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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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letzten Mal lebend gesehen.”
    Mit klopfendem Herzen versuchte Allie, die Puzzleteile zusammenzufügen. War Barker zum Mörder geworden, um zu verhindern, dass seine perverse Obsession ans Licht kam? Hatte er tatsächlich seine Frau, Madelines Mutter, umgebracht? War Stillwaters beliebter Geistlicher nicht nur ein sadistischer Pädophiler, sondern auch ein Mörder?
    “Warum sind Sie nach Elizas Tod nicht zur Polizei gegangen?”
    “Womit?”, fragte er zurück.
    “Hatten Sie nicht die Fotos?”
    “Nein. Und jeder hier in der Stadt hat Barker ja als eine Art Heiligen angesehen. Wer hätte jemandem wie mir schon geglaubt?”
    “Deshalb also haben Sie sich über all die Jahre auf die Seite der Montgomerys geschlagen”, sagte sie.
    “Barker hat das bekommen, was er verdient.”
    Obwohl Allie ihm zustimmen musste, lag die Entscheidung darüber natürlich bei einem Gericht. Nicht bei den Montgomerys. Sosehr sie emotional auch hinter Grace und Clay und der ganzen Familie stand, sosehr wusste sie doch, dass kein Gericht in Mississippi es tolerieren würde, dass sie das Gesetz in die eigene Hand genommen hatten.
    “Was ist in der Nacht passiert, als Barker verschwunden ist?”, fragte sie.
    Und Jed packte bereitwillig aus.
    “Der Reverend kam früher nach Hause.”
    Allie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Wollte sie das wirklich wissen? Möglich, dass das, was sie gleich zu hören bekam, für immer zwischen ihr und Clay stehen würde. Aber konnte sie die Augen vor der Wahrheit verschließen? Durfte sie das Wohlergehen ihrer Tochter für einen Mann aufs Spiel setzen, der ein so dunkles Geheimnis hatte?
    Natürlich nicht. So groß ihr Wunsch auch war, Clay blind zu vertrauen: sie konnte es nicht.
    Jed wartete. Verstand er, was in ihr vorging?
    “Und?”, fragte sie schließlich.
    “Ich habe Irene bei Ruby angerufen. Dort war sie zur Chorprobe.”
    “Wie? Waren Sie nicht draußen in der Scheune?”
    “Es gab dort ein Telefon. Gleich neben der Tür zu Barkers Büro.”
    “Verstehe. Und was haben Sie gesagt?”
    “Nichts.”
    “Sie haben nichts gesagt?”
    “Was hätte ich sagen sollen?”
    Allie malte sich aus, wie Jed versuchte, Irene beizubringen, dass ihr Mann sich gerade an ihrer Tochter vergriff. “Was haben Sie also gemacht?”
    “Ich habe immer wieder angerufen, habe nach ihr gefragt und dann aufgelegt, habe versucht, sie auf diese Weise nach Hause zu holen, nur für den Fall, dass er …”
    Er beendete den Satz nicht, aber Allie wusste, was er meinte.
    “Und was dann?”, fragte sie.
    “Irene kam nach Hause. Aber als ich zum Haus hinüberging, um Barker nach dem Traktor zu fragen, habe ich Schreie gehört.”
    “Und weiter?”
    “Ich hatte Angst um Irene und die Kinder, also habe ich, anstatt zur Scheune zurückzugehen …”, er runzelte die Stirn und kratzte sich den sonnenverbrannten Nacken, “… durchs Fenster geschaut.”
    Allie schickte ein Stoßgebet los, dass Jed ihr nichts erzählen würde, was sie der Polizei würde melden müssen. “Und was haben Sie gesehen?”
    “Sie waren in der Küche. Barker schlug Irene. Dann ging Clay dazwischen und versuchte, seine Mom zu beschützen.”
    Mit sechzehn. Armer Clay. Allie konnte sich gut vorstellen, wie Clay es mit dem Angreifer seiner Mutter aufnahm, ohne an die Gefahr für sich selbst zu denken. Ebenso konnte sie sich vorstellen, wozu sein Eingreifen geführt haben mochte. “Hat er ihn … umgebracht?”
    Allies Herz hämmerte so laut, dass sie fast fürchtete, Jeds Antwort gar nicht hören zu können. Grace hatte es verneint, und Allie hatte ihr geglaubt. Aber würde Grace ihr die Wahrheit sagen?
    “Nein”, antwortete Jed.
Nein
… Ein warmes Gefühl der Erleichterung durchströmte sie. Clay hatte es nicht getan. “Aber Barker hätte Clay umgebracht, wenn Irene nicht gewesen wäre”, fügte Jed hinzu.
    “Was hat Barker gemacht?”, fragte sie.
    “Er hat ihn übel zusammengeschlagen. Ich war kurz davor, reinzugehen und die Sache zu beenden, als Clay versuchte, ins Wohnzimmer zu flüchten. Doch Barker packte ihn an den Haaren und riss ihn zurück. In diesem Moment bekam Irene Panik. Sie hat irgendetwas Schweres in die Hand genommen und es auf Barkers Kopf krachen lassen. Ich konnte nicht genau sehen, was es war. Ich weiß es bis heute nicht.”
    Allies Augen waren starr auf Jed gerichtet. “Und dann blieb er auf dem Küchenboden liegen”, beendete sie Jeds Ausführungen.
    “Dann blieb er auf dem Küchenboden liegen”, wiederholte

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