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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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die von Jesus waren.«
    »Christus und seine Anhänger an der heiligsten Stätte des Judentums.«
    »Genau darum geht’s. Diese Möglichkeit erschütterte Lerners Welt.«
    »Hätte auch Israel erschüttert, von der Christenheit ganz zu schweigen. Was hat Lerner getan?«
    »Erst einmal bekam er eine Heidenangst. Was, wenn es wirklich Jesus war? Was, wenn es nicht Jesus war, aber eine andere wichtige Gestalt der aufstrebenden christlichen Bewegung? Was, wenn die Knochen in die falschen Hände gerieten? Was, wenn die Presse Wind von der Geschichte bekam? Die Heiligkeit Masadas wäre gestört. Die Christenheit würde sich über etwas entrüsten, dem man mit Sicherheit das Etikett jüdischer Schwindel anhängen würde. Er zerbrach sich nächtelang den Kopf.
    Nach Wochen geistiger Qual beschloss Lerner, dass das Skelett verschwinden musste. Tagelang legte er sich Pläne zurecht, wie er es an sich bringen und zerstören könnte. Er dachte daran, die Knochen zu verbrennen. Sie mit einem Hammer zu zertrümmern. Sie mit Gewichten zu beschweren und im Meer zu versenken.
    Dann meldete sich sein Gewissen. Diebstahl bleibt Diebstahl. Falls das Skelett Jesus war, dann war er noch immer ein Jude und ein heiliger Mann. Lerner schlief kaum mehr. Letztendlich konnte er sich nicht dazu überwinden, das Skelett zu zerstören, aber er konnte auch nicht mit dem Gedanken leben, dass ein anderer es finden könnte. Um die religiöse Kultur und Tradition zu wahren, fasste er den Entschluss, es verschwinden zu lassen.«
    »Lerner hat die Akte vernichtet und die Knochen gestohlen.«
    »Hat sie in einer Sporttasche aus dem Museum geschmuggelt.«
    »Und?« Ich setzte mich auf.
    Birdie sprang auf den Boden, drehte sich um und fixierte mich mit runden, gelben Augen.
    »Jetzt kommt die Sache, die dich umhauen wird. Wie hieß dein Schussopfer gleich wieder?«
    »Avram Ferris.«
    »Habe ich’s mir doch gedacht.« Was Jake nun sagte, elektrisierte mich tatsächlich. »Lerner gab Avram Ferris die Knochen und das Foto.«
    »Seinem Jugendfreund«, hauchte ich.
    »Ferris hatte zwei Jahre in einem Kibbuz in Israel zugebracht und machte auf dem Rückweg nach Montreal in Paris Station.«
    »O Mann.«
    »Genau.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, rief ich Ryan an. Keine Antwort. Anscheinend hatte die pulsbeschleunigende Überwachung bereits begonnen.
    Da ich zu aufgewühlt war, um etwas zu essen, ging ich ins Fitness-Studio. Fragen gingen mir durch den Kopf, während ich auf dem Stair-Master Etage um Etage hinter mich brachte. Ich versuchte, sie als logische Entwicklung zu betrachten.
    Zeigte Kesslers Foto wirklich das verschwundene Masada-Skelett?
    Falls ja, hatte Ferris das Masada-Skelett, als er umgebracht wurde?
    Wer wusste sonst noch, dass er es hatte?
    Hatte Ferris vorgehabt, das Skelett auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen? An wen? Warum jetzt?
    Oder bot er vielleicht an, es für einen gewissen Preis zu zerstören? Der dann von wem gezahlt werden sollte? Juden? Christen?
    Wenn nicht, warum wurde Ferris erschossen?
    Wo war Kessler?
    Wer war Kessler?
    Warum hätte Ferris ein gestohlenes Skelett an sich nehmen sollen?
    Auf diese Frage fielen mir auf Anhieb einige mögliche Antworten ein. Aus Loyalität zu einem Freund? Aus gemeinsamer Besorgnis wegen der Störung der Heiligkeit der Masada-Legende oder aus Angst vor einer gigantischen, jüdisch-christlichen, theologischen Konfrontation in einer Zeit, da die Unterstützung des Westens von grundlegender Bedeutung für den Erhalt Israels war? Dora hatte gesagt, ihr Sohn wäre zu der Zeit ziemlich religiös gewesen. Dass Jesus nach der Kreuzigung weiterlebte und während der Belagerung Masadas starb? Das wäre für Juden wie für Christen ein Albtraum gewesen.
    Oder vielleicht doch nicht? Jesus war Jude. Er und seine Anhänger hätten also durchaus in Masada sein können.
    Nein. Jesus war ein häretischer Jude. Er hatte die Hohenpriester vor den Kopf gestoßen.
    Zurück zu den Fragen.
    Was hatte Ferris wohl mit den Knochen getan?
    Der logische Aufbewahrungsort wäre sein Lagerhaus gewesen.
    Die SIJ hatte keine Knochen gefunden.
    Hatte er sie vielleicht so versteckt, dass eine Durchsuchung sie nie zutage fordern würde?
    Ich prägte mir zwei Sachen ein. Ryan fragen. Purviance fragen.
    Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und stapfte weiter.
    Irgendwas stimmte mit der Lagerhaus-Theorie nicht.
    Die torah verbietet es, eine Leiche über Nacht unbeerdigt zu lassen. Deuteronomium oder sonst was. Wäre Ferris sich

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