totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)
Was ist mit Matti passiert? Er hat sich doch nichts angetan?«
»Wir haben ihn in dem großen Transporter gefunden. Der Motor lief, aber er war unfähig, auch nur zu sprechen oder irgendetwas anderes zu tun.«
»Armer Matti.«
»Er hat mir richtig Leid getan. So ein anständiger Mann, und dann so was.«
»Und er hat gar nichts gesagt?«
»Nichts bis jetzt. Er hat sich von den Kollegen friedlich abführen lassen. Seitdem spricht er kein Wort. Im Gegensatz zu Bartholomae. Der hat alles gestanden.«
»Ich wette, der hatte viel zu erzählen.«
»Blieb ihm auch nichts anderes übrig. Wir haben ihn erst vom Tisch abgeschnallt, als er fix und alle war.«
Ich bekam einen heftigen Hustenanfall. Winnie reichte mir ein Glas Wasser und sagte: »Ich glaube, das reicht für heute.«
Er wollte aufstehen, aber ich hielt ihn zurück. Der konnte mich doch jetzt nicht halb informiert hier hängen lassen!
»Also gut, Miss Marple: Er hat gestanden, die Drecksarbeit gemacht zu haben. Er ist mit einem Nachschlüssel bei den alten Leuten aufgekreuzt und hat sie erstickt. Vorzugsweise während Schwester Beate mal eben beim Einkaufen war oder in der Waschküche. Sommer hat die Buchhaltung erledigt und das Bequatschen der Kundschaft. Die haben gedacht, Herr Matti wäre zu blöd, um irgendwas mitzukriegen. Die fanden dich übrigens auch einfältig genug, um ihnen nicht in die Quere zu kommen. Bartholomae hat gesagt, dass Sommer dich eingestellt hat, weil du von nix eine Ahnung hattest.«
»So kann man sich täuschen«, krächzte ich zufrieden.
Winnie fragte ganz unvermittelt: »Was bist du eigentlich wirklich von Beruf?«
»Weiß ich auch nicht. Eigentlich Drehbuchautorin. Ist aber ’ne lange Geschichte.«
Ich wollte über das Thema jetzt garantiert nicht sprechen und zupfte an meiner Bettdecke herum: »Was passiert denn jetzt mit Matti?«
»Was schreibst du denn so? Doch nicht etwa Krimis?«
»Nee, würde mir im Traum nicht einfallen. Ist ja auch unwichtig.«
Winnie schaute mich wieder mit dieser hochgezogenen Augenbraue und diesem spöttischen Grinsen an. Ich kriegte eine heiße Birne. Mein Gesicht war bestimmt so rot wie ein Himbeerlolli.
»Was ist mit Matti?«, quengelte ich.
Netterweise ritt er nicht weiter auf dem Thema Berufswahl herum und sagte: »Er ist natürlich in U-Haft. Es wird wohl auf Totschlag hinauslaufen. Immerhin hat er einen Menschen getötet. Aber ich denke, in diesem Fall werden der Affekt und die übrigen Umstände für ihn sprechen. Was er mit Bartholomae vorhatte … wer kann das mit Sicherheit sagen?«
»Also, das kann ich dir sagen: Wenn Matti nicht gewesen wäre, hätten die immer weiter gemacht, und … wenn Matti nicht gewesen wäre, hätte Bartholomae mich erwürgt. Er hat mir das Leben gerettet. Irgendwie musste er den Mistkerl ja aufhalten. Da hat er ihn eben festgebunden.«
»Deine Aussage wird vor Gericht sehr wichtig sein. Wir hatten zunächst die Theorie, dass Matti dich gewürgt hat.«
»So ein Quatsch! Habt ihr keine Fingerabdrücke von meinem Hals genommen?«
Blaschke lachte schallend.
»Ich wette, du schreibst doch Krimis! So ein Mist kommt in jedem Fernsehkrimi vor. Nein, wir haben keine Fingerabdrücke von deinem Hals. Deine Aussage wird reichen.«
»Wie viele Morde hat Bartholomae denn nun gestanden?«
»35, so ungefähr. Er wusste es nicht mehr so genau. Er meinte, wir sollten in Sommers Computer nachschauen.«
»Unglaublich, dieses arrogante, skrupellose Stück Dreck! Und Weizmann?«
»Ach, der? Den holen unsere spanischen Kollegen gerade aus seiner Finca auf Mallorca. Aber solange der den Mund hält, können wir ihm außer Blödheit und Fehldiagnosen gar nichts nachweisen. Wahrscheinlich hat er sein Geld bar ausgezahlt bekommen. Auf seinen Konten ist jedenfalls alles okay«, erwiderte Winnie Blaschke leicht resigniert.
Ich konnte mir gut vorstellen, dass Winnie jetzt viel lieber beim Einsatz auf Mallorca wäre, um Weizmann bei strahlendem Sonnenschein ein Geständnis aus den Rippen zu boxen. War bestimmt spannender als ein Krankenbesuch bei mir.
»Den braunen Umschlag …«, setzte er an.
»Was ist damit?«, hakte ich sofort nach. So viel herrenloses Geld in einem braunen Umschlag! Ich könnte ins Schwärmen geraten.
»Haben die Kollegen von der Spurensicherung natürlich auch gefunden.«
»Wie schade.«
»Du hattest übrigens Recht mit deiner Vermutung. Sommer und Bartholomae hatten Pech an der Börse.«
Ich nickte zufrieden: »Siehst du, manche Dinge weiß
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