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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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fanden. Max zu verlieren, wäre schon schlimm genug. Das zu verlieren, was dort unten im Fels steckte, wäre eine noch viel größere Katastrophe.
    »Lassen wir die Tasche lieber im Loculus und hoffen, dass sie ihn nicht entdecken. Falls sie hier reinkommen, will ich nicht, dass sie auch noch da unten herumschnüffeln. Ich erkläre es dir, wenn wir im Auto sind. Aber wie schaffen wir das?«
    »Wir klettern einfach raus.«
    »Einfach so.«
    »Wenn sie sehen, dass ich verletzt bin, lassen sie uns wahrscheinlich in Ruhe.«
    »Sie werden außerdem sehen, dass wir mit leeren Händen kommen.«
    »Das außerdem.«
    »Meinst du, sie haben die Sporttasche gesehen?«
    »Keine Ahnung. Bist du so weit?«
    Ich nickte und schaltete die Taschenlampe aus. Jake streckte den Kopf durch die Öffnung und rief.
    Überrascht? Argwöhnisch? Sich zu einem neuen Angriff sammelnd? Auf jeden Fall verstummten die Hevrat Kadisha.
    Jake streckte beide Arme in die Höhe, spannte die Beinmuskeln an und stemmte und wand sich hinaus.
    Als Jakes Stiefel die Öffnung passiert hatten, folgte ich ihm. Ich war halb draußen, als ich eine Hand an meinem Hosenbund spürte, und dann kniete ich auf der Hügelflanke.
    Das plötzliche Sonnenlicht war blendend grell. Meine Pupillen wurden zu Stecknadelköpfen. Ich kniff die Augen zusammen.
    Als ich sie wieder öffnete, hatte ich eine der merkwürdigsten Szenen vor mir, die ich je gesehen hatte.

23
    Unsere Angreifer trugen breitkrempige Hüte und schwarze Anzüge mit langen Röcken. Fast alle hatten sie Bärte und Schläfenlocken, und einer wirkte erregter und wütender als der andere.
    Okay. Meine Vorstellung war korrekt gewesen. Nur bei der Anzahl hatte ich ziemlich daneben gelegen.
    Während Jake den Männern Frieden wünschte und das Gespräch eröffnete, zählte ich schnell durch.
    Zweiundvierzig, darunter auch einige Kinder unter zwölf und ein halbes Dutzend Teenager. Offensichtlich war die Ultra-Orthodoxie eine Wachstumsindustrie.
    Hebräisch flog mir um die Ohren. Dank meines neu erlernten Vokabulars bekam ich mit, dass man Jake und mir vorwarf, etwas Verbotenes getan oder genommen zu haben, und dass einige uns für Kinder Satans hielten. Ich nahm an, dass Jake beide Vorwürfe zurückwies.
    Männer und Jungs mit Staub auf Brillen und Kleidern schrien. Einige bewegten den Kopf auf und ab, und ihre Schläfenlocken wippten.
    Nach einigen Minuten erhitzten Dialogs konzentrierte Jake sich auf einen Grauhaarigen, der der Anführer zu sein schien, wahrscheinlich ein Rabbi. Während die beiden sprachen, blieben die anderen stumm.
    Der Rabbi keifte, das Gesicht puterrot, den Zeigefinger drohend ausgestreckt. Ich verstand das Wort »ashem«. Schande.
    Jake hörte zu, antwortete gelassen, die Stimme der Vernunft.
    Schließlich wurden die Fußsoldaten der Orthodoxie unruhig. Einige fingen wieder an zu schreien. Andere schüttelten die Fäuste. Ein paar der jüngeren Männer, wahrscheinlich Yeshiva-Studenten, hoben Steine auf.
    Ich behielt Letztere im Auge.
    Nach ergebnislosen zehn Minuten hob Jack die Hände zu einer Geste, die »Ich gebe auf« bedeutete. Dann drehte er sich zu mir um und sagte: »Das ist sinnlos. Wir verschwinden von hier.«
    Wir setzten uns in Bewegung und gingen in einem Bogen nach links.
    Der Rabbi brüllte einen Befehl, und das Bataillon spaltete sich auf. Die rechte Flanke blieb am Grab. Die linke folgte Jake und mir.
    Mit langen Schritten stieg Jake aus dem Kidron-Tal hinaus. Ich folgte ihm, allerdings mit zwei Schritten, wenn er einen machte.
    Meter um Meter kletterte ich, keuchend, schwitzend, mich immer wieder an Felsen, Ranken, Büschen festhaltend. Meine Hüfte kreischte. Die Beine wurden mir schwer.
    Hin und wieder warf ich einen Blick nach unten. Ein Dutzend schwarzer Hüte folgte uns. Mein Nacken und mein Rücken blieben steif, ich wartete auf den Aufprall eines Steins auf meinem Schädel.
    Zum Glück verbrachten unsere Verfolger ihre Tage in Tempeln und Yeshivas, nicht in Fitness-Studios. Als Jake und ich den Klippenrand erreichten, hatten wir einen guten Vorsprung.
    Ein halbes Dutzend Autos parkte jetzt auf der Lichtung hinter Silwan. Jakes Transporter stand noch dort, wo wir in verlassen hatten, allerdings existierte das Fenster auf der Fahrerseite nicht mehr. Winzige Glassplitter auf der Erde reflektierten das Sonnenlicht. Beide Türen waren offen, und Papiere, Bücher und Kleidungsstücke lagen auf dem Boden verstreut.
    »Scheiße!« Jake rannte die letzten Meter und fing sofort

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