Totgelebt (German Edition)
ihr Büro.
„Was ist denn da eige ntlich zwischen dir und Johanna? Das ist ja ne explosive Mischung. Ich dachte du magst sie und nun hört sich das ja so an, als ob du was gegen sie hättest?“, er sah Paula fragend an, während er die Zimmertüre öffnete.
Mit einem eindeutigen Blick gab Paula Max zu verstehen, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Sie sah auf die Uhr, halb vier. „Wir müssen gleich hoch, sonst wird er sauer.“
Jetzt schaut e auch Max auf die Uhr „Ach Mist, ich wollte noch zum Amt, wegen meiner Ausweise. Ich muss jetzt doch alles neu beantragen. Ich habe bis jetzt noch nichts gehört, so langsam wird es Zeit, aber das Amt hat ja auch so arbeitnehmerfreundliche Öffnungszeiten, jetzt ist es eh wieder zu spät. Ich versuche das Morgen früh zu erledigen. Dann lass uns doch direkt hoch gehen, die ganzen Daten“, er zeigte dabei auf den Stapel, den Johanna auf Paulas Schreibtisch gelegt hatte, „können wir einfach mitnehmen, dann kann er sich das selber anschauen.“
„Eine Sekunde noch“, sagte Paula und wählte schnell Annes Nummer. Von der Sekretärin erfuhr Paula, dass Anne gerade ein Mandantengespräch hatte, sich aber danach bei Paula melden würde. Paula legte auf, griff sich den Stapel Papiere vom Schreibtisch und winkte Max als Zeichen, dass es los ging. Gemeinsam traten sie den Gang zu Freyberg an.
Nach einer Stunde waren sie Freybergs Fängen entkommen. Beide atmeten auf. Der Fall genoss nun in der Tat eine höhere Priorität, die anfängliche Ignoranz der Kollegen war wie weggeblasen. Nun wurden die beiden Selbstmorde als richtige Fälle behandelt, mit der notwendigen Aufmerksamkeit. Freyberg glaubte, dass Paula und Max auf der richtigen Spur waren. Immerhin hatten sie nun auch mit einigem aufwarten können . Freyberg war ein Berg von einem Mann: riesig, stämmig und mittleren Alters. Seine Haare wurden langsam grau und dünner. Er konnte sehr laut werden und er genoss großen Respekt bei der Mordkommission. Er besaß einen sehr scharfen Verstand sowie eine schnelle Auffassungsgabe. Außerdem war er nie aus der Ruhe zu bringen. Er stand nicht umsonst an der Spitze der Mordkommission. Allerdings konnte er Schlampigkeit, Ungenauigkeit sowie Faulheit nicht leiden. Wenn er das Gefühl hatte, dass er sich anstrengte, während andere Ermittler im Team sich auf seinen Lorbeeren ausruhten, wurde er zum Tier, das ließ er sich nicht bieten. Und wenn man einmal bei Freyberg unten durch war, war es extrem schwierig, ihn wieder für sich zu gewinnen. Freyberg war jedoch nicht nachtragend, in der Regel hatte er sich nach einem kurzen Wutanfall auch wieder unter Kontrolle. Wenn die Menschen zu ihm fair waren, war er es auch. Seine Ermittler konnten ihm Hundertprozent vertrauen und konnten auch mit privaten Dingen jederzeit zu ihm kommen, so lange sie ehrlich, fair und fleißig waren. Paula schätze das an ihm. Sie mochte ihn und kam gut mit ihm aus. Sie hatte noch nie Probleme mit ihm gehabt.
Freyberg hatte, neben Johanna, auch noch weitere Kollegen zur Unterstützung in Aussicht gestellt, falls Paula und Max zusätzliche Hilfe benötigen würden. Freyberg hatte sich alles ganz in Ruhe angehört und sah in der Internet-Spur eine gewisse Chance. Die Bibelsprüche interessierten ihn ebenfalls, da sollten Paula und Max dran bleiben. Warum gab es bei einem Opfer Misshandlungen am Körper, bei dem anderen nicht? Und natürlich war nun wichtig herauszufinden, ob es bereits frühere ‚Opfer’ gab, und neue ‚Opfer’ galt es zu verhindern. Am Freitag, also in vier Tagen, sollten Max und Paula ihre neuen Ergebnisse präsentieren.
Paula hörte durch die verschlossene Bürotüre ihr Telefon klingeln, sie beeilte sich, schloss die Türe auf und rannte zum Telefon. Anne war an der anderen Leitung. Paula setzte sich, winkte Max herein und deutete ihm an, dass er die Türe schließen solle. Dann drehte sie sich ein bisschen weg von Schreibtisch, Richtung Fenster und sprach mit gedämpfter Stimme in den Hörer. Sie erzählte Anne kurz von dem Tod des Jungen. Anne berichtete von ihrem Tag. „Wir werden wohl erst etwas später hier fertig“, fügte Paula dann hinzu, „wir müssen ein paar Sachen durchgehen, vor allem schauen, ob es schon andere Selbstmorde gab, die wir mit diesen beiden in Verbindung bringen müssen. Und wir müssen die Internetseiten prüfen, auf denen sich die beiden aufgehalten haben. Und dann wird noch alles ein bisschen schwieriger, da wir hier derzeit keine
Weitere Kostenlose Bücher