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Totgeglaubt

Totgeglaubt

Titel: Totgeglaubt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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hören konnte. Jede entsetzliche Sekunde, die sie brauchte, um das Regal zentimeterweise zu bewegen, fühlte sich wie eine Stunde an.
    Doch schließlich hatte sie es so weit geschoben, dass sie die Tür öffnen und hinausschlüpfen konnte. “Clay!”
    Clays Pick-up parkte direkt vor der Hütte. Selbst ohne Taschenlampe konnte sie erkennen, dass zwei seiner Reifen aufgeschlitzt waren.
    Offenbar wollte man ihn an der Flucht hindern. Was sie nur noch mehr erschreckte.
    “Clay, wirf dich auf den Boden! Und hör auf zu rufen!”, brüllte sie. Ihr Schreien kam als Echo zu ihr zurück, während sie in seine Richtung lief. Aber es war zu spät. Sie war gerade fünf Schritte gelaufen, als ein Schuss fiel. Zu ihrer Linken hörte sie ein Keuchen. Und zu ihrer Rechten preschte jemand durchs Unterholz.
    Die Zeit schien stillzustehen. Dann hörte Allie, wie ganz in der Nähe ein Motor angeworfen wurde. Der Schütze floh. Sie würde keine Chance haben, ihn einzuholen. Aber nicht dieser Gedanke ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben, sondern der, dass jemand gerade auf Clay geschossen hatte. Und dass sie ihn hatte fallen hören.
    Der intensive Geruch feuchter Erde drang Clay in die Nase, als er auf dem Boden liegend in den Regen blinzelte. Was war passiert? Eben noch hatte er wie ein Besessener nach Allie gesucht. Dann hatte er einen Schuss gehört und war durch irgendetwas, vermutlich die Kugel, zu Boden gegangen.
    Hatte jemand einen Schuss auf ihn abgefeuert? So unwirklich ihm das auch vorkam, es war wohl die einzige Erklärung. Er hätte gerne geglaubt, dass der Schuss nur ein verrückter Unfall gewesen war, aber dann erinnerte er sich, wie Allie geschrien hatte, wie sie versucht hatte, ihn zu warnen.
    Was war hier los? Plötzlich erinnerte er sich an die eingeschlagene Scheibe von Allies Wagen. Sie war in Gefahr. Er musste aufstehen.
    Aber sein Arm …
    Leise stöhnend versuchte er herauszufinden, was mit seinem Arm nicht stimmte. Er tat weh und brannte. Sein Kopf tat ihm auch weh. Aber irgendwie musste er zu Allie gelangen. Der Schütze war vermutlich hinter ihr her.
    “Allie?”, rief er. Aber er hatte das Gefühl, dass ihr Name ihm, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht über die Lippen ging. Er schrie, aber nur in seinem Kopf.
    “Clay? Sag etwas, wenn du kannst. Bitte! Clay? Hilf mir, dich zu finden.”
    Sie war es, die rief. Sie flehte ihn an, sie suchte nach ihm, aber offensichtlich konnte er ihr nicht antworten. Warum nicht?
    Der Lichtkegel einer Taschenlampe tanzte zwischen den Bäumen umher. Sie kam auf ihn zu.
    Wie er diesen Lichtkegel verwünschte! Sie musste die Taschenlampe ausschalten und wegrennen, sich verstecken …
    Er presste die Augenlider zu und versuchte, seine verworrenen Gedanken zu ordnen. Hatte er durch den Aufprall auf den Boden ein Blackout gehabt? “Allie, sieh zu, dass du hier wegkommst”, sagte er. Die Worte waren kaum mehr als ein Krächzen, aber zumindest konnte er diesmal seine Stimme hören. Und mit einer weiteren Anstrengung schaffte er es, noch ein wenig lauter zu rufen: “Sieh zu, dass du wegkommst. Hörst du? Schnell!”
    “Clay!”, schrie sie und fing an zu laufen.
    “Nicht hierher!”, keuchte er. Langsam kam er wieder zu Sinnen. Er zog sich dann an einem Baumstamm hoch. Ein starkes Schwindelgefühl ließ ihn fast wieder umfallen, aber er hielt sich mit äußerster Konzentration aufrecht.
Verdammt!
Allie hatte nicht auf ihn gehört. Sie kam auf ihn zugestürzt.
    “Allie …”, fing er an. Doch dann war sie bei ihm, stützte ihn und leuchtete ihn rasch von oben bis unten mit der Taschenlampe ab.
    “Bist du verletzt?”
    Er wollte sie mit seinem Körper abschirmen, für den Fall, dass eine zweite Kugel aus derselben Richtung kam. Aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Er war sich nicht einmal sicher, ob er sich ohne sie auf den Beinen halten konnte. “Mein Arm.”
    Der Lichtkegel ihrer Taschenlampe wanderte nach oben, und er hörte, wie sie vor Schreck nach Luft schnappte. Sie leuchtete auf das warme klebrige Blut, das in sein Hemd sickerte. Aber als sie die Wunde kommentierte, tat sie es professionell und beherrscht, mit ruhiger Stimme: “Sieht nicht so schlimm aus.”
    Er wusste, dass sie das sagte, um ihn zu beruhigen, und tatsächlich hatte er auch ganz andere Sorgen. Wie zum Beispiel, dass erneut auf ihn geschossen würde. Oder auf Allie. “Wer auch immer das war, er treibt sich vielleicht noch hier rum.”
    “Nein, ich habe ihn wegfahren hören. Wir müssen dich in

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