Totgelesen (German Edition)
wahr, Herr Anwalt.«
»Vielleicht wäre es besser, den Inspektor nun wirklich zu verlassen, Herr Beiel. Sie hatten Ihren Willen, nun wäre es an der Zeit, nach Hause zurückzukehren.« Hayden nahm Beiels Arm, um ihn nach draußen zu zerren. Beiel ließ sich aber nicht hinausbringen, ohne weiter zu sticheln.
»Am besten finde ich, dass die Polizei selbst mich entlastet hat. Noch dazu bei einer ihrer Abzock-Maßnahmen. Mich zu blitzen, wo ich doch nie zu schnell fahre, weil ich nicht einsehe, warum ich die Polizeikasse mit meinem Geld füllen soll. Die Ironie bei der Sache ist so abwegig, dass ich so etwas nicht einmal in einem meiner Bücher verwenden könnte.«
Sein Lachen dröhnte durch den Raum.
Hofers Selbstbeherrschung zerbrach im selben Moment, in dem Beiels Lachen begann. Er schnellte aus seinem Sessel hoch, baute sich vor Beiel auf und rammte ihm seine Faust mitten in sein grinsendes Maul.
»Ich kann Sie nicht hier festhalten, aber ich kann Sie zwingen, mein Büro zu verlassen.«
Sofort schob sich Hayden vor Beiel. »Das wird ein Nachspiel haben, Herr Inspektor. Das Beste wird sein, Sie packen gleich Ihre Sachen, denn lange werden Sie nicht mehr im Staatsdienst sein. Die Art und Weise, wie Sie mit Unschuldigen - wie meinem Mandanten - umgehen, ist nicht zu entschuldigen. Dafür werden wir Sie zur Rechenschaft ziehen«
Hayden zerrte an Beiel, um ihn so schnell wie möglich aus dem Raum zu schaffen. Im Türrahmen blieb Beiel allerdings noch einmal stehen und spuckte Blut und einen abgebrochenen Zahn vor Hofers Füße. »Ich wusste von Anfang an, dass ich stärker bin als Sie. Daran kann Ihre Faust auch nichts ändern. Adieu, Herr Inspektor.«
***
Zurück in der Polizeizentrale, ging Monika direkt in ihr Büro. Specht musste ihr sagen, dass sie falsch lag. Er musste sie davon überzeugen, dass ihre Überlegungen keinen Cent wert waren. Er musste einfach ihre Beweise entkräften.
Aber Specht war nicht da. Sie versuchte es am Handy. Er nahm nicht ab.
Also beschloss sie, mit ihren Anschuldigungen zu Hofer zu gehen. Sie fand ihn schlafend in seinem Büro mit dem Kopf auf dem Schreibtisch. Seine Arme hingen schlaff zu beiden Seiten seines Körpers. Monika entschied, mit ihren Ermittlungsergebnissen noch zu warten und ihm eine Stunde Ruhe zu genehmigen. Sie wollte die Tür bereits wieder schließen, als ihr die Waffe auffiel, die neben Hofer am Boden lag.
Langsam und bedacht betrat sie den Raum - ahnend, was sie erwarten würde. Bei genauerem Hinsehen erkannte sie den roten Fleck, der sich unter seinem Kopf bildete und Blut, das langsam, aber stetig zu Boden tropfte.
Monika erstarrte. Eigentlich sollte sie ihrem Kollegen zu Hilfe eilen, aber sie schaffte es nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so dastand. Ihre Augen konnten sich nicht von dem zu Boden tropfenden Blut lösen.
Plötzlich spürte sie, wie sie jemand von hinten packte und zur Seite schob. Eine kräftige Hand zwang sie, sich auf den Boden zu setzen. Ihre Wange schmerzte von der Ohrfeige, die sie soeben erhalten hatte, aber der Schmerz drang nicht bis in ihr Gehirn durch.
»Frau Mühlbacher, hören Sie bitte auf zu schreien.« Der ältere Beamte sah sie flehend an.
Monika schloss instinktiv den Mund. Ihr war nicht aufgefallen, dass der Schrei, den sie zwar gehört, aber ignoriert hatte, aus ihrem Mund kam.
Zusammen mit dem Beamten, der sich um Monika kümmerte, waren auch andere Kollegen hereingestürmt. Jemand schrie: »Ruft die Rettung, er lebt noch.«
Alles ging furchtbar schnell, dennoch kam es Monika vor, als ob die Zeit eingefroren wäre. Wie in Trance sah sie zu, wie Polizisten aus dem Büro stürmten, wie der Notarzt kam, wie Hofer reanimiert wurde - wie Hofer starb.
Zwei Monate später
»Ich verstehe immer noch nicht, warum er es getan haben soll.«
Monika lehnte sich wieder einmal an den Schreibtisch eines ihrer Kollegen. Nur handelte es sich heute um Spechts und nicht um Hofers Tisch - denn Hofers Schreibtisch war zusammen mit seinem Sessel schon lange verschwunden. Vor Kurzem wurde in seinem Büro sogar ein neuer Teppichboden verlegt - damit nur ja nichts mehr an einen Kollegen mit dem Namen Georg Hofer erinnerte. Einem Kollegen, der verzweifelt genug war, sein Leben selbst zu beenden.
Die letzten beiden Monate verbrachte Monika damit, herauszufinden, was zu dieser Tat geführt hatte. Nun, da sie alles beisammen hatte, setzte sie sich zu Specht und
Weitere Kostenlose Bücher