Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
Vom Netzwerk:
ungeschickt mit dem Skalpell!«, schrie ich.
    Herr Matti stand plötzlich wieder auf seinen Füßen. Durch den Schwung rollte ich mit dem Sarg von Matti weg und krachte gegen einen Metallspind. Matti schaute mich mit dem traurigsten Blick an, den ich je an einem Menschen gesehen hatte.
    »Frau Margret, denken Sie bitte nichts Schlechtes von mir.«
    Dann drehte er sich um und ging hinaus.
    Da saß ich nun in einem mit weißem Satin ausgeschlagenen Sarg, meine Blase würde in spätestens drei Sekunden platzen, und ich war unfähig, mich zu bewegen, um Matti hinterherzulaufen und ihn davon abzuhalten, sich selbst etwas anzutun. Denn das, so war ich mir sicher, hatte er wohl vor. Maggie Abendroth, es ist vorbei. Mit Matti, mit dir, mit der ganzen Welt. Dies ist ein Alptraum, der niemals mehr aufhören wird. Und als wollte Matti meine Sicht der Dinge bestätigen, hörte ich, wie er den großen Transporter anließ.
    »Tu doch endlich was!«, schrie die vernünftige Stimme in meinem Kopf.
    Und ich, ich tat einfach das, was vor meiner Nase war. Ich zündete mir eine von Kostnitz’ schrecklich stinkenden Zigarren Marke Krummer Hund an, die ich immer noch fest umklammert hielt, und inhalierte tief. Alles um mich herum drehte sich und wurde schwarz.
    Wär’ ich doch bloß mit Wilma nach Winterberg gefahren. Erst friert man, dann schläft man, dann stirbt man.
    Alles halb so wild, Mädchen.

26
    Ich stellte zu meiner großen Überraschung fest, dass ich doch nicht bis Punkt drei von Kostnitz’ morbidem Abzählreim gekommen war, denn offensichtlich lebte ich noch – hätte ich sonst warme Hände und Füße? Oder war einem im Himmel sowieso immer warm? Würden alle Engel wirklich so aussehen wie George Clooney und Rupert Everett, wie Wilma immer behauptete?
    Ich meinte, eine Stimme zu hören und dämmerte sofort wieder weg.
    Als ich mich das zweite Mal aus dem Tiefschlaf halbwegs an die Oberfläche gearbeitet hatte, roch ich den Duft von Halston, überlagert von einer scharfen Kopfnote Salmiak. Für einen Moment packte mich die Panik. War ich noch im Kühlraum?
    Ich öffnete tapfer meine Augen und sah zu meiner Erleichterung nicht die Leiche von Kostnitz neben mir, sondern ein leeres Krankenhausbett. Ich war also im Krankenhaus, in Sicherheit. Am Fußende stand Winnie Blaschke und sah mich fragend an, fast so wie ein Kellner, der gespannt auf die nächste Bestellung seines verehrten Gastes wartet.
    Ich wollte mich im Bett aufrichten, aber mir wurde sofort schwindelig.
    »Willkommen zurück im Leben, Miss Marple.«
    Ich ließ den Kopf wieder ins Kissen sinken. Nach Karussellfahren war mir ganz und gar nicht. Winnie kam an die Bettseite, schob mir ein Kissen in den Rücken und reichte mir ein Glas Wasser, das ich gierig in einem Zug austrank. Das Zimmer drehte sich immer noch ein bisschen.
    »Was?«, krächzte ich.
    »Pssst, der Doktor sagt, du sollst nicht sprechen.«
    »Winnie … Was ist passiert?«
    »Ruh dich doch erst mal aus.«
    Ich ließ einen herzzerreißenden Hustenanfall folgen.
    »Ich bin wach!«
    Winnie kapitulierte und setzte sich auf die Bettkante.
    »Aber nur ganz kurz. Also, Sommer ist tot.«
    »Weiß ich. Hat Matti wirklich …?«
    »Hat er. Matti hat ihn mit dem großen Transporter im Hof an die Wand gequetscht. Wir haben die Leiche erst gar nicht gesehen. Matti hat ihn im wahrsten Sinne des Wortes an die Wand genagelt. Sei froh, dass du im Kühlhaus warst und das nicht mit ansehen musstest.«
    »Plattfisch«, murmelte ich.
    »Was?«
    »Ach nix. Und weiter?«
    Das Kühlhaus. Der tote Kostnitz. Jetzt fiel mir alles wieder ein. Ich hob meine Bettdecke an und schaute an mir herunter.
    »Suchst du was?«, fragte Blaschke.
    »Nee. Ich wollt nur mal …«
    … gucken, ob ich untenrum trocken bin, hätte ich wahrheitsgemäß sagen können. War mir aber dann doch peinlich.
    »Es war alles noch da, als wir dich gefunden haben. Hat der Arzt gesagt.«
    »Aha. Dann bin ich ja beruhigt.«
    »Ich weniger.«
    »Warum?«
    »Weil ich gedacht habe, du wärst tot. Wir haben dich in einem Sarg gefunden.«
    »Ich? Im Sarg?«
    Daran konnte ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern.
    »Oh ja. Mit einer brennenden Zigarre in der Hand.«
    »Ich hoffe, davon gibt es keine Tatortfotos.«
    »Nein, wir mussten dich schleunigst da rausholen, die Deko hatte schon angefangen zu kokeln.«
    Das klang wirklich nicht so, als sollte man es als Maggie Abendroths Heldentaten in der Zeitung veröffentlichen. Ich wechselte das Thema: »Matti?

Weitere Kostenlose Bücher