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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ob dieses Versteckspiel so sinnvoll war, aber wir waren in Israel, seinem Revier, nicht dem meinen. Und Jake versicherte mir, er wolle sich nur ein paar Tage Vorsprung verschaffen.
    Und ein paar geklaute Knochen, befürchtete ich.
    Während Jake zwei Aspirin einwarf und ich die Tuchfragmente wieder einpackte, besprachen wir, was wir mit den Knochen machen sollten. Die Hevrat Kadisha wussten offenbar nichts von ihrer Existenz, sonst hätten sie schon schrill ihre Herausgabe gefordert. Und da sie Max bereits hatten, hatten sie keinen Grund mehr, mich zu überwachen oder zu verfolgen. Wir kamen deshalb zu der Entscheidung, dass Jakes Wohnung ein sicherer Ort war.
    Wir schlossen die Knochen im Ossuar-Schrank ein, verriegelten die Wohnungstür und das äußere Tor und fuhren los. Obwohl Jakes angespannte Kiefermuskeln verrieten, dass Kopfschmerzen im Anflug waren, beharrte er darauf, sich hinters Steuer seines gemieteten Hondas zu setzen.
    Nachdem wir den Kontrollpunkt an der Nablus Road in Gegenrichtung passiert hatten, schlängelte Jake sich durch den Verkehr zur Sultan Suleiman Road in Ost-Jerusalem. Knapp außerhalb der nordöstlichen Ecke der Altstadtmauer, direkt gegenüber dem Blumentor, bog er auf eine Auffahrt ein, die hügelaufwärts zu einem Metalltor führte. Auf einem abgenutzten Schild stand »Rockefeller Center« auf Englisch und Hebräisch.
    Jake stieg aus und sprach in eine verrostete Gegensprechanlage. Minuten später ging das Tor auf, und wir fuhren an wunderbar gepflegten Rasenflächen vorbei zum Hauptgebäude.
    Als wir dann zu Fuß zu einem Seiteneingang gingen, fiel mir an der Außenwand des Gebäudes eine Inschrift auf: Government of Palestine. Department of Antiquitities. Regierung Palästinas. Altertumsbehörde.
    Die Zeiten ändern sich.
    »Wann wurde dieses Gebäude errichtet?«, fragte ich.
    »Eröffnet wurde es 1938. Es beherbergt vorwiegend Exponate, die in der Zeit des Britischen Mandats ausgegraben wurden.«
    »Neunzehn bis achtunddreißig.« Ich wusste das noch aus Winstons Buch. »Es ist sehr schön.«
    Das war es wirklich. Weißer Kalkstein, Türmchen und Bögen, ein Park.
    »Da drinnen gibt’s auch prähistorisches Material. Und ein paar hammermäßige Ossuare.«
    Ob nun hammermäßig oder nicht, das Museum war menschenleer.
    Jake führte mich durch einige Ausstellungsräume zu einer Treppe. Unsere Schritte hallten hohl von den Steinwänden wider. Die Luft roch stark nach Desinfektionsmittel.
    Oben gingen wir durch einige Bogengänge hindurch und standen schließlich vor einer etwas zurückgesetzten Nische in der rechten Wand. Ein Schild an der Tür verkündete das Büro von Esther Getz.
    Jake klopfte leise und öffnete dann die Tür einen Spalt.
    Am Arbeitstisch saß eine Frau etwa in meinem Alter, von kräftiger Statur und mit einem Kinn, mit dem man im Frühling das Eis auf dem St. Lawrence hätte aufhacken können. Als sie uns sah, stand sie von ihrem Mikroskop auf und kam zu uns.
    Jake stellte uns vor.
    Ich lächelte und streckte die Hand aus. Getz nahm sie, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.
    »Sie haben das Leichentuch dabei?«
    Jake nickte.
    Getz räumte auf einem Tisch Platz frei. Jake stellte die beiden Tupperware-Behälter darauf.
    »Sie werden mir nicht glaub …«
    Getz schnitt ihm das Wort ab. »Wie war das mit der Herkunft?«
    Jake beschrieb das Grab, ohne etwas über die genaue Lage zu verraten.
    »Alles, was ich heute sage, ist nur vorläufig.«
    »Natürlich«, sagte Jake.
    Getz zog den Deckel vom ersten Behälter, schaute sich den Inhalt kurz an und wandte sich dann dem zweiten zu. Dann streifte sie Handschuhe über und holte die Überreste behutsam heraus. Fünfzehn Minuten später hatte sie es geschafft, das kleinere Stück zu entrollen.
    Wir entdeckten es alle gleichzeitig. Wie Kinder in der Chemiestunde beugten wir uns über den Tisch.
    »Haare.« Getz redete nicht mit uns, sondern dachte einfach laut.
    Nach weiteren fünfzehn Minuten hatte sie den Großteil der Haare in ein Glasröhrchen gesteckt und etwa ein halbes Dutzend andere unter das Mikroskop gelegt.
    »Frisch geschnitten. Relativ glänzend. Keine Spuren von Läusen oder Läuseeiern.«
    Getz tauschte nun die Haare gegen das größere Stoffstück aus.
    »Einfache Eins-auf-eins-Glattwebung.«
    »Typisch erstes Jahrhundert.« Jake ballte triumphierend die Faust.
    Getz rückte das Stück auf dem Mikroskop zurecht und beugte sich wieder übers Okular. »Die Fasern sind zersetzt, aber ich kann nichts

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