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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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im Grab liegen? Ein Szenario war schlimmer als das andere.
    »Das ist alles Spekulation«, sagte ich.
    Als Jake sich umdrehte, bohrten sich seine Augen in meine. »Nicht, wenn ich beweisen kann, dass das Jakobus-Ossuar aus diesem Grab stammte.«
    Ich nahm den Bericht über die mitochondriale DNS zur Hand. Marya, Mariameme, Salome, Yose, Yehuda und der unbekannte Mann gehörten alle zu einer Mutterlinie. Matthäus stammte aus einer anderen Linie, und die unbekannte Frau vom Grabboden wieder aus einer anderen. Die Knochen aus dem Ossuar mit der Inschrift Yeshua, Sohn des Yehosef waren zu degeneriert, um noch DNS zu liefern.
    Jesus, Sohn des Joseph. Aber welcher Jesus? Welcher Joseph?
    Hatte Jake wirklich das Grab der Heiligen Familie gefunden? Falls das stimmte, wer war der Mann in dem Leichentuch, den ich in dem versteckten Loculus gefunden hatte?
    »Da ist noch etwas, Jake.«
    »Was?«
    Ich öffnete eben den Mund, als Jakes Telefon klingelte.
    »Wunder über Wunder. Könnten das die Hevrat Kadisha sein, die mich tatsächlich wegen Max zurückrufen?«, fragte er und lief in sein Büro.
    In Jakes Abwesenheit las ich die Berichte über Max und seinen Zahn.
    Die Kern-DNS sagte mir, dass Max männlich war. Nichts Neues. Das wusste ich schon von den Knochen. Dasselbe galt für den fremden Backenzahn in Max’ Kiefer. Männlich.
    Die mitochondriale DNS sagte mir, dass Max kein Mitglied der Mutterlinie des Kidron-Grabes war. Seine Sequenzierung war völlig verschieden. Wenn es sich wirklich um die Jesus-Familie handelte, dann war Max ein Außenstehender. Oder zumindest kein Abkömmling der Frauen dieser Familie.
    Die mitochondriale DNS sagte mir außerdem, dass der Backenzahn in Max’ Kiefer von jemand anderem stammte. Okay. Das wusste ich schon von Bergeron. Er war sicher, dass er von einem jüngeren Individuum stammte.
    Die nächste Aussage war es, die keinen Sinn ergab. Ich las sie eben zum dritten Mal, als Jake zurückkehrte.
    »Arschl…«
    »Hevrat Kadisha?«
    Knappes Nicken.
    »Was haben sie gesagt?«
    »Baruch Dayan ha-emet.«
    Ich forderte ihn mit den Händen zum Übersetzen auf.
    »Gesegnet ist der eine wahre Richter.«
    »Und sonst?«
    »Wir sind die Brut des Teufels. Sie folgen der größten mitzvah. Jetzt wollen diese selbstgerechten Wichser mir auch noch in Talpiot die Daumenschrauben anlegen.«
    »Du hast bei einer Synagoge aus dem ersten Jahrhundert Skelettreste ausgegraben?«
    »Natürlich nicht. Ich hab das dem Kerl auch gesagt, aber er hat mir nicht geglaubt. Er meinte nur, er und seine Sturmtruppe würden heute in voller Stärke dort einfallen.«
    »Hast du gefragt, ob sie Max gestohlen haben?«
    »Darüber wollte der gute Rabbi nicht sprechen.«
    Jake zögerte kurz. »Aber er hat auch was Komisches gesagt.«
    Ich wartete.
    »Er wollte, dass diese telefonischen Belästigungen endlich aufhören.«
    »Und?«
    »Ich habe nur zweimal dort angerufen.«
    »Wer telefoniert dann so eifrig?«
    »Anscheinend weiß der Rabbi das nicht.«
    Ein merkwürdiges Schweigen folgte. Ich beendete es.
    »Du hattest Recht, Jake.« Ich hielt die mtDNS-Berichte über Max und den Zahn in die Höhe. »Diese ganze Sache könnte größer sein, als wir beide es uns vorgestellt haben.«
    »Erzähl.«
    Jetzt war es Jake, der aussah wie ein Reh im Scheinwerferlicht.

35
    Ich wiederholte es zweimal. Jake verstand es noch immer nicht.
    »Das Skelett und der Zahn zeigen unterschiedliche mtDNS-Sequenzierungen. Das heißt, der Zahn stammt von einer anderen Person als das Skelett. Aber das wussten wir bereits. Der Zahnarzt, der für mein Montrealer Institut arbeitet, hat uns das schon gesagt. Der Zahn kam von jemandem, der jünger war als Max.
    Und Max’ mitochondriale DNS ist einzigartig, sie unterscheidet sich sowohl von der des Zahnbesitzers wie von den Mitgliedern der Familie im Grab. Wenn Max ein Mitglied der Familie war, war seine Mutter eine Außenstehende.«
    »Eine Frau, die eingeheiratet hat.«
    »Möglicherweise. Aber der eigentliche Knaller ist der, dass die mitochondriale DNS im Backenzahn identisch ist mit der mitochondrialen DNS der Familie des Kidron-Grabs.«
    »Die DNS verbindet den Zahn, aber nicht Max mit der Maria-Linie?«
    »Die Sequenzierung verbindet Max’ fremden Zahn mit den matrilinear verwandten Individuen in deinem Grab.«
    »Der Zahn, der nachträglich in Max’ Kiefer eingesetzt wurde?«
    »Ja, Jake. Das bedeutet, dass der Besitzer des Zahns mit den Leuten in deinem Grab verwandt war. Er war Familienmitglied,

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