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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Bemerkung, die Sie da an jemanden gerichtet haben, den Sie verdächtigen, in einen Mordfall verwickelt zu sein.”
    Der Reverend murmelte etwas, das Clay nicht verstand.
    “Was haben Sie gesagt?”, hakte er nach.
    “Ich sagte, ich habe nie angedeutet, dass ich Grace irgendeines Verbrechens für
schuldig
halte.”
    Seine Betonung war zu deutlich, um zufällig zu sein.
    Clay senkte seine Stimme. “Also wissen Sie Bescheid.” Er wollte hinzufügen: …
dass Reverend Barker ein perverses Schwein war
, aber er musste vorsichtig sein. Schließlich wollte er nicht ein noch stärkeres Mordmotiv liefern als das, das man ihm eh schon unterstellte, besonders nicht nach seinem vermeintlichen Geständnis.
    Die Lippen des Reverends kräuselten sich. Er schien sich mit einer Antwort schwerzutun, aber er wirkte weder erstaunt noch machte er Anstalten, nachzuhaken.
    “Reverend?”
    Der Prediger stand steif da. “Ich bin nur von dem überzeugt, was ich ihr gesagt habe.”
    Clay starrte ihn einige Sekunden lang an. “Dass Gott alles weiß.”
    “Ja.”
    “Warum?”
    “Ich habe es Ihnen bereits gesagt, es ist wahr.”
    “Ist es das?”
    “Natürlich.”
    Was auch immer dem Reverend durch den Kopf ging, er würde es nicht preisgeben. Und angesichts seines Verhaltens hatte Clay auch nicht den Eindruck, dass es etwas bringen würde, ihn zu drängen. Portenski hatten den entschiedenen Blick eines Mannes, der sich vor einem Unwetter verbarrikadierte.
    Clay wollte seine Energie nicht darauf verschwenden, um Antworten zu betteln, die er nicht bekommen würde. Aber er hatte noch andere Fragen. Fragen, die auf bestimmte Weise nicht weniger wichtig waren. Fragen, die er jemandem wie Portenski schon seit Jahren stellen wollte. “Finden Sie Gott denn besonders versöhnlich?”
    Die Antwort des Reverends kam mit einiger Verzögerung, so als hätte Clays Strategiewechsel ihn aus dem Konzept gebracht. “Gemäß der Bibel …”
    “Zitieren Sie mir bitte nicht die Bibel, Reverend. Ich habe nach
Ihrer
Meinung gefragt.”
    “Ich bin nur ein ganz normaler Sterblicher.”
    “Aber Sie haben sich durch ganze Bibliotheken voller theologischer, philosophischer und soziologischer Bücher gelesen.” Portenski war dafür bekannt, immer ein Buch in der Hand zu halten, und in seine Predigten streute er Zitate aus den unterschiedlichsten Werken ein. “Wenn Sie nicht für eine eigenständige Meinung qualifiziert sind, wer dann? Wir sind doch alle bloß Sterbliche.”
    Portenski hob seinen Kopf. “Ich glaube, dass ein guter Christ mit Gnade rechnen kann.”
    Clay nickte. Grace hatte recht. Der Reverend hatte die fehlenden Fotos gefunden … oder Briefe oder … irgendetwas anderes. Anders konnte es nicht sein. Er wusste zu viel. Und er schwieg. Aber nicht weil er Clay für unschuldig hielt, sondern weil er Grace zu den guten Christen zählte und auf ihr Gottes Gnade ruhen sah.
    Und wahrscheinlich hatte Portenski sogar recht. Obwohl Clay Barker nicht selbst umgebracht hatte, hatte er die Ereignisse der Nacht doch losgetreten. Und in der Vertuschung spielte er sogar eine noch aktivere Rolle.
    Seine Sehnsucht nach Gnade, Vergebung und Seelenfrieden hatte ihn zur Kirche zurückgetrieben. Aber er verschwendete hier seine Zeit.
    Nach all den Jahren, in denen er in und mit der Lüge gelebt hatte, konnte er sich unmöglich als guter Christ bezeichnen.
    Als Allie den Streifenwagen auf dem Bordstein parkte, erschien Jed Fowler kurz mit finsterem Blick an einem der vorderen Fenster. Sie hätte sich gerne eingeredet, dass er sie einfach nur nicht erkannt hatte. Aber das war wohl nicht der Fall. Sie war die einzige weibliche Beamtin des Reviers, und ihr Vater brachte die Streifenwagen nun schon seit vierzig Jahren in Jeds Autowerkstatt.
    Jed wusste, wer sie war, schien sich aber in Gegenwart von Frauen und Kindern unbehaglich zu fühlen. Er war ein einfacher Mensch, der früh aufstand, lange arbeitete und abends in dasselbe Zweizimmerhaus zurückkehrte, in dem er schon aufgewachsen war. Sein Vater war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als Jed noch ein kleiner Junge war. Seine Mutter, eine zänkische alte Frau, die stundenlang im Schaukelstuhl auf der Veranda saß und den vorbeiziehenden Schülern der benachbarten Grundschule böse hinterherstarrte, war gestorben, als Allie auf dem College war. Soweit Allie wusste, lebte Jed seitdem allein.
    Sie ging den Weg zur Haustür hinauf und fragte sich, ob er wegen seiner Mutter Junggeselle geblieben war. Das war

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