Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
erwähnte?«
    »Ja.«
    Blotnik stellte noch mehrere Fragen nach dem Grab. Jake antwortete ausweichend und mit eisiger Stimme.
    Blotnik stand auf.
    »Es tut mir Leid, aber ich war bereits schon auf dem Sprung.« Er schenkte uns ein Grinsen, mit dem er anscheinend Verlegenheit ausdrücken wollte. » Shabbat. Da macht man früher Feierabend.«
    »Shabbat shalom« , sagte ich.
    »Shabbat shalom« , sagte Blotnik. »Und vielen Dank für Ihre Bemühungen, Dr. Brennan. Die IAA steht tief in Ihrer Schuld. So eine weite Reise. Das ist eine wirklich bemerkenswerte Geste.«
    Dann standen wir wieder im Gang.
    Auf der Fahrt zur Hebräischen Universität unterhielten wir uns über die Begegnung mit Blotnik.
    »Du magst diesen Kerl wirklich nicht«, sagte ich.
    »Er ist ein egoistischer karrieregeiler Hochstapler.«
    »Nur keine falsche Zurückhaltung, Jake.«
    »Und ich traue ihm nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Er ist professionell unredlich.«
    »Inwiefern?«
    »Er benutzt die Arbeit von anderen, veröffentlicht, nennt aber keine Quellen. Soll ich weitermachen?«
    Jake verabscheute Wissenschaftler, die jüngere Kollegen oder Studenten ausbeuteten. Ich hatte seine Tiraden schon öfters gehört. Ich ließ ihn reden.
    »Getz hat Blotnik von dem Leichentuch erzählt.«
    »Das dachte ich mir schon, aber dieses Risiko gehe ich gerne ein. Esther ist die Beste, was alte Textilien angeht, und ich brauche ihre Authentifikation dieses Dings. Und außerdem hat Blotnik die Information von Getz bekommen, also kann er sich den Fund nicht mehr auf die eigene Fahne schreiben.«
    »Aber die Knochen willst du keinem von beiden anvertrauen?«
    »Keiner bekommt diese Knochen zu sehen, bevor ich sie vollständig dokumentiert habe.«
    »Blotnik schien wegen des Masada-Skeletts nicht allzu bestürzt zu sein«, sagte ich. »Und er wirkte auch nicht so überrascht, mich zu sehen, wie ich erwartet hatte.«
    Jake schaute mich an.
    »Als ich von Montreal aus anrief, habe ich ihm nicht gesagt, dass ich kommen würde.«
    »Nein?«
    Jake bog nach links ab.
    »Und dann seine Bemerkung über meinen Jetlag.«
    »Was war damit?«
    »Es war, als hätte er genau gewusst, wie lange ich schon hier bin.«
    Jake wollte etwas sagen. Ich fiel ihm ins Wort.
    »Und weiß denn nicht jeder, der in Israel mit Archäologie zu tun hat, über die Hevrat Kadisha Bescheid?«
    »Pah!«, schnaubte Jack. »Das ist dir auch aufgefallen, nicht?«
    »Könnte es sein, dass Blotnik nicht bestürzt war, weil er das Skelett hat?«
    »Eher unwahrscheinlich. Der Kerl ist eine Niete.« Jake warf mir einen Blick zu. »Aber falls er es hat, trete ich ihm in den Arsch, dass er bis Tel Aviv fliegt.«
    Anschließend redeten wir über Getz’ Anmerkungen.
    »Nicht gerade die Redseligste, was?«
    »Esther ist diskret.«
    Nicht gerade ein Etikett, das ich ihr angehängt hätte.
    »Aber dir hat gefallen, was sie gesehen hat«, sagte ich.
    »Und wie. Saubere Haare. Kein Ungeziefer. Importierte Stoffe. Und Wolle war zu der Zeit ein Luxus. Die meisten Leichentücher bestanden ausschließlich aus Leinen. Wer dieser Junge auch war, er hatte einen hohen sozialen Rang.« Jake warf mir noch einen Blick zu. »Und ein Loch im Fersenbein. Und Verwandte mit Namen direkt aus den Evangelien.«
    »Jake, ich muss zugeben, ich bin skeptisch. Zuerst das Masada-Skelett, dann diese Knochen im Leichentuch. Kann es sein, dass du dir nur selbst etwas einredest, weil du unbedingt willst, dass es wahr ist?«
    »Ich habe nie geglaubt, dass das Masada-Skelett das von Jesus ist. Das war Lerners Interpretation, die auf dem verqueren Denken von Donovan Joyce basierte. Was ich allerdings glaube, ist, dass die Knochen jemandem gehören, der nicht dort oben auf diesem Felsen hätte sein dürfen. Jemand, dessen Anwesenheit dort oben die Israelis und vielleicht auch den Vatikan dazu bringt, sich in die Hosen zu machen.«
    »Ein Nichtzelot.«
    Jake nickte.
    »Wer?«
    »Genau das wollen wir herausfinden.«
    Eine Weile fuhren wir schweigend. Dann wandte ich mich noch einmal dem Leichentuch zu.
    »Ist das Leichentuch aus dem Grab ähnlich wie das Turiner Leichentuch?«, fragte ich.
    »Das Turiner Tuch ist aus Leinen und zeigt eine kompliziertere Drei-auf-eins-Köperwebung. Und das ist auch einleuchtend. Dieses Leichentuch stammt aus dem Mittelalter, irgendwann zwischen 1268 und 1390 unserer Zeitrechnung.«
    »C-14-datiert?«
    Jake nickte. »Bestätigt von Instituten in Tuscon, Oxford und Zürich. Und das Turiner Leichentuch war ein einziges

Weitere Kostenlose Bücher