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Totgelebt (German Edition)

Totgelebt (German Edition)

Titel: Totgelebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hagemann
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Hölle. Nein, gestand er sich selber ein, eigentlich ließ er ihnen keine Wahl. Er grinste schräg, seine Anspannung lockerte sich ein wenig. Er roch Blut, er schmeckte Blut, er hatte plötzlich wieder das Gefühl im Wald neben dem toten Jungen zu stehen, nur ein, zwei Minuten. Nicht länger hatte er sich den Triumph gegönnt. Ein berauschendes Gefühl, er war ein Triumphator, die Welt gehörte ihm. Er konnte alles tun, alles beherrschen, jeden Geist manipulieren, wenn er wollte. Er bewegte sich nicht, er wollte keine zusätzlichen Spuren hinterlassen. Er stand steif dem gekrümmten Körper gegenüber, sah, wie Hirnmasse neben dem Kopf lag, wie Blut aus dem Loch im Kopf sickerte. Roch das Blut, widerstand dem Reiz sich an dem Anblick zu weiden, das Blut zu berühren, zu schmecken. Er stand nur steif da und spürte seine innere Erregung, er drohte zu bersten, er konnte kaum an sich halten, doch er verbot sich selbst auch nur einen Schritt näher auf den Jungen zuzugehen. Er warf seine Karte neben den Jungen, er fasste die Karte mit einem Taschentuch an. Er hatte an alles gedacht, er hinterließ keine Spuren. Er versuchte seine Erektion zu ignorieren, er durfte das nicht zulassen. Kaum zu Hause angekommen, befreite er seinen Körper von der Qual, er befriedigte sich selber, er empfand die totale Befreiung, nur der Gedanke an den toten Körper ließ ihn erschaudern. Nun saß er hier und schaute sich das Video von dem Jungen immer und immer wieder an. Er entschied über Tod und Leben, er hatte die Macht Leben zu schenken und zu nehmen. „Ich bin genauso gut wie Gott“, er lachte wirr, immer lauter, sein Lachen schallte durch die ganze Wohnung. “Nein, ich, ich bin Gott. Ich allein“. Er spulte den Film zurück an den Anfang und betätigte erneut die Play-Taste.
     

17. Kapitel
     
    „Also, erzähl schon, was ist mit deiner neuen Flamme, oder soll ich schon Ex-Flamme sage n “, neckte Paula ihren Kollegen. Sie waren in eine kleine holländische Kneipe in der Nähe des Präsidiums gegangen. Beide hatten s ie Frikandel Spezial mit Pommes und dazu ein Bier bestellt. Paula war neugierig geworden und versuchte nun die versprochenen Informationen über das aktuelle Liebesleben ihres Kollegen herauszubekommen.
    „Ja, eigentlich schon“, begann Max zögerlich, „Sie hat mich ständig angerufen, mir bestimmt dreimal am Tag auf die Mailbox oder den Anrufbeantworter gequatscht, stell dir das mal vor. Da frag ich mich echt, ob sie keine Würde hat. Hat ständig gefragt, was denn los, sei, warum ich mich nicht melden würde und so weiter. Also habe ich sie dann gestern Abend endlich zurückgerufen. Sie hat mich bis dahin auch schon so genervt, dass ich wild entschlossen war, das ganz schnell und unkomplizierter zu beenden.“
    „Am Telefon?“
    „Ja, am Telefon warum nicht, da ist nichts Großes bei, oder? Ich habe keine Klamotten bei ihr, sie hat nichts bei mir, also kann man doch wohl auch eine Beziehung am Telefon beenden. Wenn es nichts mehr zu sagen gibt.“
    „Weißt du was, du bist ein echtes Weichei, wenn es um Frauen und Beziehungen geht. Unglaublich. Man redet doch wenigstens noch mal darüber, finde ich. Und man sollte auch die Größe haben, es dem Partner persönlich zu sagen.“
    „Jetzt warte doch mal ab. Ich habe dir doch noch gar nicht die ganze Geschichte erzählt. Ich habe dir nur gesagt, dass ich vor hatte , sie anzurufen und das ganze zu beenden. Es kommt ja meistens anders als man denkt“, Max sah nun aus wie ein kleiner Junge, der ein großes Geheimnis zu erzählen hatte, also gönnte sie ihm den Spaß und tat besonders neugierig und fragte ihn aus.
    „Und wie ging es weiter, erzähl schon.“
    Das gefiel Max. „Ich komme also aus dem Studio nach Hause und hatte schon wieder eine Nachricht von ihr auf dem Band. Und denke mir, ich werde jetzt schnell duschen, dann rufe ich sie an und bring alles hinter mich. Tja und dann komme ich aus der Dusche, will gerade ihre Nummer wählen, da schellt es und sie steht vor meiner Türe.“ Max legte eine kunstvolle Pause ein. „Na ja, dann kamen wir gar nicht mehr zum Reden. Du verstehst schon. Sie hat mich gefragt, warum ich sie nicht zurückgerufen haben und so, na ja, und sie stand dann so vor mir, das ging alles ganz schnell.“ Damit endete er.
    Paula war entgeistert. „Du meinst, du bist mit ihr ins Bett gehüpft, obwohl dir klar war, dass du sie nicht liebst und du die Beziehung eigentlich beenden möchtest? Unglaublich, du bist so ein richtiger

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