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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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schüttelte den Kopf. Ich sah ihn mit gespielter Überraschung an.
    Jake bekam unseren Austausch nicht mit oder ignorierte ihn ganz einfach. »Das Erstaunliche am Jakobus-Ossuar ist die ungewöhnlich präzise gearbeitete Inschrift. Sie entspricht viel eher Inschriften auf üppiger verzierten Ossuaren.«
    Ich hätte das nicht bemerkt. Sogar unter Vergrößerung wirkte die Inschrift auf mich wie Kindergekritzel.
    Jakes Finger fing bei einer Symbolgruppe am rechten Ende an.
    »Das sind die Zeichen für den jüdischen Namen Jakobus oder Ya’akov, den man im Englischen James nennt.«
    »Daher der Name Jakobiter für die Anhänger von König James II. von England.«
    Ryan ging mir allmählich auf die Nerven.
    »Genau.« Jakes Finger wanderte auf den berühmten kleinen Symbolen nach links. »Jakobus, Sohn des Joseph, Bruder des Jesus.« Er tippte auf eine Symbolgruppe am linken Ende. »Yeshua, oder Joshua, was bei uns ›Jesus‹ bedeutet.«
    Jake nahm die Fotos wieder an sich und legte sie weg.
    »Und jetzt kommt mit.«
    Er führte uns in den hinteren Teil des Wintergartens, schloss einen großen Schrank auf und öffnete die Flügeltüren. Kalksteinscherben füllten die obersten Fächer. Die rekonstruierten Ossuare standen in den unteren sechs.
    »Wie’s aussieht, waren dort nicht die schlauesten Räuber der Welt zugange. Sie haben eine ganze Reihe von beschrifteten Fragmenten übersehen.«
    Jake gab mir ein dreieckiges Fragment aus dem obersten Fach. Die Zeichen waren flach eingeritzt und kaum zu erkennen. Ich hielt meine Lupe darüber. Ryan brachte sein Gesicht dicht an meins.
    »Marya«, übersetzte Jake. »›Maria‹ also.«
    Jake deutet auf eine Inschrift auf einem der rekonstruierten Kästen. Die Symbole sahen ähnlich aus.
    »Matya. ›Matthäus‹.«
    Jake strich mit dem Finger über die Zeichen auf einem größeren Kasten im Fach darunter.
    »Yehuda, Sohn des Yeshua. ›Judas, Sohn des Jesus‹.«
    Jake wandte sich dem dritten Fach zu.
    »Yose. ›Joseph.‹«
    Er ging zu dem Kasten daneben.
    »Yeshua, Sohn des Yehosef. ›Jesus, Sohn des Joseph‹.«
    Fach vier.
    »Mariameme. ›Die Mara genannt wurde‹.«
    »Die Schriften sehen unterschiedlich aus«, sagte Ryan.
    »Gutes Auge. Das ist Griechisch. Hebräisch. Lateinisch. Aramäisch. Griechisch. Der Mittlere Osten war damals ein sprachlicher Flickenteppich. Marya, Miriam und Mara sind alle Varianten desselben Namens, ›Miriam‹ oder ›Maria‹. Und wie heute wurden auch Spitznamen verwendet. Mariameme ist eine Verkleinerungsform von ›Miriam‹.« Jake deutete auf Fach drei. »Und Yehosef und Yose sind derselbe Name, Joseph.«
    Jake wandte sich nun wieder dem ersten Fach zu, suchte ein Fragment aus und tauschte es mit dem in meiner Hand aus. Diese Inschrift ließ die Maryas beinahe neu aussehen. Die Zeichen waren so schwach, dass sie so gut wie nicht zu erkennen waren.
    »Der Name ist wahrscheinlich Salome«, sagte Jake. »Aber ganz sicher bin ich mir nicht.«
    Ich ließ mir all die Namen durch den Kopf gehen.
    Maria. Maria. Salome. Joseph. Matthäus. Judas.
    Jesus.
    Die Familie Jesu? Das Familiengrab Jesu? Alle passten, bis auf Matthäus.
    Ich dachte, sagte aber nicht: O. Mein. Gott.

28
    »Wie interpretieren Bibelkundler oder Historiker die Jesus-Familie?«, fragte ich und bemühte mich dabei um eine sachliche Stimme.
    »Die historische Sicht ist die, dass Jesus, seine vier Brüder Jakobus, Josephus, Simon und Judas und seine zwei Schwestern Maria und Salome die biologischen Kinder von Joseph und Maria waren. Die Protestanten gehen davon aus, dass Jesus keinen menschlichen Vater hatte, Maria aber von Joseph andere Kinder hatte.«
    »Was Jesus zum Ältesten der Geschwister macht«, warf Ryan ein.
    »Ja«, sagte Jake.
    »Der Vatikan betrachtet Maria als ewige Jungfrau«, sagte ich.
    »Keine Geschwister erlaubt«, fügte Ryan hinzu.
    Jake nickte. »Die westliche katholische Kirche vertritt die Ansicht, dass die anderen Cousins ersten Grades waren, Kinder von Josephs Bruder Clopas, der ebenfalls mit einer Frau mit dem Namen Maria verheiratet war. Die östlich-orthodoxe Ansicht ist die, dass Gott der Vater Jesu ist, Maria eine Jungfrau blieb und die Brüder und Schwestern Kinder Josephs, eines Witwers, aus einer früheren Ehe sind.«
    »Was Jesus zum Jüngsten macht.« Ryan hatte es mit der Geburtsreihenfolge.
    »Ja«, sagte Jake.
    Mein Hirn katalogisierte.
    Zwei Marias. Salome. Judas. Joseph. Und jemand mit dem Namen Matthäus.
    Irgendwas kribbelte in meinem

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