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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Herkunftsort des Ossuars genannt.«
    »Und dass das Grab die letzte Ruhestätte der Familie Jesu ist.«
    »Ja.«
    »Und dass der Defekt im Fersenbein, das ich in diesem Leichentuch gefunden habe, darauf hindeutet, dass der Betreffende gekreuzigt wurde.«
    Jake nickte schweigend.
    Ich schaute zu Ryan hinüber. Auf seinem Gesicht war nicht einmal die Andeutung eines Lächelns zu erkennen.
    »Hast du Blotnik deine Theorie über dieses Grab mitgeteilt?«
    »Habe ich. Von dem gekreuzigten Fersenbein habe ich natürlich nichts gesagt. Das hast du ja eben erst gefunden. Ich kann’s immer noch nicht glauben.«
    »Und?«
    »Er hat mir eine Abfuhr erteilt. Der Kerl ist ein Kretin.«
    »Jake?«
    »Du wirst schon sehen, wenn du ihn persönlich kennen lernst.«
    Ich beließ es dabei und wechselte das Thema.
    »Du hast Proben aus den Knochen stibitzt, die an den zertrümmerten Ossuaren hafteten, und aus den Knochen, die auf dem Grabboden lagen, und sie für eine DNS-Untersuchung eingeschickt. Wann?«
    »Ich behielt ein paar Proben zurück, als ich die Sammlung für Untersuchung und Wiederbestattung übergab. Eingeschickt habe ich die Fragmente dann gleich nach unserem Telefongespräch. Deine Bemerkungen bestätigten mir, was ich gehofft hatte. MtDNS könnte eine Verwandtschaft mütterlicherseits zwischen Individuen aus dem Grab beweisen, und aDNS könnte uns zumindest etwas über das Geschlecht sagen.«
    Wieder wanderte mein Blick zu den Knochen auf der Anrichte. In meinem Kopf entstand eine Frage. Doch ich war noch nicht bereit, sie zu stellen.
    »Normalerweise wurden doch die Leichen für ein Jahr in Loculi liegen gelassen, damit sie verwesten, dann wurde die Knochen eingesammelt und in Ossuare gelegt, richtig?«, fragte Ryan. »Warum wurde dann dieses Individuum im Leichentuch im Loculus liegen gelassen?«
    »Nach rabbinischem Gesetz mussten die Knochen eines Toten von seinem Sohn eingesammelt werden. Vielleicht hatte dieser Mann keinen. Vielleicht hatte es mit der Art seines Todes zu tun. Vielleicht hielt irgendeine Krise die Familie davon ab, zum Grab zurückzukehren.«
    Krise? Wie etwa die Hinrichtung eines Dissidenten und die Unterdrückung seiner Bewegung, was seine Familie und Anhänger dazu zwang, in den Untergrund zu gehen? Es war ziemlich klar, was Jake meinte.
    Ryan sah aus, als hätte er noch etwas zu sagen, doch er behielt es für sich.
    Ich stand auf und holte den Artikel mit den Fotos der Fußknochen. Als ich zum Tisch zurückkehrte, fiel mir die Kopfzeile jeder Seite ins Auge.
    N. Haas. Anatomische Fakultät, Hebräische Universität.
    Mein Verstand stürzte sich sofort darauf. Denk an Max. An Masada. An alles, nur nicht an das Fersenbein und seinen merkwürdigen Defekt.
    »Ist das derselbe Haas, der in Masada arbeitete?«
    »Jawohl, Ma’am.«
    Ich überflog den Artikel. Alter. Geschlecht. Schädelmaße. Verletzungen und Pathologie.
    »Das ist ziemlich detailliert.«
    »Unvollständig, aber detailliert«, stimmte Jake mir zu.
    »Und doch hat Haas nie eine Zeile über die Skelette aus Höhle 2001 geschrieben.«
    »Kein einziges Wort.«
    Das Masada-Skelett war nie offiziell erwähnt worden, doch dann wurde es aus Israel herausgeschafft, aus einem Museum gestohlen und nach Kanada geschmuggelt. Laut Kaplan hatte Ferris behauptet, es sei eine Person von historischer Bedeutung und in Masada entdeckt worden. Jake hatte zugegeben, Gerüchte über ein solches Skelett gehört zu haben. Ein freiwilliger Ausgräber hatte die Entdeckung eines solchen Skeletts bestätigt. Kaplans Foto hatte Jake dazu gebracht, zuerst nach Montreal und dann nach Paris zu fliegen. Und wegen Max hatte er mich überredet, nach Israel zu kommen.
    Lerner dachte, das Skelett sei das von Jesus. Er irrte sich. Das Alter zum Todeszeitpunkt passte nicht. Jake stellte nun die Hypothese auf, das echte Skelett liege auf der Anrichte hinter mir.
    Warum dann Jahrzehnte der Intrigen wegen des Masada-Skeletts? Wer war der Mann, den wir Max nannten?
    Ich dachte daran, dass der uns gestohlene Max nun wahrscheinlich auf ewig verschwunden blieb.
    Ich dachte an die wilde Fahrt in Jakes Transporter.
    Ich dachte an mein durchwühltes Zimmer.
    Wut stieg in mir hoch.
    Gut. Nutze sie. Konzentrier dich auf Max. Blende das Unmögliche aus, das du zufällig in einem Grab im Kidron gefunden hast. Das Unmögliche, das in Tupperware auf einer Anrichte liegt.
    »Das Masada-Skelett ist endgültig verschwunden, oder?«, fragte ich.
    »Nicht, wenn ich was dagegen tun kann.«

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