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Totgelebt (German Edition)

Totgelebt (German Edition)

Titel: Totgelebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hagemann
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Netzverbindung haben. Unser System ist gehackt worden, keine Ahnung, wie das passieren konnte. Zumindest steht das System frühestens Morgen wieder zur Verfügung“. Anne schlug Paula vor, Max mit nach Hause zum Abendessen zu bringen, sie würde gleich Schluss machen und wenn die beiden kämen, hätte sie alles fertig vorbereitet. Paula bemerkte, dass ihr dieser Vorschlag nicht gefiel. Ein unangenehmes Gefühl stieg in ihr hoch. Eifersucht?, fragte sie sich selber. Ihr war es ganz und gar nicht recht, heute Abend schon wieder mit Anne und Max zu Hause zu sitzen, wieder stillschweigend zusehen zu müssen, wie die beiden sich amüsierten, während sie in den Wein starrte und schlechte Laune bekam. Das wollte sie unter gar keinen Umständen. Sie hatte dabei Annes alarmierende Worte im Ohr „Du stehst dir immer selbst im Weg“. Sie überlegt e kurz, wie sie den Vorschlag ablehnen konnte, ohne dass Max aufmerksam wurde. Er würde sich dazu ganz bestimmt nicht zweimal einladen lassen. „Das wird nicht gehen, es kann spät werden“, sie rang wortkarg um eine Ausrede, dann etwas leiser „Wir waren vorhin auch schon beim Italiener . “
    „Dann verzichten wir auf das Essen und trinken noch was zusammen. Was sagst du dazu? Frag Max doch einfach.“
    Paula merkte, dass sie langsam wütend wurde. Worauf nur, fragte sie sich. Auf Anne? Auf Max? Auf sich selber? Was hatte sie denn eigentlich zu befürchten, wenn sich ihre Freundin gut mit ihrem Kollegen verstand? Zu gut für ihren Geschmack, musste sich selbst eingestehen. Sie schämte sich für ihre Gefühle.
    „Ein anderes Mal, ja ?“, sagte sie etwas milder in den Hörer. „Hör mal, ich muss jetzt Schluss machen, ich melde mich vom Heimweg übers Handy. Bis nachher.“ Dann legte sie auf. Max schien von dem Gespräch nicht viel mitbekommen zu haben. Er hatte vor sich die beiden Karten mit den Bibelsprüchen liegen. Außerdem hatte er die persönlichen Sachen von Lotte und Leon auf seinem Schreibtisch verteilt: Die Armee-Tasche des Jungen, ein Hundespielzeug, ein Halstuch, einen Schlüsselbund und Leons Portemonnaie. Lotte hatte nur ihr Portemonnaie und einen Schlüsselbund am Abend ihres Todes dabei gehabt.
    Paula versuchte, nicht weiter an das Gespräch mit Anne zu denken. Sie musste sich nun voll und ganz auf die se Sache konzentrieren, andere Dinge durften jetzt keinen Platz in ihren Gedanken haben. Ihr e Stimmung verschlechterte sich ganz von alleine. Wieder einmal war sie ihren Stimmungen hilflos ausgeliefert, sie konnte nichts dagegen tun, ihre Stimmung fiel ins Bodenlose. Sie starrte auf die verstreuten Sachen auf Max Schreibtisch, nahm aber die Dinge gar nicht bewusst wahr. Sie hing komplett ihren Gedanken nach und konnte gleichzeitig keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie malte sich die schlimmsten Dinge aus. Noch einige Minuten und sie würde aus der Spirale der Depression vorerst nicht hinaus kommen. Sie brauchte dann einfach einige Zeit für sich, um wieder zu sich zu finden und klar zu sehen. Max schaute sie an, erst nach einigen Minuten bemerkte sie, dass er mit ihr sprach.
    „Was ist denn los, was ist in dich gefahren ? Ist was mit Anne? Ist ihr was passiert ? “, er sorgte sich wirklich und bekam die ganze Kraft ihrer schlechten Stimmung zu spüren. Sie fing sich, konnte gerade noch verhindern, dass sie komplett abtauchte. Sie schüttelte sich, bekam eine Gänsehaut, ging zum Fenster, öffnete es und atmete tief ein und aus. Die Sonne schien auch jetzt gegen fünf Uhr noch, sie konnte die Wärme der Sonnenstrahlen noch deutlich auf ihrem Gesicht spüren. Das tat gut. Sie atmetet noch einmal tief durch, schloss für ein paar Sekunden die Augen. Genoss die Wärme und die Ruhe. Sie bemerkte, wie der Druck, der sich vor einigen Minuten von einem Moment zum anderen in ihr aufgebaut hatte, wieder von ihr abfiel. Sie konnte sich wieder entspannen, ihre Gedanken waren wieder freier. Max war neben sie getreten.
    „Geht es dir nicht gut? Alles in Ordnung?“ Er machte sich wirklich Sorgen um Paula. Er berührte sie sanft an der Schulter. „Ich hole uns mal einen Kaffee.“ Er verließ den Raum.
    Max kannte sie gut, zu gut, dachte sie. Er wusste ihre Stimmungsschwankungen zu nehmen, er konnte sie richtig deuten und verhielt sich in jenen Momenten genau richtig. Er ließ sie allein, ließ ihr die Gelegenheit, sich zu fangen, zu sammeln, zeigte aber gleichzeitig deutlich, dass er da war, wenn sie ihn brauchte, wenn sie reden wollte. In diesem Moment war sie

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