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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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meinen Dad können Sie dafür nicht verantwortlich machen. Keiner weiß, wo der steckt.”
    Clay dachte an seinen eigenen Vater. “Manchmal ist schon allein das wie eine Ohrfeige.”
    “Ja, vielleicht.”
    “Aber das erklärt noch nicht, warum Sie nicht Basketball spielen können.”
    “Als meine Mutter beschloss, ihr Leben umzukrempeln, und fromm wurde, da hatte ich plötzlich nicht mehr viel zu lachen. Von dem Moment an hat sie mir nämlich verboten, Ball zu spielen.”
    Clay stützte sich auf einen Ellbogen. “Warum?”
    “Sie hatte etwas gegen Sport. Da steckte ihr zu viel Wettkampf drin”, erklärte er mit einem Achselzucken. “Irgendjemand verliert beim Sport ja immer.”
    “Tja, es ist eine grausame Welt”, bemerkte Clay.
    “Sie sagen es.”
    “Aber bei einem Banküberfall gibt es vermutlich nur Gewinner, oder?”
    “Meine Mutter weiß nichts von meiner Laufbahn. Sie lebt in einer Sekte in Oregon und gibt vor, mich nicht zu kennen.”
    Clay schüttelte den Kopf angesichts dessen, was der Mann alles durchgemacht hatte. “Sie haben vollkommen recht. Es geht immer noch schlimmer.”
    “Freut mich, dass ich Ihnen helfen konnte, ein bisschen positiver über Ihr eigenes Leben zu denken”, sagte er und lachte dröhnend.
    Sie schwiegen einige Minuten, und Clay entspannte sich langsam, hoffte sogar einzudösen. Da er ständig über Allie, seine Familie und die Zukunft seiner Farm nachdachte, fand er nachts kaum Schlaf und war völlig übermüdet.
    “Weshalb sind Sie denn hier?”
    Clay öffnete die Augen. Sein Zellennachbar stand direkt an das Gitter gepresst, das sie beide voneinander trennte. “Ich? Wegen nichts. Ich bin zu Unrecht angeklagt.”
    “Das sind wir doch alle, oder?”
    Jetzt, wo er aus seinem Dämmerzustand herausgerissen war, bezweifelte Clay, dass er noch würde einschlafen können, und setzte sich wieder auf. “Wollen Sie mir nicht erzählen, wie Sie unbeabsichtigterweise auf jemanden geschossen haben?”
    “Das Schießen war nicht unbeabsichtigt”, gab sein Nachbar zu.
    “Oh.” Clay hob eine Augenbraue. “Was war denn unbeabsichtigt?”
    “Der Umstand, dass ich mich von dem Blödmann habe beobachten lassen”, sagte er und lachte noch lauter.
    Der Typ hatte tatsächlich versucht, einen Zeugen umzulegen. Vorsätzlich. Clay fand das Ganze nicht länger komisch. “Versuchter Mord?”
    “Das behaupten sie”, antwortete der andere und wedelte dabei mit Hand.
    “Das behaupten sie”, murmelte Clay, mehr zu sich selbst. Es sah so aus, als täten sich hinter dem fröhlichen Naturell seines Zellennachbarn Abgründe auf.
    Plötzlich war Clay nicht mehr nach Reden zumute. Er konnte die Haltung dieses Typen nicht nachvollziehen. Sie hatten überhaupt nichts gemeinsam und würden hoffentlich nie etwas gemeinsam haben.
    Er ließ sich wieder auf die Matratze fallen und signalisierte das Ende seiner Gesprächsbereitschaft, indem er einen Arm über seine Augen legte. Immer wieder sagte er sich, dass er bald draußen sein würde. Irgendwann würde er aufwachen, und es würde Dienstag sein. Es gab also keinen Grund, länger über seinen Nachbarn oder andere weit gefährlichere Kerle nachzudenken, mit denen er wohl zwangsläufig zu tun bekäme, wenn er verurteilt würde. Und plötzlich, nachdem Clay seine Gedanken eine Weile hatte schweifen lassen, fiel ihm etwas ein, an das er vorher so nicht gedacht hatte. Er war immer davon ausgegangen, dass der Schuss bei der Anglerhütte aus Zorn oder Rache auf ihn abgefeuert worden war.
    Was aber, wenn der Schütze gar nicht vorsätzlich, sondern nur zufällig auf ihn geschossen hatte? Der Typ nebenan hatte versucht, jemanden zu töten, nur weil er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Vielleicht war es dem Schützen bei der Hütte ähnlich gegangen. Das aber bedeutete, dass Clay irgendetwas gesehen haben musste oder hätte sehen können, das den Schützen verraten hätte.
    Wenn er sich doch nur an die Leute und Autos erinnern könnte, die ihm auf dem Weg zur Hütte begegnet waren.
    “Alles in Ordnung mit dir?”, fragte Madeline.
    Allie umklammerte das Handy noch fester. Sie war zu Clays Farm gefahren, weil sie allein sein wollte. Jetzt, wo ihre Mutter bei ihr eingezogen war, sehnte sie sich danach, mal ein paar Minuten für sich zu haben, um mit ihren Gefühlen klarzukommen. Besonders, nachdem sie die Fotos angeschaut hatte, die das Päckchen aus ihrem Briefkasten enthielt.
    Sie nahm die Fotos aus ihrer Handtasche und reihte sie vorsichtig

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