Totgelebt (German Edition)
wirklich glücklich, einen Kollegen wie Max zu haben. Sie hielt die Augen geschlossen. Ließ einfach nur die Wärme auf ihre Haut strahlen und merkte, wie ihre Laune stieg. Max trat wieder ins Zimmer ein, er stellte sich neben sie ans Fenster und reichte Paula eine Tasse mit frischem Kaffee.
„Das belebt die Geister.“ Er sah sie dabei an, er versuchte, ihre Stimmung zu deuten. „Sollen wir uns noch mal an den Kram da auf dem Tisch machen? Vielleicht haben wir ja eine Eingebung.“ Er gab ihr einen sanften Hieb mit dem Ellenbogen.
Paula versuchte zu lächeln, es gelang ihr sogar. Sie schloss das Fenster, trank einen Schluck Kaffee. Sie fühlte sich deutlich besser. Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch und schaute sich von dort aus die persönlichen Dinge der beiden Toten an. Wo gab es da eine Verbindung? Max legte entspannt seine Füße auf den Tisch und schaute ebenfalls vom Portemonnaie zur Armee-Tasche, zum anderen Portemonnaie und zurück. Paula versuchte die Füße auf Max Schreibtisch zu ignorieren und verkniff sich jeglichen Kommentar. Nicht heute, sagte sie zu sich, sei einfach mal nett zu ihm. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Dinge, die vor ihnen lagen.
„Was soll das eigentlich sein?“, Max sah Paula ratlos an und hielt dabei das Hundespielzeug hoch.
„Das ist ein Spielzeug für Hunde. Das hat vermutlich Leons Hund gehört. Vielleicht hat er das als Erinnerung mitgenommen. Er schien ja sehr an seinem Hund gehangen zu haben.“
Max holte einige Bilder aus Leons Portemonnaie: „Das werden wohl seine Eltern sein, das hier ist sein Hund, ah, und hier ist noch eines von ihm mit seinem Hund. Gut. Was hat er denn noch so in seiner Tasche: ein Halstuch. Sieht aus wie von einer Frau. Einen Schlüsselbund. Mehr nicht. Er hat wirklich nur das Nötigste eingepackt, oder das, was ihm am wichtigsten war. Das zeigt ganz deutlich, er hat Abschied genommen. Er hatte beim Verlassen des Hauses schon den Selbstmord geplant. Er wusste, was kommt. Wie sieht es denn bei dem Mädchen aus?“, Max zog jetzt das Portemonnaie von Lotte Jansen hervor und leerte es auf seinem Schreibtisch aus. Ein paar Münzen fielen dabei auf den Tisch. Er untersuchte die Fächer der Geldbörse. „Keine Fotos, nichts, gar nichts Persönliches. Eine EC-Karte, Krankenkassenkarte, Studentenausweis und ein Bahnticket. Das ist alles. Einen Schlüssel hatte sie auch dabei. Zumindest hatte keiner der beiden einen Treffpunkt notiert, eine Telefonnummer, irgendetwas, das auf eine Verabredung am Tatort mit einer zweiten Person deuten würde. Nichts. Also anhand der persönlichen Dinge kann ich beim besten Willen keine Gemeinsamkeit herstellen.“
„Warum ist Leon wohl misshandelt worden? Lotte hatte keine einzige Wunde am Körper.“, frage Paula eher sich selber als Max.
„Wir haben bei beiden keine fremde DNA gefunden, wir können nicht davon ausgehen, dass die Wunden bei Leon von dem Mann zugefügt wurden, der bei seinem Tod dabei war“, gab Max zu bedenken, „zumal nur eine der Wunden frisch war und zum Tatzeitpunkt passen würde. Die anderen waren schon älter. Also können wir davon ausgehen, dass Leon regelmäßig von irgendjemandem, oder auch vielleicht von mehreren, misshandelt wurde. W ahrscheinlich w ieder ein Grund mehr für ihn sein Leben als nicht mehr lebenswert zu empfinden.“
Paula nickte gedankenverloren. Der Junge tat ihr leid. Sie mussten an der Sache dranbleiben und sie konnten im Moment eigentlich nur die einzige Gemeinsamkeit weiter verfolgen: Sie mussten die Internetsache eingehend untersuchen. „Wir müssen unbedingt herausfinden, welche Seiten im Internet die beiden besucht haben. Das ist echt schwierig, wir haben nur diesen PC der Familie Jansen, die Uni-PCs können wir vergessen, da surfen täglich so viele verschiedene Leute rum, da können wir Lotte nicht ausmachen. Außerdem gibt es auch zu viele PCs, Lotte kann ja theoretisch an allen PCs gesessen haben. Genauso sieht es mit dem Internet-Cafe aus, von wo sich Leon ins Netz gewählt hat. Also, es bleibt nur der PC, den Lotte und ihr Bruder benutzen. Ich rufe mal bei der IT-Abteilung an, ob die schon was gefunden haben. Dann hake ich direkt mal nach, wie es mit dem Schriftenvergleich der Karten aussieht. Was wissen wir eigentlich über den Spruch auf der Karte, der bei Leon gefunden wurden?“
Max zuckte mit den Schultern. „Wir kommen nicht ins Netz und in die Datenbanken. Da können wir frühestens morgen ansetzen. Ich tippe aber mal
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