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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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länger.
    Ich behielt die Oberhand.
    »Ich nehme an, Sie haben Avram Ferris gesehen.« Leise und gefasst.
    »Ja.«
    »Hat Avram Sie zu mir geschickt?«
    Morissonneau wusste also noch nicht Bescheid.
    »Nein.«
    »Was will Avram denn?«
    Ich atmete tief durch. Ich hasste, was ich jetzt tun musste.
    »Es tut mir sehr Leid, dass ich Ihnen eine schlechte Nachricht überbringen muss, Vater. Avram Ferris wurde vor zwei Wochen ermordet.«
    Morissonneau bewegte die Lippen in einem stummen Gebet und senkte den Blick auf die Hände. Als er den Kopf wieder hob, war sein Gesicht von einem Ausdruck verdüstert, den ich schon zu oft gesehen hatte.
    »Wer war es?«
    »Die Polizei ermittelt noch.«
    Morissonneau beugte sich ein wenig vor.
    »Gibt es Spuren?«
    Ich deutete auf die Fotokopie.
    »Dieses Foto wurde mir von einem Mann namens Kessler übergeben«, sagte ich.
    Keine Reaktion.
    »Kennen Sie Mr. Kessler?«
    »Können Sie mir diesen Herrn beschreiben?«
    Ich tat es.
    »Tut mir Leid.« Morissonneaus Augen hinter seiner goldgerahmten Brille hatten einen neutralen Ausdruck angenommen. »Diese Beschreibung passt auf viele.«
    »Auf viele, die Zugang zu diesem Foto haben könnten?«
    Morissonneau ging nicht darauf ein. »Warum kommen Sie zu mir?«
    »Ich habe Ihren Namen von Yossi Lerner.« Dicht genug an der Wahrheit.
    »Wie geht es Yossi?«
    »Gut.«
    Ich berichtete Morissonneau, was Kessler mir über das Foto gesagt hatte.
    »Verstehe.« Er drückte die Finger auf der Schreibunterlage durch und trommelte dann darauf. Sein Blick senkte sich kurz zu der Fotokopie und wanderte dann zu dem Gemälde rechts von mir.
    »Avram Ferris wurde in den Hinterkopf geschossen, wie bei einer Hinrichtung.«
    »Genug.« Morissonneau stand auf. »Bitten warten Sie.« Wieder dieses leichte Niederdrücken der flachen Hand. Allmählich kam ich mir vor wie Lassie.
    Morissonneau eilte aus dem Zimmer.
    Fünf Minuten vergingen.
    Irgendwo schlug eine Uhr. Ansonsten war das Gebäude völlig still.
    Zehn Minuten vergingen.
    Gelangweilt stand ich auf, um mir das Gemälde genauer anzusehen. Ich hatte Recht, aber auch Unrecht gehabt. Die Leinwand und das Kruzifix stellten tatsächlich eine Vorher-Nachher-Sequenz dar, nur hatte ich die Reihenfolge falsch interpretiert.
    Das Gemälde stellte den Ostermorgen dar. Vier Gestalten waren eingerahmt von einer Grabkammer. Zwei Engel saßen auf einem offenen Steinsarg, und eine Frau, wahrscheinlich Maria Magdalena, stand zwischen ihnen. Rechts der Gruppe war der auferstandene Jesus zu sehen.
    Wie schon in der Bibliothek, hörte ich auch diesmal Morissonneau nicht eintreten. Ich bemerkte ihn erst, als er mit einer 60-mal-90 Zentimeter großen Kiste in den Händen um mich herumging. Er blieb vor mir stehen, und sein Ausdruck wurde sanft.
    »Wunderschön, nicht? Viel zarter als die meisten Darstellungen der Auferstehung.« Morissonneaus Stimme war völlig anders als vorher. Er klang wie Opa, der Fotos der Enkel zeigt.
    »Ja, das ist es.« Das Gemälde hatte etwas Ätherisches, das es wirklich wunderschön machte.
    »Edward Burne-Jones. Kennen Sie ihn?«, fragte Morissonneau.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Er war ein englischer, viktorianischer Künstler, ein Schüler von Rossetti. Viele Bilder von Burne-Jones haben etwas fast Traumhaftes an sich. Das da trägt den Titel Der Morgen der Auferstehung. Entstanden ist es 1882.«
    Morissonneaus Blick blieb noch einen Augenblick an dem Bild hängen, dann strafften sich seine Kiefermuskeln, und die Lippen wurden schmal. Er ging um den Schreibtisch herum, stellte die Kiste auf die Schreibunterlage und setzte sich wieder.
    Morissonneau schwieg einen Augenblick und schien seine Gedanken zu sammeln. Als er dann wieder sprach, klang seine Stimme angespannt.
    »Das monastische Leben ist der Einsamkeit, dem Gebet und dem Studium gewidmet. Ich habe mich dafür entschieden.« Morissonneau sprach langsam und machte Pausen, wo sie eigentlich nicht hingehörten. »Mit meinem Gelübde habe ich der Politik und den Sorgen dieser Welt den Rücken gekehrt.«
    Morissonneau legte eine altersfleckige Hand auf die Kiste.
    »Aber gewisse irdische Ereignisse konnte ich nicht ignorieren. Ich konnte meinen Freunden nicht den Rücken kehren.«
    Morissonneau starrte seine Hand an, offensichtlich kämpfte er innerlich noch immer mit sich. Wahrheit oder Ausflucht.
    Wahrheit.
    »Diese Knochen stammen aus dem Musée de l’Homme.«
    In meiner Brust loderte ein Streichholz auf.
    »Das Skelett, das von Yossi

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