Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
wollte es noch einmal direkt von Jed hören, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie er zu den nächtlichen Ereignissen stand. Und um zu überprüfen, ob sich seine Version über die Jahre veränderte.
    “Mrs. Montgomery …”
    “War sie damals nicht Mrs. Barker?”, fragte Allie und achtete auf jede noch so kleine Reaktion von ihm.
    Er schien unbeeindruckt von der Frage. “Ja, wahrscheinlich.”
    “Erinnern Sie sich noch daran, wann sie ihren alten Namen wieder angenommen hat?”
    Wenn Allie richtiglag mit ihrer Vermutung bezüglich Jeds überraschendem Schuldeingeständnis auf der Farm – wenn er also tatsächlich die attraktive Irene anbetete und sie vor der Strafverfolgung hatte bewahren wollen –, dann würde er ihr diese Frage beantworten können.
    Aber er schüttelte mit ausdrucksloser Miene den Kopf.
    “Okay”, sagte Allie. “Aber zurück zu unserem Fall. Haben Sie Mrs. Montgomery in der fraglichen Nacht gesehen?”
    “Sie ist in die Scheune gekommen, um mir zu sagen, dass sie für eine Weile weggehen würde.”
    “Hat sie gesagt, wohin sie wollte?”
    “Es hatte irgendetwas mit der Kirche zu tun.”
    In der Tat bestätigten Zeugenaussagen, dass Irene Montgomery an einer Chorprobe bei Ruby Bradford teilgenommen hatte. Und sie musste sich ungefähr eine halbe Stunde später als ihr Mann auf den Heimweg in Richtung Farm gemacht haben – auch wenn man in Bezug auf Barker natürlich nur spekulieren konnte.
    “Machte sie den Eindruck, unbedingt und dringend loszuwollen?”
    Er runzelte die Stirn, als wäre er mit dieser Frage bislang noch nicht konfrontiert worden. “Ich weiß nicht.”
    “Wie wirkte sie? Aufgewühlt? Beunruhigt? Aufgeregt? Resigniert?” Irene hatte seit damals nicht mehr im Kirchenchor gesungen. Wenn sie darauf angesprochen wurde, gab sie zu, dass es der Reverend gewesen war, der sie zur Teilnahme gezwungen hatte. Er wollte, dass sie mit gutem Beispiel voranging, indem sie sein Freizeitangebot unterstützte.
    “Sie hat einfach gesagt, dass sie losmuss, und dann ist sie gegangen.”
    “Und dann waren Sie mit den Mädchen alleine.”
    “Clay war am Anfang auch noch da.”
    “Was haben Sie getan? Erinnern Sie sich noch?”
    Er zuckte mit den Achseln. “Ich habe den Traktor repariert.”
    “Ist in der Nacht noch jemand anders gekommen oder weggefahren?”
    “Ich hab gehört, wie ein paar Jugendliche vorbeikamen.”
    “Wann?”
    “Vielleicht eine halbe Stunde später.”
    Also hatte er sehr wohl ein Auto gehört. “Und was passierte dann?”
    “Ich sah Clay zusammen mit zwei anderen Typen in einen schwarzen Pick-up klettern. Und dann sind sie weggefahren.”
    Diese “anderen Typen” waren Jeremy Jordan und Rhys Franklin gewesen. Sie waren zu Corinne Rasmussen gefahren, einem Mädchen, mit dem Clay zu der Zeit ausging. Corinne war inzwischen weggezogen, aber in der ersten polizeilichen Untersuchung hatte sie den Besuch der drei bestätigt. So stand es jedenfalls in den Akten.
    “Also waren die dreizehnjährige Grace und die elfjährige Molly allein zu Hause?”, hakte Allie nach.
    “Das nehme ich an.”
    “Und das fanden Sie nicht beunruhigend?”
    “Wieso sollte ich? Grace war alt genug, um auf ihre Schwester aufzupassen. Außerdem ging es mich überhaupt nichts an.”
    “Sie waren nur dort, um den Trecker zu reparieren?”
    “Ja, Ma’am.”
    Frustriert musterte Allie ihn. Er riss sich nicht gerade ein Bein aus, um ihr zu helfen. Er beantwortete jede Frage mit minimalem Aufwand. Lag das nur an seiner wortkargen, mürrischen Art? Misstraute er ihr, weil sie eine Frau war? Oder hielt er sich aus anderen Gründen so bedeckt? “Wie gut kennen Sie Irene?” Sie versuchte es noch einmal über diese Schiene.
    “Hin und wieder bringt sie ihr Auto vorbei.”
    “Das ist alles?”
    “Das ist alles.”
    “Waren Sie zu der Zeit, als der Reverend verschwand, befreundet?”
    “Sie war seine Frau.”
    “Persönlich haben Sie nicht miteinander gesprochen?”
    “Nur, wenn der Reverend nicht da war.”
    “Kam das oft vor?”
    “Nein.”
    “Und was für Gespräche hatten Sie mit ihr, wenn er nicht da war?”
    Fowler schob seine Hände tief in seine Hosentaschen. “Ich sagte Ihnen doch, dass wir nicht viel miteinander gesprochen haben.”
    Einen Mann wie Fowler zu befragen, war nicht leicht. Bis jetzt hatte sie nichts aus ihm herausgeholt, was nicht auch schon in den Akten stand. Aber sie wollte noch nicht lockerlassen. “Sie sagten, dass Sie mit Irene gesprochen haben,

Weitere Kostenlose Bücher