Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan
haben Jamal Hasan Abu-Jarur und Muhammed Hazman Shalaideh vergessen.« Ryan.
»Die Männer, die vor l’Abbaye Sainte-Marie-des-Neiges geparkt hatten«, sagte ich.
»›Touristen‹«. Ryan zeichnete die Anführungszeichen mit den Fingern in die Luft.
»Auf der Zeitskala passierte das ungefähr zwei Wochen nach dem Mord an Ferris.«
»Zur Kenntnis genommen«, sagte Ryan. »Am selben Tag gab Kaplan dank noch geschickterer Verhörmethoden zu, dass eine Frau ihn angeheuert habe, Ferris zu töten, leugnete aber, die Frau zu kennen, und leugnete des Weiteren, der Schütze gewesen zu sein.«
»Diese Abmachung kam Anfang Januar zustande, Wochen bevor Ferris erschossen wurde.« Ich überlegte kurz. »Sonst noch was?«
»Das sind die Fakten, Ma’am. Außer Sie wollen auch noch auf die Knochen im Leichentuch eingehen. Aber die haben allem Anschein nach mit Max oder Ferris nichts zu tun.«
»Stimmt.« Ich startete Phase zwei. »Hauptakteure?«
Ryan fing an. »Yossi Lerner, orthodoxer Jude und Befreier von Masada Max.«
»Avram Ferris, Mordopfer und einstiger Besitzer von Max«, fuhr ich fort.
»Hershel Kaplan, alias Hirsch Kessler, Mordverdächtiger und Möchtegern-Verkäufer von Max.« Ryan.
»Miriam Ferris, trauernde Witwe mit Verbindung zu Hershel Kaplan«, sagte ich.
»Und Empfängerin von vier Millionen von der Versicherung.«
»Ja.«
»Sylvain Morissonneau, möglicherweise Mordopfer und einstiger Besitzer von Max.«
»Kaplans geheimnisvolle Frau.«
»Guter Einwurf«, sagte Ryan.
»Nebenrollen?«
Ryan überlegte.
»Mr. Litvak, israelischer Gesprächspartner von Kaplan und derjenige, der ihn anzeigte.«
»Wie passt Litvak ins Bild?«
»Ebenfalls jemand mit einem Interesse an Max«, sagte Ryan.
»Okay, dann Tovya Blotnik«, fuhr ich fort.
»Der IAA-Direktor?«
»Aus demselben Grund«, sagte ich.
»Jake Drum«, sagte Ryan.
»Auf keinen Fall«, sagte ich.
Ryan zuckte die Achseln.
»Randfiguren?«, fragte ich.
»Dora Ferris, die Mutter des Opfers.«
»Courtney Purviance, die Angestellte des Opfers.«
»Langsam werden wir albern.«
»Stimmt«, gab ich zu. »Aber eins ist klar: Irgendwie hängt alles mit Max zusammen.«
»Hypothesen?« Ryan eröffnete Phase drei.
Ich fing an.
»These eins. Eine Gruppe ultra-orthodoxer Juden hat Max’ Identität entdeckt und fürchtet, dass seine Anwesenheit in Masada das Bild einer heiligen Stätte des Judentums beflecken könnte.«
»Aber wir wissen, dass Max nicht J.C. ist. Also, wer ist er?«
»Ein Nazarener. Angenommen, diese ultra-orthodoxe Gruppe hat herausgefunden, dass diejenigen, die in der Höhle lebten, nicht zur Hauptgruppe der jüdischen Zeloten gehörten. Sie waren ganz im Gegenteil jüdische Anhänger von Jesus, vielleicht sogar Mitglieder seiner erweiterten Familie.«
»Wusste Yadin das? Die IAA?«
»Das würde erklären, warum Yadin nicht über die Überreste aus der Höhle reden wollte, und es würde auch erklären, warum die Regierung keine weiteren Untersuchungen zulässt.«
»Erklär mir das noch einmal. Warum sind Anhänger Jesu in Masada so was Schlimmes?«
»Die Israelis haben Masada zu einem Symbol für die jüdische Freiheit und den jüdischen Widerstand gegen fremde Mächte gemacht. Und jetzt zeigt sich, dass da oben Christen lebten, waren sie Juden oder nicht. Sie glauben, sie haben die Knochen der letzten Verteidiger Masadas wiederbestattet, aber plötzlich haben sie vielleicht frühe Christen unter ihrem Denkmal liegen? Das wäre sehr, sehr verstörend, vor allem für die israelischen Juden.«
»These eins legt also den Schluss nahe, dass irgendeine Randgruppe von Schwarzhüten alles Notwendige tun würde, um das geheim zu halten?«
»Ich stelle das nur mal in den Raum.«
Ich dachte an Donovan Joyces merkwürdige Theorie und Lerners Reaktion darauf.
»Kannst du dich noch an das Buch erinnern, das ich gelesen habe, mit dem Titel The Jesus Scroll ?«
»In dem es darum geht, dass Jesus ein alter Mann wird.«
»Ja.« Ich hielt zwei Finger in die Höhe. »These zwei. Eine Gruppe militanter, rechter Christen hat von Max’ Existenz erfahren und glaubt, dass es Jesus ist. Sie fürchten, dass das Skelett dazu benutzt wird, die Evangelien für hinfällig zu erklären.«
»Yossi Lerner glaubte das«, sagte Ryan.
»Ja«, sagte ich. »Und vielleicht Ferris. Und eine Zeit lang auch Morissonneau.«
»Aber Max ist nicht J.C.«
» Wir wissen, dass Max nicht Jesus sein kann. Aber Lerner war sicher, dass es Jesus ist, und schau, wie
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