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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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an, seine Habseligkeiten einzusammeln und in den Fond zu werfen.
    Ich half ihm. Innerhalb weniger Sekunden hatten wir alles zusammengerafft, waren ins Auto gesprungen und hatten die Türen verriegelt.
    Die ersten schwarzen Hüte tauchten auf, als Jake den Schlüssel umdrehte, den Gang einlegte und aufs Gas trat. Die Räder drehten durch, und wir machten, zwei Staubfahnen aufwirbelnd, einen Satz nach vorne.
    Ich drehte mich um.
    Die Männer wischten sich die Stirn, setzten den Hut wieder auf, schüttelten die Faust. Sie sahen aus wie eine zappelnde Truppe schwarzer Marionetten, im Augenblick etwas derangiert, aber fest in ihrem Glauben, dass Gott ihre Fäden in der Hand halte.
    Jake bog einmal links und einmal rechts ab und raste aus dem Dorf hinaus. Ich hielt den Blick auf die Heckscheibe gerichtet.
    Als wir die Asphaltstraße erreicht hatten, fuhr Jake langsamer und legte mir beruhigend die Hand auf den Arm.
    »Glaubst du, dass sie uns verfolgen?«, fragte ich.
    Jakes Finger schlossen sich um meinen Arm wie ein Schraubstock.
    Ich drehte mich ihm zu.
    Und wieder durchzuckte mich Angst.
    Jakes Linke umklammerte das Lenkrad fest. Viel zu fest. Seine Knöchel standen vor wie weiße Knubbel. Sein Gesicht war fahl und sein Atem kam in kurzen, flachen Stößen.
    »Alles okay?«
    Das Auto wurde immer langsamer, als könnte Jake sich nicht gleichzeitig aufs Beschleunigen und aufs Lenken konzentrieren.
    Jake drehte sich mir zu. Eine Pupille war ein winziger Punkt, die andere ein leeres, schwarzes Loch.
    Ich packte das Lenkrad in dem Augenblick, als Jake kopfüber darauf sackte und gleichzeitig sein Stiefel das Gas durchdrückte.
    Der Transporter machte einen Satz. Die Tachonadel hob sich. Zwanzig Meilen. Zweiundzwanzig. Fünfundzwanzig.
    Meine erste Reaktion war Panik. Natürlich machte das den Pick-up nicht langsamer.
    Dann schaltete sich mein Hirn ein.
    Ich hielt das Lenkrad mit der einen Hand fest umklammert, und mit dem anderen Arm drückte ich Jake gegen die Rückenlehne.
    Der Transporter beschleunigte noch immer.
    Mit der linken Hand steuernd, versuchte ich, mit der rechten Jakes Bein vom Gas zu ziehen. Doch es war zu schwer. Ich konnte es weder anheben noch seitlich wegziehen.
    Der Transporter fuhr auf einer Gefällestrecke und beschleunigte schnell. Siebenundzwanzig. Dreißig.
    Ich versuchte, Jakes Bein mit meinem wegzuschieben. Trat sogar mit dem Absatz dagegen.
    Doch dadurch verriss ich das Lenkrad. Der Transporter brach aus, ein Reifen ratterte über das Bankett. Ich korrigierte. Kies spritzte auf, und der Transporter fuhr wieder auf Asphalt.
    Immer und immer schneller rasten die Bäume vorbei. Wir waren bei fünfunddreißig. Ich musste etwas tun.
    Auf der linken Straßenseite erhob sich der Ölberg als steile Felsflanke. Zwanzig Meter weiter vorne entdeckte ich den Einschnitt einer kleinen, mit Gestrüpp überwachsenen Lichtung.
    Ich musste mich anstrengen, um das Lenkrad nicht sofort herumzureißen. Noch nicht. Warte.
    Bitte, Gott! Halte den Verkehr an!
    Jetzt!
    Ich riss das Lenkrad nach links. Der Transporter schoss, auf zwei Reifen schlitternd, über die Mittellinie. Ich versuchte erst gar nicht mehr zu steuern, sondern zwängte beide Hände unter Jakes Oberschenkel und zog. Sein Stiefel hob sich ein paar Millimeter. Der Motor stockte, die Drehzahl fiel.
    Der Transporter durchbrach eine hölzerne Leitplanke, neigte sich zur Seite und schlitterte, spritzte Erde und Kies auf. Gestrüpp und kaltes kambrisches Gestein kamen immer näher.
    Ich zog Jake zu mir und nach unten. Dann warf ich mich über ihn und bedeckte unsere Köpfe mit den Armen.
    Äste kratzten über die Seitenbleche. Etwas knallte gegen die Windschutzscheibe.
    Ich hörte ein lautes, metallisches Knirschen, spürte einen Stoß, und Jake und ich krachten ins Lenkrad.
    Der Motor starb ab.
    Keine Stimme rief. Keine Biene summte. Kein Auto rauschte vorbei. Nur die Stille des Ölbergs und mein eigener, hektischer Atem.
    Einige Herzschläge lang blieb ich bewegungslos und spürte nur, wie das Adrenalin in meinem Kreislauf die Runde machte.
    Schließlich ließ ein Vogel ein zögerliches Krächzen hören.
    Ich setzte mich auf und schaute nach Jake. Auf der Stirn hatte er eine Beule von der Größe einer Blue-Point-Auster. Seine Lider waren lila, die Haut fühlte sich feucht und kalt an. Er brauchte einen Arzt. Und zwar schnell.
    Konnte ich ihn bewegen?
    Würde der Motor wieder anspringen?
    Mich gegen den Widerstand des Gestrüpps stemmend, öffnete ich die

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