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Totgelesen (German Edition)

Totgelesen (German Edition)

Titel: Totgelesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Rieger
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einen Antrag ausfüllen, um Beiel dem Haftrichter vorführen zu können. Vor Gericht war der Staatsanwalt zuständig, aber bis dahin war er verantwortlich, und er würde nicht ruhen, bis er eine Beweiskette vorlegen konnte, die für keinen, noch so teuren Anwalt widerlegbar war.
    Die Akten zu den drei Fällen stapelten sich auf seinem Schreibtisch. Hofer schlichtete sie chronologisch; jeder noch so kleine Zettel wurde in die richtige Reihenfolge gebracht. Monika wäre ihm dabei eine große Hilfe gewesen, aber die hatte sich krank gemeldet - anscheinend gleich nach der zweiten Anhörung. Wahrscheinlich lag sie zu Hause in ihrem Bett und bereute die letzte Nacht. Vielleicht war das auch besser so, er konnte heute keine Ablenkung gebrauchen. Specht hatte sich in sein Nest zurückgezogen und markierte den Beleidigten, und das nur, weil er ihm einmal die Meinung gesagt hatte. Dabei wäre das schon längst nötig gewesen. Er war einfach zu stur, zu intensiv darauf bedacht, seine Meinung und seine Ansicht durchzusetzen; dabei blieben die Ergebnisse der anderen auf der Strecke.
    Also hing es allein an ihm, gegen den besten Anwalt der Stadt zu kämpfen. Vor Gericht würde der Staatsanwalt auf seine Beweise angewiesen sein. Wenn er bis dahin alles hieb- und stichfest belegen konnte, bestand auch für Hayden keine Chance, Beiel frei zu bekommen.
     Allein der Gedanke ließ ihn wütend werden. »Natürlich kann er Ski fahren. Jeder kann das«, schrie er sich selbst an.

    ***

    Maulend rannten die Buben an ihrer Mutter vorbei in ihr Zimmer. »Zuerst bekommen wir ein Eis und dann mussten wir, bevor wir es weggegessen hatten, ins Auto und nach Hause. Tante Moni spinnt!«
    Sabine beäugte ihre Schwester verblüfft: »Was ist los mit dir? Zuerst tauchst du hier auf und versetzt mich in Panik, weil du auf der Stelle die Jungs mitnehmen musst und dann bringst du sie - kaum zehn Minuten später - verstört zurück. Jetzt schuldest du mir eine Erklärung.«
    Anstelle einer Antwort ging Monika in das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer, setzte sich auf den Fernsehsessel und fragte: »Wann genau war der Ausflug vom Kindergarten?«
    »Na, das weißt du doch. Mitte Februar.« Sabine stellte sich vor ihre Schwester, um diese zu drängen: »Komm schon, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Was ist los?«
    Monika ignorierte die Frage und stellte stattdessen selbst eine: »Wann genau. Kannst du nachsehen, an welchem Tag die Jungs dort waren?«
    Sabine schüttelte den Kopf. Anscheinend kam sie mit Ungeduld nicht weiter. Sie setzte sich auf die Couch und beschloss fürs Erste, Monikas Fragen zu beantworten und sich nicht weiter aufzuregen.
    »Da brauch ich nicht nachsehen. Es war vor zwei Wochen. Ich weiß noch, dass es ein Dienstag war. Zwar habe ich das genaue Datum nicht im Kopf, aber du müsstest es wissen. Am Tag davor habt ihr diese Frau aus dem See gezogen. Weißt du nicht mehr? Ich hatte solche Bedenken, die Jungs dorthin zu schicken. Ich habe dich angerufen und gefragt, ob der See nicht zu gruselig ist für Kindergartenkinder.«
    »Bist du ganz sicher, dass es nicht ein paar Tage später war?« Monika wusste die Antwort schon, bevor sie die Frage stellte.
    »Nein, natürlich nicht. Wenn wir vorher von dem Mord gewusst hätten, dann wäre der Ausflug abgebrochen worden. Aber so war der Bus da und die Seeverwaltung hat den Betreuerinnen versprochen, der See sei bedenkenlos zu besuchen. Dann sind sie halt gefahren.«
    Trotz ihres inneren Versprechens, wurde Sabine neugierig: »Warum ist es so wichtig, wann der Ausflug war?«
    Natürlich wurde ihre Frage wieder mit einer Gegenfrage beantwortet.
    »Noch mal, du bist dir absolut sicher, dass der Ausflug am Dienstag den 23. Februar war und nicht eine Woche später?«
    »Das habe ich dir doch gerade gesagt. Ich verweigere jegliche weitere Aussage, wenn du mich nicht sofort aufklärst, Frau Kommissarin!« Sabines Tonfall machte deutlich, dass sie sich nicht nochmals abspeisen lassen würde. Darum fischte Monika die Kette aus ihrer Jackentasche und gab sie ihrer Schwester. Sabine - immer noch ohne Antwort, aber zumindest abgelenkt - zog die Augenbrauen kraus.
    »Na, damit kannst du aber keinen beeindrucken. So etwas Hässliches ist mir schon lange nicht mehr untergekommen.« Sie drehte den Anhänger zwischen ihren Fingern, um ihn exakter zu untersuchen. »Wenn man sie genauer ansieht, ist sie gar nicht so hässlich, eher gruselig - irgendwie.

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