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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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meinte, das sei alles, was er an Informationen aus der Ansammlung herausholen könne. Es war nichts Vermessbares vorhanden, also konnte er keine Größenberechnungen oder irgendwelche Populationsvergleiche anstellen. Er fand auch keine Altersindikatoren, keine unverwechselbaren individuellen Merkmale.«
    »Hat er Verletzungen wie diese da entdeckt?«
    »Er erwähnte Osteoporose und Arthritis. Aber das war schon alles, was Verletzungen oder Krankheiten anging.«
    »Wurden irgendwelche von diesen anderen Knochen in Loculi gefunden wie dieser Kerl hier?«, fragte ich.
    Jake schüttelte den Kopf. »Die Plünderer wollten Kästen, keine Knochen. Zum Glück haben die Mistkerle keine Wände aufgeschlagen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du einen versteckten Loculus gefunden hast. Und ein Leichentuch. O mein Gott! Zweitausend Jahre. Weißt du, wie viele Leute schon in dem Grab waren? Und du hast eine unberührte Begräbnisstätte gefunden. O mein Gott!«
    Hinter Jake äffte Ryan das O mein Gott lautlos nach.
    »Wo sind diese Knochen jetzt?«, fragte ich.
    »Wieder in« – Jake machte den E.T.-Wackler mit seinen langen Fingern – »heiliger Erde. Und die Hevrat Kadisha verraten nicht, wo. Aber ich habe den Anthropologie-Bericht.«
    Ryan äffte das Fingerwackeln nach.
    Ein Grinsen kroch über Jakes Gesicht. »Zumindest die meisten.«
    »Oh?« Ich hob eine Augenbraue.
    »Kann sein, dass ein paar kleine Splitter verlegt wurden.«
    »Verlegt?«
    »Erinnerst du dich noch an unser Telefongespräch über die DNS-Untersuchung des Masada-Skeletts?«
    Ich nickte.
    »Netter Laden, dieses Labor.«
    »Die IAA war einverstanden, die Proben einzuschicken?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Du hast die Proben selber eingeschickt?«
    Jake zuckte die Achseln. »Blotnik weigerte sich. Was hätte ich tun sollen?«
    »Mutig, mutig«, sagte Ryan.
    »Ich frage dich jetzt, was ich dich damals schon gefragt habe«, sagte ich. »Was bringt eine genetische Analyse, wenn man keine Vergleichsdaten hat?«
    »Man sollte es trotzdem machen. Und jetzt folgt mir.«
    Jake führte uns ins hintere Zimmer, wo er auf einem Tisch Fotos ausgebreitet hatte. Ein paar zeigten intakte Ossuare. Die meisten zeigten Bruchstücke.
    »Die Räuber haben viele Kästen mitgenommen und andere zertrümmert«, sagte Jake. »Aber sie haben genug Material für Rekonstruktionen zurückgelassen.«
    Jake zog eine Aufnahme aus dem Stapel und gab sie mir. Sie zeigte acht Ossuare. Alle hatten Risse. Viele hatten Lücken.
    »Ossuare unterscheiden sich in Stil, Größe, Form, Dicke des Steins und Passgenauigkeit des Deckels. Die meisten sind ziemlich schlicht, aber einige haben recht kunstvolle Verzierungen. Der von Josephus Kajaphas zum Beispiel.«
    »Das Mitglied des Hohen Rates, der Jesus dem Pontius Pilatus auslieferte«, sagte Ryan.
    »Ja. Sein hebräischer Name lautete allerdings Yehosef bar Qayafa. Kajaphas war Hoher Priester Jerusalems von achtzehn bis siebenunddreißig unserer Zeitrechnung. Sein Ossuar wurde 1990 entdeckt. Es ist erstaunlich, geschmückt mit unglaublich schönen Gravuren. Um diese Zeit wurde auch ein Ossuar mit der Inschrift ›Alexander, Sohne des Simon von Cyrene‹ entdeckt. Auch dieser Kasten war üppig geschmückt.«
    »Simon war der Herr, der Jesus auf der Straße nach Golgotha das Kreuz tragen half.«
    Ryan, der Bibelgelehrte.
    »Sie kennen sich im Neuen Testament aber gut aus«, sagte Jake. »Simon und sein Sohn Alexander werden in Markus 15,21 erwähnt.«
    Ryan lächelte bescheiden und tippte dann auf das Foto von Jakes Rekonstruktionen. »Mir gefällt das mit dem Blütenblättermuster.«
    »Rosetten.« Jake zog nun weitere Fotos hervor. »Jetzt schauen Sie sich die an.«
    Er gab Ryan die Fotos. Ich beugte mich ebenfalls darüber.
    Das abgebildete Ossuar war fast rechteckig und hatte einen eingepassten Deckel und eine narbige Oberfläche. In einer Aufnahme waren die Umrisse eingravierter Rosetten zu erkennen. Die Kreis-auf-Kreis-Figuren erinnerten mich an die Muster, die wir als Kinder mit unseren Zirkeln zeichneten.
    In der zweiten Aufnahme zog sich ein Riss über eine Ecke, bog scharf nach rechts ab und lief dann in nordwestlicher Richtung auf die Seite des Kastens zu, die zur Kamera zeigte.
    Der kleine Knochenkasten sah genauso aus wie der, den Jake wieder zusammengeklebt hatte.
    »Das Jakobus-Ossuar?«, fragte ich.
    »Schaut euch die Inschrift an«, sagte Jake und gab jedem von uns eine Lupe. »Können Sie Aramäisch lesen?«, fragte er Ryan.
    Ryan

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