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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ab. Ich hatte das Gefühl, sie wollte mir etwas sagen.
    Ich versuchte, ihr freundliche, aufmunternde Blicke zuzuwerfen, aber sie rückte nicht mit dem heraus, was sie auf dem Herzen hatte.
    Das Namensschild des Restaurants hatte etwa die Größe meiner Gesichtsseife. Wir fanden es erst, nachdem wir uns dreimal bei Passanten erkundigt hatten. Ein bewaffneter Türsteher klopfte uns ab.
    Drinnen war es dämmrig und gesteckt voll. Sitznischen säumten zwei Wände, in der Mitte standen Tische. Die Gäste waren vorwiegend männlich. Die wenigen anwesenden Frauen trugen hijabs. Der Besitzer war kein Verfechter der Nichtraucher-Zone.
    Wir wurden in eine Sitznische geführt, wo es so dunkel war, dass Gedrucktes nicht zu entziffern war. Ich warf nur einen schnellen Blick auf die Speisekarte und schob sie dann Ryan zu.
    Der Kellner trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Seine Zähne war gelb, die Haut runzelig von jahrelangem Zigarettengenuss.
    Ryan sagte etwas auf Arabisch. Ich verstand das Wort »Coke«. Der Kellner stellte eine Frage. Ryan zeigt ihm den hochgereckten Daumen. Der Kellner schrieb etwas auf einen Block und ging davon.
    »Was hast du bestellt?«, fragte ich.
    »Pizza.«
    »Vokabular à la Friedman?«
    »Ich kann auch nach dem Weg zur Toilette fragen.«
    »Was für eine?«
    »Ideal Standard?«
    »Die Pizza?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    Ich erzählte Ryan von meinem Besuch im Rockefeller.
    »Getz meinte, das Leichentuch stamme aus dem ersten Jahrhundert, sowohl das Leinen wie die Wolle, und sei wahrscheinlich Importware.«
    »Was teuer heißt.«
    »Ja. Und die Haare waren sauber, geschnitten und ungezieferfrei.«
    Ryan verstand sofort. »Gute Stoffe. Gepflegte Haare. Der Kerl im Leichentuch war Hautevolee und hatte ein durchlöchertes Fersenbein. Jake glaubt, es ist J.C.«
    Ich berichtete ihm, was Jake mir über das Kidron- und das Hinnom-Tal erzählt hatte. Das Höllental. Dann zählte ich die Punkte an meinen Fingern ab.
    »Ein Individuum von hohem Rang in einem Grab, von dem Jake sicher ist, dass es das Familiengrab Jesu ist. Das Grab enthielt Ossuare, die mit Namen aus der Heiligen Schrift versehen waren. Jake glaubt, dass das Grab auch der Herkunftsort des Jakobus-Ossuars ist, dem potenziellen Gebeinkasten von Jesu Bruder.«
    Ich ließ die Hand sinken. »Jake ist überzeugt, dass der Mann im Leichentuch Jesus von Nazareth ist.«
    »Was glaubst du?«
    »Also komm, Ryan. Wie hoch stehen die Chancen? Und denk an die Folgen.«
    Das taten wir beide für einen Augenblick. Ryan sprach als Erster wieder.
    »Was für eine Verbindung besteht zwischen Max und diesem Kidron-Grab?«
    »Ich glaube, gar keine. Und da ist noch etwas. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Skelette, die beide in dem Ruf stehen, das von Jesus Christus zu sein, ganz genau zur selben Zeit auftauchen?«
    »Das stimmt nicht ganz. Max wurde in den Sechzigern ausgebuddelt. Er ist nur erst kürzlich wieder aufgetaucht.«
    »Ferris wird ermordet. Kaplan zeigt mir das Foto. Ich finde Max und kann ihn als Kandidaten ausschließen. Drei Wochen später finde ich den Kerl im Leichentuch, und jetzt soll der plötzlich Jesus Christus sein. Das ist doch absurd.«
    »Jake war so heiß darauf, Max zu bekommen, dass er dir die Reise nach Israel bezahlt hat. Was glaubt denn er, wer Max war?«
    »Irgendeine wichtige Gestalt, die nicht in Masada hätte sein dürfen.«
    Ich berichtete von meinem Abstecher in die Universität und erzählte Ryan von den fehlenden Seiten in den Masada-Transkripten.
    »Kurios«, sagte er.
    Ich erzählte ihm auch von meiner Begegnung mit Tovya Blotnik und erwähnte Jakes Vorbehalte gegen diesen Mann.
    »Kurios.«
    Ich überlegte, ob ich Ryan von der Limousine erzählen sollte. Was, wenn die ganze Geschichte nur ein Produkt meiner Einbildung war?
    Was, wenn nicht?
    Lieber einmal daneben liegen als einen Stein an den Kopf bekommen. Oder Schlimmeres.
    Ich erzählte es ihm.
    Ryan hörte zu. Lächelte er? Es war zu dunkel, um das zu erkennen.
    »Ist wahrscheinlich nichts«, sagte ich.
    Ryan griff über den Tisch und legte die Hand auf meine. »Alles okay mit dir?«
    »Mehr oder weniger«, sagte ich.
    Ryan strich mit dem Daumen über meinen Handrücken. »Du weißt, dass es mir lieber wäre, wenn du nicht alleine losziehen würdest.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    Der Kellner legte zwei Untersetzer auf den Tisch und stellte zwei Dosen mit Zucker-Coke darauf. Offensichtlich umfasste Ryans hebräischer Wortschatz noch nicht den

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