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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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umbringen.«
    »Kuriöser und kuriöser«, sagte ich.

31
    »Allahuu-uuu-akbaaaar …«
    Vor meinem Fenster explodierte der Gebetsruf aus der Tonkonserve.
    Ich öffnete ein Auge.
    Graues Morgenlicht umspielte die Sachen in meinem Zimmer. Eine davon war Ryan.
    »Bist du wach?«
    »Hamdulillah.« Ryans Stimme klang schwer und belegt.
    »Aha«, sagte ich.
    »Lobet den Herrn.« Gemurmelte Übersetzung.
    »Wessen?«, fragte ich.
    »Zu tiefgründig für fünf Uhr morgens.«
    Es war wirklich eine tiefgründige Frage. Eine, über die ich nachgedacht hatte, lange nachdem Ryan eingeschlafen war.
    »Ich bin überzeugt, dass es Max ist.«
    »Der Muezzin?«
    Ich schlug Ryan mit einem Kissen. Er drehte sich weg.
    »Jemand wollte Max so unbedingt in die Finger bekommen, dass derjenige sogar bereit war, dafür zu töten.«
    »Ferris.«
    »Zum einen.«
    »Ich bin ganz Ohr.« Ryans Augen waren blau und leer.
    »Jake hat Recht. Diese Geschichte geht über die Hevrat Kadisha hinaus.«
    »Ich dachte, die HK-Jungs sind hinter jedem her.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es geht nicht um tote Juden im Allgemeinen, Ryan. Es geht um Max.«
    »Also, wer ist er?«
    »Wer war er.« Meine Stimme war angespannt vor Selbsttadel.
    »Es ist nicht deine Schuld.«
    »Ich habe ihn verloren.«
    »Was hättest du denn tun können?«
    »Ihn direkt bei der IAA abliefern. Ihn nicht mitschleppen ins Kidron. Oder zumindest dafür sorgen, dass er sicher versteckt ist.«
    »Hättest die Uzi nicht auf der Toilette liegen lassen dürfen.«
    Ich schlug noch einmal mit dem Kissen nach Ryan. Er konfiszierte das Kissen, setzte sich kurz auf und schob es sich hinter den Kopf. Ich kuschelte mich an ihn.
    »Die Tatsachen, Ma’am.« Das war ein Spiel, das wir immer spielten, wenn wir nicht mehr weiter wussten. Ich fing mit der chronologischen Auflistung an.
    »Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung starben Menschen in Masada und wurden in einer dortigen Höhle beerdigt, wahrscheinlich während der siebenjährigen Besetzung des Gipfels durch jüdischen Zeloten. 1963 unternahmen Yigael Yadin und sein Team Ausgrabungen in dieser Höhle, versäumten es aber, über die dort gefundenen Knochen zu berichten. Nicu Haas, der biologische Anthropologe, der mit der Untersuchung dieser Knochen beauftragt war, berichtete Yadin und seinen Leuten mündlich, dass die Überreste vierundzwanzig bis sechsundzwanzig vermischte Individuen darstellten. Haas sagte nichts von einem isolierten, kompletten und anatomisch korrekt angeordneten Skelett, das später Jake Drum von einem freiwilligen Ausgräber, der bei der Bearbeitung der Höhle mitgeholfen hatte, beschrieben wurde.«
    Ryan nahm den Faden auf.
    »Dieses isolierte, komplette und anatomisch richtig angeordnete Skelett, im Folgenden Max genannt, landete schließlich im Musée de l’Homme in Paris. Absender unbekannt.«
    »1973 stahl Yossi Lerner Max aus dem Museum und gab ihn an Avram Ferris weiter«, sagte ich.
    »Ferris schmuggelte das Skelett nach Kanada und vertraute es später Vater Sylvain Morissonneau von L’Abbaye Sainte-Marie-des-Neiges an«, sagte Ryan.
    »Am sechsundzwanzigsten Februar gab Morissonneau Max an Brennan weiter. Ein paar Tage später war Morissonneau tot.«
    »Du springst«, sagte Ryan.
    »Stimmt.« Ich dachte noch einmal über die Chronologie nach. »Am fünfzehnten Februar wurde Avram Ferris in Montreal erschossen aufgefunden.«
    »Am sechzehnten Februar gab ein Mann, der sich Kessler nannte, Brennan das Foto eines Skeletts, das sich als Max erwies.« Ryan.
    »Hirsch Kessler war in Wahrheit Hershel Kaplan, ein Kleinkrimineller, der unter anderem mit gestohlenen Antiquitäten handelte.«
    »Kaplan flüchtete aus Kanada und wurde in Israel festgenommen«, sagte Ryan. »Besagte Flucht fand nur wenige Tage vor Vater Morissonneaus Tod am zweiten März statt.«
    »Am neunten März trafen Ryan und Brennan in Israel ein. Tags darauf brachte Drum Brennan zu einem Grab, und Max wurde von den Hevrat Kadisha gestohlen. Vermutlich. Am selben Tag wurde auch Brennans Hotelzimmer verwüstet«, fügte ich hinzu.
    »Am nächsten Tag, dem elften März, gab Kaplan dank geschickter Verhörmethoden« – Ryan gestattete sich ein bescheidenes Grinsen – »zu, dass Ferris ihn beauftragt hatte, Max zu verkaufen. Kaplan behauptete, er habe Anfang bis Mitte Februar Gerüchte über die Verfügbarkeit des Skeletts in Umlauf gebracht.
    Am selben Tag wurde Brennan von zwei Männern verfolgt, die Moslems zu sein schienen. Ach, und wir

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