Totgelebt (German Edition)
verstanden, er konnte fühlen, was sie empfand. E r wollte ihr helfen, sie erlösen. Es war, als ob er aus ihrer tiefsten Seele sprach. Es musste heute passieren, heute und mit ihm. Es war der richtige Zeitpunkt, heute, hier und jetzt, das spürte sie, das wusste sie. Dieser Mann hatte sie erwählt, da war sie sich ganz sicher.
Der Mann merkte auch, dass beide Frauen ihm zuhörten . Er fuhr fort, leiser, andächtiger: „Lass sie gehen, befrei e sie von ihrem Schmerz, sie hat so ein Leben nicht verdient, es ist ihre Entscheidung, und sie will das hier und heute, jetzt, beenden.“
Paula bemerkte, dass seine Worte bei ihr im Inneren, ganz tief, angekommen waren. Er hatte sie, ohne dass sie es wollte, mit seinen Worten berührt. Die Worte hallten in i hrem Inneren wider, stießen auf Resonanz. Ihre eigene Trauer, ihr Verlust ließen sich auf seine Worte ein. Der Mann bemerkte die Wirkung seiner Worte, das Mädchen auch. Lass das nicht zu, sagte sie sich, lass das nicht zu, Paula.
„Lass sie selber entscheiden, ihr eigener Wille soll über Leben und Tod entscheiden.“, er machte eine Pause. Er suchte nun Paulas Blick und fuhr heiser fort, „Erde zu Erde und Staub zu Staub“.
Seine Worte wirkten wie ein Strudel in Paulas Innerem, ein Strudel, der sie ganz weit weg und immer tiefer mit sich riss. Zu spät. Es war nur ein kleiner Gedanke, ganz kurz sah sie sein Gesicht vor sich, die schlammige Erde, der kleine Sarg, nur ganz kurz, aber das war schon lang genug. Zu lang. Sie schaute den Mann an.
Er hielt ihrem Blick stand. „Lass sie gehen.“, sagte er noch einmal, fast zärtlich, lockend, verführerisch. Dann fügte er hinzu „Du kennst das Gefühl, nicht wahr ? Du kennst den Schmerz.“
„Schneller , das muss doch schneller gehen.“, Max trieb seine Kollegen an. Er hatte Verstärkung im Präsidium angefordert. Nun waren sie mit 3 Polizeiautos und insgesamt sechs Mann am Grünwiesener Waldstück angekommen. Max sprang aus dem Auto, hinter ihm knallte eine Türe. „Geht es auch noch lauter?“, zischte er. „Leise jetzt“, also, wir gehen erst ein mal zum Waldesrand und verschaffen uns einen Überblick, dann verteilen wir uns, es bleiben immer Zweier-Teams zusammen. J ede Sekunde zählt . Ich habe von Paula nichts mehr gehört, das macht mich etwas unruhig . Also los.“, Max wedelte mit seinem Arm in Richtung Wald. Die Kolle gen folgten ihm. Er hatte Schwierigkeiten sich zu orientieren, sei ne Augen mussten sich erst an die absolute Finsternis gewöhnen. Am Waldesrand blieb er stehen. Er horchte. Er konnte nichts hören. „Nichts, gut dann teilen wir uns hier auf, ihr geht da rechts lang, wir hier in der Mitte, ihr links. Bitte sofort ein S ignal geben, wenn ihr etwas seht oder hört.“ Die Kollegen nickten, Max drehte sich und wollte loslaufen , als er plötzlich ein lautes Geräusch wahrnahm, als ob eine Sicherung durchknallen würde. Ein Knall, er dachte, merkwürdig, das passt gar nicht hier in den Wald und dazu noch nachts, er schaute nach rechts zu sei n en Kollegen und riss die Augen auf, dann rannte er los, ohne auf die anderen zu warten. „Nein, Paula, nein.“, schrie er nur.
Danksagung:
Zuerst geht mein Dank an N., die mir viele hilfreiche juristische sowie inhaltliche Tipps gegeben hat. M. möchte ich ebenfalls für das Korrektur lesen danken und dafür, dass sie mich erst recht motiviert hat, das Buch zu veröffentlichen.
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