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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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vom Höhlenboden ist nicht verwandt. Aber das muss nichts heißen. Sie könnte ja in die Familie eingeheiratet haben. Und als Verwandte nur durch Heirat, nicht über das Blut, hätten sie und ihre Kinder, falls sie welche hatte, die mitochondriale DNS ihrer Mutterlinie.«
    »Nichts von Daddy.«
    »Mitochondriale DNS vermischt sich nicht. Die ganze Chose kommt von Mom.«
    Ich machte mit dem Ausdruck weiter.
    »Matthäus ist ebenfalls unverwandt. Aber auch hier gilt, falls seine Mutter aus einer anderen Familie stammte, hätte er ihre mitochondriale DNS, nicht die ihres Gatten.«
    »Er könnte ein Cousin sein.«
    »Ja. Das Kind eines Bruders und seiner Frau.«
    Ich hob den Kopf.
    »Das Jesus-Material war zu degeneriert fürs Kopieren. Eine Sequenzierung war nicht möglich.«
    Jake fing an, einen Stammbaum zu zeichnen, und seine Hand huschte dabei übers Papier wie ein Kolibri.
    »Alles passt zusammen. Die ältere Maria ist die Mutter.« Jake zeichnete einen Kreis, beschriftete ihn mit Maria, und zog dann Linien, die von dem Kreis nach unten gingen. »Salome. Maria. Joseph. Jesus. Nach der Bibel sind das vier von Marias sieben Kindern.«
    Die Inschrift. Yehuda, Sohn des Yeshua. Judas, Sohn des Jesus.
    Donovan Joyces verrückte Theorie. Jesus überlebte die Kreuzigung, heiratete, zeugte ein Kind. Waren wir zu diesem Punkt zurückgekehrt?
    Mein Verstand wollte das nicht akzeptieren.
    Zum Teufel mit dem Freiwurf. Dann würde ich’s eben verschreien.
    »Wie passt Judas ins Bild?«, fragte ich Jake hob beide Brauen und senkte das Kinn. Muss ich dir das wirklich sagen?
    »Jesus mit Geschwistern, der weiterlebt und Vater wird? Das berührt die drei fundamentalen Lehrsätze der katholischen Kirche – jungfräuliche Geburt, Wiederauferstehung, Keuschheit.«
    Jake hob beide Schultern. Er war so aufgeregt, dass es mehr ein krampfartiges Zucken als ein Heben war.
    »Nein, Jake. Was du hier ableitest, kann nicht sein. Dieser Judas hat DNS, die ihn mit den anderen Frauen in deinem Grab verbindet, mit der älteren Maria, Salome und Mariameme. Wenn Jesus einen Sohn gezeugt hätte, dann hätte dieses Kind die mitochondriale DNS der Familie seiner Mutter, nicht die der Familie seines Vaters.«
    »Gut. Judas könnte ein Neffe von Jesus sein. Ein Enkel Marias.« Jake malte einen Kreis ans Ende einer Linie und zog eine weitere Linie vom Kreis nach unten. »Eine der Schwestern könnte einen anderen Mann mit dem Namen Jesus geheiratet und einen Sohn namens Judas geboren haben.«
    »Donovan Joyce behauptete, er habe eine Schriftrolle gesehen, die von jemandem mit dem Namen Jesus, Sohn des Jakobus, verfasst war«, warf ich, fast widerstrebend, ein.
    »Das kann nicht der Jakobus aus dem Ossuar gewesen sein, Jesu Bruder. Die Frau des Jakobus wäre dann nicht verwandt gewesen, und sein Sohn hätte die mitochondriale DNS seiner Mutter, nicht die seiner Großmutter, oder?«
    »Ja.«
    In meinem Kopf schnellten die Gedanken hin und her. »Jake, da ist noch …«
    Wieder schnitt er mir das Wort ab.
    »Die Frau vom Grabboden ist unverwandt. Sie könnte …« Jake hielt inne, als ihm die Tragweite seines Gedankens bewusst wurde. »Verdammt, Tempe. Donovan Joyce glaubte, Jesus hätte Maria Magdalena geheiratet. Andere haben dieselbe Hypothese aufgestellt. Die Frau könnte Maria Magdalena sein.«
    Jake nahm sich kaum Zeit zum Atmen.
    »Aber es ist eigentlich gar nicht wichtig, wer sie ist. Und Matthäus ist nicht verwandt, richtig? Er könnte einer der Jünger sein, der, aus welchem Grund auch immer, in diesem Grab bestattet wurde. Oder ein Sohn von einem der Brüder, ein weiterer Neffe.«
    »Könnte, könnte. Vielleicht, vielleicht.« Ich widersetzte mich dem Sog von Jakes Enthusiasmus.
    Jake ignorierte es.
    »Jakobus fehlt, weil sein Ossuar gestohlen wurde. Und Simon starb Jahrzehnte später. Verdammt, Tempe, es ist praktisch die ganze Familie.«
    Uns beiden kam gleichzeitig derselbe Gedanke. Jake sprach ihn aus.
    »Wer ist der Gekreuzigte in dem Leichentuch?«
    » Vielleicht gekreuzigt«, schränkte ich ein.
    »Okay. Der Jesus aus dem Ossuar könnte ein weiterer Neffe sein. Verflucht! Warum konnte das Institut ihn nicht sequenzieren?«
    Jake stand abrupt auf und ging zum Ossuar-Schrank. Er öffnete das Vorhängeschloss, zog es ab und schaute in den Schrank. Als er gesehen hatte, was er sehen wollte, drückte er die Tür wieder zu und hängte das Schloss davor.
    Jesus überlebte und zeugte Kinder? Jesus starb, blieb aber, in ein Leichentuch gewickelt,

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