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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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nicht als Gottheit, sondern als heiligen Mann.«
    »Als Propheten wie Abraham und Moses?«
    »Sogar als Messias. Dem Islam zufolge starb Jesus nicht am Kreuz, sonder fuhr lebendig in den Himmel auf, von wo er auch zurückkehren wird.«
    Das klang vertraut.
    »Was ist mit Allahs heiligen Kriegern? Dem radikalen Rand?«
    »Was ist damit?«
    »Würden die Jihadisten die Knochen Jesu nicht liebend gerne in die Finger bekommen?«
    »Wozu?«
    »Um die Christenheit zu erschüttern.«
    Eine Krähe landete, als wir parkten. Sie hüpfte durch den Müll, die Flügel halb ausgebreitet, als wisse sie nicht so recht, ob sie bleiben oder flüchten sollte.
    Jake sagte nichts.
    »Ich habe ein komisches Gefühl, was Morissonneaus Tod angeht«, sagte ich.
    »Du solltest dein Augenmerk nicht auf die Moslems richten.«
    »Auf wen würdest du es denn richten?«
    »Ernsthaft?« Jake drehte sich mir zu.
    Ich nickte.
    »Auf den Vatikan.«
    Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. »Du klingst wie eine Figur aus Sakrileg. «
    Jake sagte nichts.
    Vor meinem Fenster pickte der Vogel an einem überfahrenen Tier. Ich dachte an Poe. Der Gedanke war nicht gerade aufmunternd.
    »Ich höre«, sagte ich und lehnte mich zurück.
    »Du hast eine katholische Erziehung genossen?«
    »Habe ich, ja.«
    »Die Nonnen haben dir das Neue Testament beigebracht?«
    »Sie waren Weltmeister, was Schuld und Sünden angeht, aber Amateure in Bezug auf die Heilige Schrift.«
    »Haben die guten Schwestern dich gelehrt, dass Jesus Geschwister hatte?«
    »Nein.«
    »Natürlich nicht. Das ist der Grund, warum dem Papst das Jakobus-Ossuar so in die Hose fährt.«
    Die Metapher war etwas schief.
    »Die römisch-katholische Kirche kriegt einen Steifen, wenn’s um die jungfräuliche Geburt geht.«
    Über die dachte ich lieber gar nicht nach.
    »Und das ist blöd. Das Neue Testament ist voller Hinweise auf Geschwister Jesu. Matthäus 13,55: ›Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Joseph, und Simon und Judas?‹ Markus 6,3 wiederholt dasselbe. Im Galaterbrief erwähnt Paulus sein Treffen mit ›Jakobus, den Bruder des Herrn‹. Matthäus 13,56 und Markus 6,3 weisen beide darauf hin, dass Jesus auch Schwestern hatte.«
    »Interpretieren einige Bibelexperten diese Stellen nicht als Hinweise auf Halbgeschwister, vielleicht aus einer früheren Ehe Josephs vor seiner Heirat mit Maria?«
    »Sowohl Matthäus 1,25 als auch Lukas 2,7 geben an, dass Jesus Marias erstgeborener Sohn war, wobei das allerdings frühere Kinder Josephs nicht ausschließt. Aber es ist ja nicht nur die Bibel, die von Geschwistern Jesu spricht. Der Historiker Josephus spricht von ›dem Bruder Jesu – der Christus genannt wurde –, dessen Name Jakobus war‹.«
    Jake hatte sich in Fahrt geredet.
    »In der Zeit Jesu wäre Jungfräulichkeit nach der Ehe undenkbar gewesen, eine Verletzung des jüdischen Gesetzes. So etwas gab es einfach nicht.«
    »Jakobus und die anderen hätten also durchaus spätere Kinder Marias sein können.«
    »Im Matthäusevangelium heißt es ganz eindeutig, dass Joseph nach Jesu Geburt Maria erkannte. Und Matthäus redete da nicht von Händeschütteln und Plätzchen. Er benutzte das Wort im biblischen Sinn. Wobei Joseph nicht der einzige Kandidat für die Vaterschaft von Jesu Geschwistern ist. Sobald Jesus erwachsen ist, verschwindet Joseph völlig. Man hört nie wieder was von dem Kerl.«
    »Es kann also sein, dass Maria noch einmal heiratete?«
    »Falls Joseph gestorben wäre oder sie verlassen hätte, hätte man das von ihr erwartet.«
    Jetzt verstand ich das Dilemma für die katholische Kirche.
    »Ob nun von Joseph oder von einem anderen Mann, vieles deutet darauf hin, dass Maria noch andere Kinder gebar. Und eins davon war Jakobus. Wenn also das Jakobus-Ossuar echt ist, dann stellt das das gesamte Konstrukt der ewigen Jungfräulichkeit in Frage und in Verbindung damit vielleicht sogar das Konzept der jungfräulichen Geburt.«
    Wieder einmal schnaubte Jake.
    »Der Heilige Hieronymus und seine Kumpel haben sich das im vierten Jahrhundert ausgedacht. Jesu Gefährtin Maria Magdalena wurde zu einer Prostituierten. Jesu Mutter wurde zu einer Jungfrau. Gute Frauen haben keinen Sex. Schlechte Frauen schon. Der Gedanke gefiel dem Frauen hassenden männlichen Ego. Die Idee wurde zum Dogma, und der Vatikan propagiert sie bis zum heutigen Tag.«
    »Wenn also das Jakobus-Ossuar echt ist und in dem Kasten tatsächlich der Bruder Jesu lag, dann ist der Vatikan in

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