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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Kopfschmerzen habe ich schon. Hättest du was dagegen, mich heimzufahren und dann mein Auto zu nehmen?«
    Ich stand auf.
    »Kein Problem.«
     
    Jake gab mir einen Stadtplan, Richtungsanweisungen und die Schlüssel für seinen Honda. Er war eingeschlafen, bevor ich seine Wohnung verlassen hatte.
    Eigentlich habe ich einen guten Orientierungssinn. Und ich kann auch ziemlich gut mit Karten umgehen. Womit ich absolut nicht zurechtkomme, sind Straßenschilder mit unbekannten Zeichen in einer fremden Sprache.
    Die Fahrt von Beit Hanina zum American Colony hätte nur zwanzig Minuten dauern sollen. Eine Stunde später hatte ich mich hoffnungslos verfahren. Irgendwie war ich auf die Sderot Yigael Yadin gekommen. Dann war ich auf der Sha’arei Yerushalaim, ohne irgendwo abgebogen zu sein.
    Ich prägte mir den Namen einer Querstraße ein, hielt am Straßenrand und breitete Jakes Karte auf dem Lenkrad aus, um herauszufinden, wo ich eigentlich war.
    Im Rückspiegel bemerkte ich, dass zehn Meter hinter mir ein Auto hielt. Mein mentaler Speicher registrierte die wichtigsten Daten. Dunkelblaue Limousine. Zwei Insassen.
    Ein Schild sagte mir, dass ich mich kurz vor der Ausfahrt zur Tel Aviv Road befand. Aber welcher Tel Aviv Road? Die Karte zeigte zwei.
    Ich schaute mich nach weiteren Orientierungspunkten um.
    Noch ein Eintrag in den mentalen Speicher. Aus der Limousine stieg niemand aus.
    Ich sah Hinweisschilder für den zentralen Busbahnhof und ein Holiday Inn. Bei beiden konnte ich nach dem Weg fragen.
    Ich hatte eine ziemliche Wut im Bauch. Und ich hatte einen Plan.
    Ich fuhr wieder los, mit der festen Absicht, bei der ersten der beiden Einrichtungen anzuhalten, die meinen Weg kreuzte.
    Mentaler Speicher. Die Limousine hinter mir fuhr ebenfalls los.
    Mich beschlich ein ungutes Gefühl. Es war Freitag, und es dämmerte bereits. Die Straßen waren leer, shabbat stand bevor.
    Ich bog nach rechts ab.
    Die Limousine bog nach rechts ab.
    Ich war zweimal in meinem Leben verfolgt worden. In beiden Fällen hatten die Verfolger nicht die Absicht gehabt, meine Gesundheit zu fördern.
    Ich bog noch einmal rechts ab, einen Block später dann links.
    Die Limousine machte dasselbe.
    Das gefiel mir ganz und gar nicht.
    Ich packte das Lenkrad mit beiden Händen und stieg aufs Gas.
    Die Limousine blieb bei mir.
    Ich riss das Auto nach links in eine Querstraße.
    Die Limousine kam ebenfalls um die Kurve.
    Ich bog noch einmal ab. Jetzt irrte ich durch ein Gewirr kleinerer Straßen. Nur ein Transporter war zu sehen. Die Limousine kam näher.
    Eine Gedanke wie ein Blitz: Mach, dass du wegkommst!
    Ich beschleunigte wieder, scherte aus, überholte den Transporter und suchte die Straße vor mir nach irgendetwas ab, das mir Zuflucht bieten konnte.
    Ein vertrautes Zeichen. Ein rotes Kreuz. Erste Hilfe. Ein Ärztezentrum? Ein Krankenhaus? Egal, mir war beides recht.
    Mein Blick huschte zum Rückspiegel.
    Die Limousine kam immer näher.
    Mitten in einer Ladenzeile entdeckte ich ein Ärztehaus. Ich raste auf den Parkplatz, schob den Ganghebel auf Parken und stürzte auf die Tür zu.
    Die Limousine schoss vorbei. In einem Sekundenbruchteil nahm ich durch die geschlossenen Fenster ein Gesicht wahr.
    Wütender Mund. Stechender Blick. Der ungestutzte Bart eines islamischen Fundamentalisten.
    Um sieben traf ich mich mit Ryan in der Hotellobby. Zu dem Zeitpunkt war ich mir schon gar nicht mehr sicher, ob ich wirklich verfolgt worden war oder nicht. Mein Zimmer war verwüstet worden. Ein Schakal hatte mich bedroht. Jake und ich waren mit Steinen beworfen worden. Max war geklaut worden. Wir hatten den Pick-up zu Schrott gefahren. Während eines langen, heißen Bads drängte sich mir die Einsicht auf, dass meine angespannten Nerven mir womöglich einen Streich gespielt hatten.
    Vielleicht hatte die Limousine einfach nur denselben Weg gehabt wie ich. Vielleicht hatte der Fahrer ebenso die Orientierung verloren wie ich. Vielleicht waren die Insassen einfach nur die israelische Version der testosterongeblähten Rowdys, die auch bei uns an Freitagen die Straßen unsicher machen.
    »Sei nicht so naiv«, sagte ich zu mir und atmete tief durch. Dieses Auto hatte besonderes Interesse an meinem Auto gehabt.
    Weder Ryan noch ich hatten Lust auf ein üppiges Mahl. Die Rezeptionsdame beschrieb uns den Weg zu einem arabischen Restaurant in der Nachbarschaft.
    Während die Frau sprach, huschte ihr Blick immer wieder zu mir. Wenn ich den ihren kreuzte, wandte sie die Augen wieder

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