von einer Anzeige wegen versuchten Mordes absehen, wenn er bereit ist, im Fall Barker gegen dich auszusagen.”
Clay runzelte die Stirn. Ihm war selbst nicht ganz klar, warum Jed Fowler sich ihnen gegenüber so loyal verhielt, aber irgendwie musste der Automechaniker mehr über Barkers Todesnacht wissen, als er bisher zu erkennen gegeben hatte. Sonst hätte er sich doch bestimmt nicht selbst des Mordes bezichtigt, als man Butchs Knochen ausgegraben hatte – das Hundeskelett, das Clay vergraben hatte, nachdem er Barkers Gebeine in den Keller geschafft hatte. “Unsere Beziehung zu Jed war nie sonderlich eng. Wir wissen ja nicht einmal, warum er auf unserer Seite steht. Er ist ein einziges Fragezeichen, und deshalb können wir sein Verhalten nicht vorhersehen.”
Grace spielte schon wieder mit dem Füller, den sie eben noch beiseitegelegt hatte. “Allie hat in dem Zusammenhang etwas gesagt, das mir Sorgen macht.”
“Was?”, fragte Clay. Mittlerweile war er ziemlich aufgewühlt. Dass man die altbekannten Indizien gegen ihn vorbringen würde, damit hatte er gerechnet – aber nicht damit, dass seine Gegner noch etwas anderes in der Hinterhand haben könnten. Wer auch immer es darauf anlegte, ihn dranzukriegen, fuhr schwere Geschütze auf. Offenbar wollte man sichergehen, dass er wirklich lebenslänglich hinter Gittern verschwand.
“Sie hat Mom gefragt, ob Jed sie je mit einem anderen Mann gesehen haben könnte.”
Der Schock, der Clay durchfuhr, brachte ihn augenblicklich auf die Beine. “Warum hat sie das gefragt?”
“Sie glaubt, dass Jed Mom schon seit Jahren heimlich verehrt.”
“Das haben wir ja auch schon vermutet.”
“Stimmt. Aber hör zu, es geht noch weiter. Allie vermutet, dass wir in Sicherheit sind, bis Jed sich Mom aus irgendeinem Grund aus dem Kopf schlägt.”
Clay wanderte in dem kleinen Raum auf und ab. “Will sie damit andeuten, dass das schon passiert ist?”
“Nein. Aber sie macht sich Gedanken darüber.”
Clay stieß einen weiteren Fluch
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