Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan
sicher einverstanden.«
»Ich bin eine hervorragende Auseinandernehmerin.«
»Ich habe dich erlebt. Es ist Furcht erregend.«
»Es ist eine Gabe.«
Während wir warteten, fragte Ryan, wie ich mir die Rückkehr ins Kidron-Tal vorstellte.
Ich gab zu, dass ich die Logistik noch nicht ganz ausgearbeitet hatte.
Wir standen gerade einmal zehn Minuten in der Lobby, als Friedman ankam. Auf der Fahrt zum American Colony brachte er Ryan in Bezug auf das Kaplan-Verhör auf den neuesten Stand.
Es gab wenig Neues zu berichten. Kaplan behauptete immer noch, er habe vorgehabt, für die Halskette zu bezahlen. Litvak räumte jetzt ein, dass er vielleicht ein wenig übereilt reagiert habe.
Ryan berichtete Friedman von meinen morgendlichen Aktivitäten.
»Sie glauben, dass diese Textilie wirklich aus dem ersten Jahrhundert stammt?«, fragte Friedman in den Rückspiegel.
»Alt ist sie auf jeden Fall«, sagte ich. »Und der Loculus sieht unberührt aus.«
»Und in Kürze fallen Plünderer über dieses Grab her wie Fliegen über eine Leiche.«
Friedman überlegte einen Augenblick. Dann: »Huu-huh!«
Hebräisch?
»Wir spielen die Grabräuber!«
Friedman hatte wohl zu viele Filme gesehen.
»Wohin?«, fragte er.
»Sind Sie sicher, dass Sie das tun wollen?«, entgegnete ich.
»Hundertprozentig«, sagte Friedman. »Ich nehme das kulturelle Erbe dieses Landes sehr ernst.«
»Brauchen wir denn keine Genehmigung? Oder wenigstens eine Ermächtigung?«
»Ist alles abgedeckt.«
Okay.
»Ins Hotel bitte. Ich möchte meine Kamera holen.«
»Sonst noch was?«
»Einen Spaten und etwas, mit dem man Steine aus der Wand lösen kann.« Ich dachte an den Lichtausfall in der unteren Kammer. »Und starke Taschenlampen mit brandneuen Batterien.«
Friedman setzte mich am American Colony ab und fuhr dann mit Ryan davon, um die Ausrüstung zu beschaffen. Ich rannte in den dritten Stock hoch.
Jake würde wieder gesund werden!
Ich würde mir Max wiederholen und, vielleicht, ein Leichentuch aus dem ersten Jahrhundert bergen können.
Das wessen Überreste verhüllte?
In wessen Grab?
Ich war so aufgeregt, dass ich zwei Stufen auf einmal nahm.
In meiner Zukunft sah ich Seife, eine Haarbürste und ein trockenes T-Shirt!
Ryan und Friedman halfen mir!
Das Leben war gut! Ein Abenteuer!
Dann öffnete ich meine Zimmertür.
Und starrte ungläubig.
25
Mein Zimmer war verwüstet.
Das Bett war abgezogen, die Laken auf einen Haufen geworfen, die Matratze umgedreht. Wand- und Kleiderschrank standen offen, Kleiderbügel, Schuhe und Pullover lagen überall verstreut.
Meine Euphorie verflüchtigte sich.
»Ist da wer?«
Blöd. Natürlich waren sie bereits wieder verschwunden und würden sich wohl kaum namentlich vorstellen, wenn sie es nicht wären.
Ich suchte an der Tür nach Spuren gewaltsamen Eindringens. Das Schloss war intakt. Das Holz war nicht beschädigt.
Mit pochendem Herzen lief ich ins Zimmer.
Jede Schublade war herausgezogen. Mein Koffer war umgekippt, der Inhalt durchwühlt.
Mein Laptop lag unberührt auf dem Schreibtisch.
Ich überlegte mir, was das bedeuten konnte.
Diebe? Natürlich nicht.
Die hätten nie den Computer zurückgelassen.
Eine Warnung?
Von wem? Weswegen?
Mit zitternden Händen packte ich Unterwäsche, T-Shirts und Jeans wieder ein.
Wie Jake, der die vor seinem Auto verstreuten Habseligkeiten zusammensuchte.
Meine Gedanken kamen zur Ruhe.
Ich wusste Bescheid.
Die Gedanken schlugen eine Kerbe. Wut quoll daraus hervor.
»Ihr hinterhältigen kleinen Mistkerle!«
Ich knallte Schubladen zu. Legte Pullover zusammen, hängte Hosen wieder auf Bügel.
Die Empörung machte mich hart und verdrängte die Tränen.
Nachdem ich im Schlafzimmer fertig war, ging ich ins Bad. Stellte meine Toilettenartikel wieder an ihren Platz. Wusch mir das Gesicht. Bürstete die Haare.
Ich hatte mir eben ein frisches T-Shirt angezogen, als das Telefon klingelte. Ryan war in der Lobby.
»Mein Zimmer wurde verwüstet«, sagte ich ohne Umschweife.
»Scheiße.«
»Wahrscheinlich die Hevrat Kadisha auf der Suche nach Max.«
»Ist aber nicht gerade einen 1A-Vormittag für dich.«
»Nein.«
»Ich knöpfe mir den Geschäftsführer vor.«
»Ich komme runter.«
Als ich in die Lobby kam, war Friedman bei Ryan, und sie hatten bereits zwei Dinge herausgefunden. Kein Besucher hatte nach mir gefragt. Keiner an der Rezeption hatte meinen Zimmerschlüssel herausgegeben.
Beziehungsweise keiner hatte es zugegeben.
Ich glaubte es. Das
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